BERLIN. Der Theaterbesuch von Schülern im Berliner Admiralspalast gerät aus den Fugen: Siebtklässler aus einer Schule im Stadtteil Wedding stören das Stück und bedrohen Sechstklässler aus dem brandenburgischen Eberswalde. Ein 13-Jähriger zückt dabei gar ein Messer. Die Polizei ermittelt jetzt gegen die Täter wegen Körperverletzung, Bedrohung, versuchter gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung. Kritik wird an den begleitenden Lehrern laut: Die Ermittler seien verwundert darüber, dass die Aufsichtspersonen nicht sofort die Polizei verständigten, so berichtet die “Berliner Morgenpost”.
Eine rasche Alarmierung über den Notruf 110 hätte nicht nur die Aufklärung erheblich erleichtert, so heißt es. „Möglicherweise hätten die Angriffe – zumindest in Teilen – noch unterbunden werden können”, sagte ein ermittelnder Beamter dem Blatt. Es sei nur schwer nachvollziehbar, dass die Polizei erst nach der Rückkehr nach Eberswalde verständigt und Strafanzeige erstattet wurde. Auch die beiden Begleiter der Oberschule in Wedding – einer Brennpunktschule – hatten nicht die Polizei eingeschaltet, ebenso wenig die Veranstalter der Theateraufführung.
Was war geschehen? Im Theater Strahl, einem Jugendtheater im Admiralspalast, störten die Berliner Schüler die Aufführung immer wieder. Sie warfen Papierkugeln auf die Schauspieler, bis diese die Vorführung unterbrachen und das Publikum ermahnten.
Zur Ruhe kamen die Störer dadurch aber offensichtlich nicht: Einer von ihnen – ein 13-Jähriger – soll zwei Gleichaltrigen in der Reihe vor ihm mit einem Messer bedroht haben. Einem hielt er die Waffe an die Wange, dem anderen an den Hals. Als die Berliner Schüler das Theater verließen, wiesen die drei Lehrerinnen der Eberswalder Schule ihre 68 Schüler an, sitzen zu bleiben, bis die anderen den Saal verlassen hatten. Sie informierten telefonisch den Busfahrer, bis vor den Eingang des Admiralspalastes zu fahren und auf die Schüler zu warten. Allerdings: Draußen wurden sie von etwa 50 der Berliner Schüler erwartet – und beschimpft. Einer schlug einem 12-Jährigen aus Eberswalde mit der Faust auf die Nase, der Junge blieb unverletzt. Als die Brandenburger in die Busse stiegen, wurde noch ein Nothammer gegen eines der Fahrzeuge geworfen, das Schäden an der Karosserie davontrug. In Brandenburg erstatteten die Lehrerinnen dann Anzeige.
Drei der Berliner Schüler – allesamt noch unter 14, also strafunmündig – wurden von der Polizei als tatverdächtig eingestuft; gegen sie wird jetzt ermittelt. Nach den Anhörungen wurden die Jugendlichen ihren Erziehungsberechtigten übergeben, hieß es. Noch nicht geklärt sei, ob der Auseinandersetzung eine Provokation vorausgegangen war, berichtet der „Tagesspiegel“. Eine Lehrerin der Berliner Schule habe erklärt, Sprüche wie „scheiß Türken“ seien zuvor gefallen.
„Der Fall darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden“, sagte ein Sprecher der Senatsbildungsverwaltung dem Bericht zufolge. Besonders wichtig sei es, dass die betroffenen Schulen in Kontakt treten und die Vorfälle gemeinsam aufarbeiten. Möglich seien etwa gemeinsame Aktivitäten oder Gesprächsrunden. Welche Konsequenzen die Schüler erwarten, darüber lasse sich noch nichts sagen, hieß es. Laut Schulgesetz hätten Schulen „bei schwerem oder wiederholtem Fehlverhalten“ die Möglichkeit, sogenannte Ordnungsmaßnahmen zu ergreifen: ein schriftlicher Verweis, Ausschluss vom Unterricht oder die Umsetzung in eine andere Schule. News4teachers
Zum Bericht: Lehrerin schreibt Brandbrief an Eltern: “Ich habe mich für Ihre Kinder geschämt”
