BERLIN. Die deutsche Wirtschaft stellt sich gegen Warnungen vor einer angeblichen Akademikerschwemme. In einem gemeinsamen Positionspapier «Wir brauchen alle!» verteidigen der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und die Deutsche Telekom die gestiegenen Studierendenzahlen. «Die Debatte über eine mögliche Überakademisierung oder gar einen Akademisierungswahn ist irreführend, undifferenziert und schadet dem Gedanken von mehr Durchlässigkeit zwischen den Bildungsbereichen», sagte BDA-Vizepräsident Gerhard Braun.
2013 hatten mit über 500.000 Erstsemestern erstmals mehr junge Menschen ein Studium aufgenommen als eine Lehre (482 000). Dazu hatten aber auch die doppelten Abiturientenjahrgänge infolge der Schulzeitverkürzung beigetragen. Seither mehren sich Stimmen, die das deutsche System der betrieblichen Berufsausbildung in Gefahr sehen. BDI, BDA und Telekom warnen nun davor, beide Bildungsbereiche gegeneinander auszuspielen. «Die Wirtschaft braucht sowohl Absolventen aus der beruflichen als auch aus der akademischen Bildung», heiße es in dem Papier. Die Autoren fordern eine «schlüssige Gesamtstrategie zur Fachkräftesicherung». Schulen, die zur Hochschulreife führen, sollten berufliche und hochschulische Bildung gleichberechtigt vorstellen. dpa
Zum Bericht: Mehr Studienanfänger als neue Azubis: Philologen warnen vor Akademikerschwemme