BERLIN. „Freude an der Arbeit mit Kindern“ – dies ist aus Sicht der Deutschen die wichtigste Eigenschaft, über die ein Lehrer verfügen sollte. „Fachwissen“ rangiert erst an zweiter Stelle, gefolgt von „Engagement“ und „Belastbarkeit“. Dies ist eines der Ergebnisse einer Umfrage des Instituts Insa-Consulere im Auftrag der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzendenkonferenz. Diese „Schulstudie 2014 – So denkt Deutschland über Schule“ soll ein Comeback einläuten: Die Union will sich, nachdem zuletzt kurzzeitig kein einziger Kultusminister in Deutschland mehr CDU-Mitglied war, neu in der Schulpolitik aufstellen.
Der Chef der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag, Mike Mohring, befand: „Die CDU braucht ein neues Selbstbewusstsein in der Bildungspolitik. Es wird höchste Zeit. Die CDU hat in Koalitionen immer wieder die Kultusministerien abgegeben. Derzeit stellen CDU und CSU drei Kultusminister. Ich möchte, dass aus dieser Skatrunde der Kultusministerkonferenz wieder eine Mannschaft wird.“ Julia Klöckner, seine Amtskollegin aus Rheinland-Pfalz, versuchte zu umreißen, was christdemokratische Schulpolitik künftig auszeichnen soll: „Kontinuität und Verlässlichkeit sind in der Bildungspolitik gefragt, nicht immer neue Experimente. Eigentlich geht es um das, was die Union schon immer verfolgt hat: Qualitäts- statt Strukturdebatten müssen im Mittelpunkt stehen. Und das heißt: Erst einmal volle Unterrichtsgarantie gewährleisten, bevor Neues aus dem Boden gestampft wird. So sieht es auch beim Thema Inklusion aus, die Befragten wollen keine Inklusion mit der Brechstange, sondern auch weiterhin Wahlfreiheit, den Bestand der Förderschulen. Wir müssen vom Kind, nicht von der Quote her denken.“
Mohring gab als Vorsitzender der CDU-Fraktionsvorsitzendenkonferenz die umfassende Studie in Auftrag, um nach eigenen Angaben „zu erfahren, wie die deutsche Bevölkerung über Schule denkt und welche Grundüberzeugungen sie hat“.
Die wichtigsten Ergebnisse:
- Zwei Drittel aller Deutschen wollen Investitionen in Bildung. Mehr als die Hälfte aller Befragten würden dafür auf Steuersenkungen oder Schuldenabbau verzichten.
- Es gibt keine nennenswerten Unterschiede zwischen Ost und West. Die Deutschen ticken in Bildungsfragen gleich.
- Fast 80 Prozent der Deutschen sehen große Unterschiede in der Schulbildung zwischen den Ländern. Sie stehen dem Föderalismus durchaus aufgeschlossen gegenüber (besonders die Jüngeren), wünschen sich aber mehr Einheitlichkeit.
- Die beste Schulbildung gibt es nach Meinung der Befragten in Bayern und Sachsen.
- Mehr als 90 Prozent sind für den Erhalt des deutschen Gymnasiums. Befragte mit Haupt- oder Volksschulabschluss sprechen sich am deutlichsten dafür aus.
- Das größte Problem sehen die Menschen im Unterrichtsausfall an deutschen Schulen.
- Die Deutschen stehen zu Kopfnoten (82 Prozent), zum Lernen von Schreibschrift in der Grundschule (81 Prozent) und der dualen Ausbildung (79 Prozent). Sie stehen zum Leistungsprinzip an den Schulen (73 Prozent), zum Wiederholen von Klassenstufen (76 Prozent für das Sitzenbleiben) und zur Erteilung von Noten für Leistungen (81 Prozent).
- Eine deutliche Mehrheit will Ganztagsschulen mit freiwilligen Angeboten am Nachmittag (62 Prozent). Nur 20 Prozent wollen eine verpflichtende Ganztagsschule.
- Die deutliche Mehrheit der Befragten (82 Prozent) hält für die unterschiedlichen Schularten auch unterschiedlich ausgebildete Lehrer für notwendig.
- Nur 41 Prozent der Befragungsteilnehmer wissen, was Inklusion bedeutet. Genauso viele können das nicht von sich behaupten. Die große Mehrheit der Befragten (89 Prozent) erachtet die Förderschulen als wichtigen Bestandteil eines ganzheitlichen Bildungssystems. Lediglich sechs 6 Prozent wollen Förderschulen abschaffen.
- Mehr als die Hälfte der Befragten sind mit der Ausstattung der Schulen in ihrer Region eher (45 Prozent) oder sogar sehr zufrieden (13 Prozent).
- Drei Viertel der Befragten wünschen sich in ihrer Region mehr Investitionen in außerschulische Bildungsangebote. In den neuen und in den alten Ländern ist dieser Wunsch gleichermaßen verbreitet.
Die Ergebnisse der Studie würden in Beschlüsse und Richtungsentscheidungen einfließen, versicherte Mohring.