BERLIN. Die Landwirtschaft kommt im Schulunterricht zu kurz. Das meint mehr als die Hälfte der Bundesbürger. Zwei Drittel stimmten sogar der Forderung zu, dass diese Themen verpflichtend unterrichtet werden wollten. Das hat eine repräsentative Emnid-Umfrage ergeben, die im Auftrag des Vereins „i.m.a – information.medien.agrar“ durchgeführt wurde. „Dieses Ergebnis sollte die Kultusminister nicht nur zum Nachdenken, sondern zum Handeln anregen”, befand dessen Geschäftsführer Patrik Simon.
Der Unterricht über die Produktion unserer Lebensmittel, die Vermittlung von Wissen über das Leben in der Landwirtschaft und deren Bedeutung für die Gesellschaft sollten nicht wenigen engagierten Lehrern überlassen bleiben, meint laut Umfrage die Mehrheit der Bürger in Deutschland. 68 Prozent halten es für wichtig, dass die Lehrpläne entsprechenden Schulunterricht vorschreiben. Erstaunlich dabei: 69 Prozent der 14- bis 29jährigen Befragten teilen diese Auffassung, aber nur 45 Prozent der 30- bis 39jährigen, während Befragte über 40 Jahren mit mehr als siebzig Prozent zustimmen.
Vor diesem Hintergrund verwundere es nicht, dass die Mehrheit der Bundesbürger die Auffassung vertritt, dass im Unterricht derzeit kein realistisches Bild der Landwirtschaft vermittelt wird, heißt es. 59 Prozent der Befragten sind dieser Ansicht. Bei den Befragten, die in einem Haushalt mit Kindern leben, fällt dieses Urteil noch deutlicher aus: Mehr als zwei Drittel zweifeln die Realitätsnähe an. Dazu i.m.a-Geschäftsführer Simon: “Dieses Ergebnis zeigt: Je mehr Kontakt zur Schule besteht, umso größer ist das Bewusstsein, dass der Unterricht kein wirklichkeitsgetreues Bild der Landwirtschaft vermittelt und daher dringender Korrekturbedarf besteht.”
Artgerechte Tierhaltung oder der Einsatz von Pestiziden sind nach Ansicht der Bürger hingegen keine Themen, die im Unterricht vorrangig behandelt werden sollten. Sie waren gerade einmal für fünf Prozent der Befragten relevant. Stattdessen sehen 16 Prozent der Bundesbürger Nachholbedarf in Fragen der richtigen Ernährung, der Erzeugung und Herkunft von Lebensmitteln. Für 13 Prozent sollten Themen der Bio-Landwirtschaft mehr als bisher in die Lehrpläne einfließen. Die Umwelt und der Umweltschutz in der Landwirtschaft sind immer noch für zwölf Prozent der Befragten ein wichtiges Unterrichtsthema. Simon: „Das zeigt uns, dass es den Menschen wichtig ist, dass ihren Kindern mehr als bisher Basiswissen vermittelt wird, statt sie mit Themen zu konfrontieren, die leider nur allzu oft ideologisch beeinflusst sind.”
Simon verweist darauf, dass bereits 2012 in einer Umfrage 61 Prozent der Bundesbürger beklagt hätten, im Unterricht würden zu wenig landwirtschaftliche Themen behandelt. „Damals kritisierten 64 Prozent, dass in den Schulen ein unrealistisches Bild der Landwirtschaft vermittelt wird. Zwei Jahre später stellt sich die Frage, warum sich an diesem Resultat nichts Grundlegendes verändert hat und wer daran Interesse haben könnte, dass unsere Jugend weiterhin uninformiert und zum Teil sogar mit falschen Vorstellungen aufwächst.”
Ein praxisorientierter Unterricht könne eine Lösung für die Bildungsmisere bei landwirtschaftlichen Themen an unseren Schulen sein. Diese Auffassung vertritt mit mehr als 80 Prozent der Befragten eine deutliche Mehrheit der Bundesbürger. Sie plädiert für landwirtschaftsbezogene Projektarbeit, Besuche auf Bauernhöfen, gemeinsames Kochen und Schulgartenarbeit. Selbst ein Schulpraktikum auf einem Bauernhof zur Berufsorientierung wird noch von mehr als der Hälfte der Bundesbürger befürwortet.
“Die deutschen Landwirte sind bereit, Schulklassen zu empfangen”, weiß Patrik Simon. Der Verein „i.m.a.“ unterstütze bereits rund 70.000 Lehrer mit didaktischem Unterrichtsmaterial. „Doch so lange in den Lehrplänen landwirtschaftliche Themen nicht verbindlich vorgeschrieben sind, wird es beim Engagement einiger weniger Pädagogen bleiben”, befürchtet der i.m.a-Geschäftsstellenleiter. Der i.m.a e.V. wird als gemeinnütziger Verein von den Organisationen der deutschen Landwirtschaft getragen. Vorsitzender des Vereins ist der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied. News4teachers
Hier gibt es Medien und Materialien der “i.m.a”
Zum Bericht: Bauernhöfe öffnen sich für Besuche von Schulklassen
