STUTTGART. Angehende junge Lehrer, die im kommenden Schuljahr nicht in den staatlichen Schuldienst übernommen werden, können an einer der 232 Waldorfschulen in Deutschland eine Alternative finden. Jährlich seien dort 600 Stellen zu besetzen. Auf diese Möglichkeit macht der Bund der Freien Waldorfschulen (BdFWS) aufmerksam – angesichts der Tatsache, dass in vielen Bundesländern ein Teil der Referendare keine Planstelle finden kann.
So müssten allein in Bayern nach Angaben des Kultusministeriums an den Gymnasien knapp 80 Prozent der Bewerber mit einer Absage rechnen, an den Realschulen sogar 90 Prozent. In Presseberichten werde schon von neuen Zeiten der Massenarbeitslosigkeit bei den Lehrern gesprochen, so heißt es in einer Erklärung.
„Junge Lehrer, die eine sinnvolle Aufgabe suchen und gern selbständig gestalten möchten, sind bei uns an der richtigen Stelle“, betonte Henning Kullak-Ublick vom Vorstand des BdFWS. Ähnlich wie in den skandinavischen Ländern gebe es an den Waldorfschulen einen Rahmenlehrplan, der viel Gestaltungsfreiheit für den eigenen Unterricht biete.
Die Waldorfpädagogik knüpfe an den individuellen Fähigkeiten der Schüler an und ermögliche es ihnen, ohne Noten- und Leistungsdruck zu lernen. Das Ideal der Waldorflehrer, Erziehung als Kunst zu betreiben, beinhalte die Verpflichtung, Unterrichtsbedingungen zu schaffen, innerhalb derer die Schüler alle ihre Talente entwickeln können. Durch die Einbeziehung von Kunst, Sprache, Theater, Bewegung und Musik werde die kognitive, emotionale und den Willen fordernde Entwicklung der Schüler ganzheitlich gefördert. Zur Mitarbeit motivierte Eltern, ein Kollegium, das sich selbst verwalte und regelmäßig über grundlegende pädagogische Fragen austausche sowie die weltweite Verbreitung der Waldorfpädagogik seien weitere Vorteile, die junge Lehrer zur Mitarbeit motivierten.
„Waldorflehrer finden auf unterschiedlichsten Wegen zu ihren Schulen“, erklärte Kullak-Ublick. Das breite pädagogische Angebot der Ausbildungsstätten für die Waldorflehrerbildung biete für Menschen mit unterschiedlichen beruflichen Qualifikationen und Voraussetzungen eine Weiterbildung entweder zum Waldorfklassenlehrer, zum Fach- oder Oberstufenlehrer.