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Streit um “Turbo-Abi”: NRW-Verbände wollen G8 beibehalten – fordern aber Verbesserungen

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DÜSSELDORF.Der Meinungskrieg um die richtige Schulzeit am Gymnasium tobt in vielen Bundesländern. In NRW zeichnet sich jetzt ab: Das «Turbo-Abi» wird nicht einkassiert.

Weniger Hausaufgaben, weniger verpflichtender Nachmittagsunterricht, aber keine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9) – dieser Schul-Kurs zeichnet sich in Nordrhein-Westfalen ab. Nach fünfmonatigen Beratungen haben die Experten eines vom Schulministerium eingerichteten Runden Tisches Empfehlungen vorgelegt. Laut dem vorliegenden Entwurf soll der achtjährige gymnasiale Bildungsgang (G8) verbessert statt verworfen werden. Mehrere Zeitungen hatten zuvor über den Entwurf berichtet.

Verschiedene Modelle einer Veränderung der Schulstruktur – bis hin zu Parallelsystem innerhalb einer Schule – wurden von der Mehrheit der Experten verworfen. Der hohe organisatorische Aufwand und Vertrauensschutz für die Eltern und Kinder im jetzigen Schulsystem sprechen aus ihrer Sicht gegen die Rolle rückwärts von G8 zu G9. Die Schulzeitverkürzung von neun auf acht Jahre Gymnasium hatten 2005 alle Landtagsparteien befürwortet. Die Bürgerinitiative «G-IB-8» und die Elterninitiative «G9 jetzt in NRW» kämpfen massiv für die Rückkehr zu G9.

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Die vorliegenden Empfehlungen entstammten einem Entwurf und seien kein Abschlussbericht, sagte die Sprecherin des NRW-Schulministeriums, Barbara Löcherbach. «Nicht der Runde Tisch entscheidet – die Entscheidung fällt im Landtag.» Die Abschlussrunde der 45 Vertreter aus 30 Verbänden, Gruppen und Parteien soll am 3. November tagen. Anschließend ist die Politik am Zug und muss bewerten, welche Empfehlungen sie umsetzen will. Damit werden sich auch Parteigremien befassen.

Das Schuljahr  steht noch ganz am Anfang, der Konflikt um die Abiturzeit schwelt weiter. Foto: Peter Gugerell / Wikimedia Commons

In den vorläufigen Empfehlungen wird eine Klarstellung gefordert, «dass Hausaufgaben der individuellen Förderung dienen, jedoch nicht dazu, Fachunterricht zu kompensieren beziehungsweise zu verlängern». An Tagen mit verpflichtendem Nachmittagsunterricht sollten Lehrer keine Hausaufgaben für den Folgetag geben dürfen. Ebenso müsse klargestellt werden, «dass alle Ergänzungsstunden der individuellen Förderung dienen», nicht aber den Unterrichtsumfang erhöhen sollen. Der verpflichtende Nachmittagsunterricht solle begrenzt werden – ebenso wie die Gesamtmenge an Unterricht, Hausaufgaben und Klassenarbeiten.

Die FDP-Opposition sieht sich in ihrer Haltung bestärkt, an G8 festzuhalten. Die rot-grüne Regierung müsse aber die «Benachteiligung der Gymnasien beenden», forderte die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Yvonne Gebauer.

Der Streit über die Schulzeit am Gymnasium beschäftigt derzeit die meisten Bundesländer. In Hamburg und in Bayern waren kürzlich Volksbegehren zum neunjährigen Gymnasium gescheitert. Das rot-grün regierte Niedersachsen hatte dagegen als erstes Bundesland erklärt, das «Turbo-Abitur» nach acht Jahren wieder abschaffen zu wollen. dpa

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