BAUTZEN. Mit dem Stück ”Krieg – Stell dir vor, er wäre hier“ – will das Deutsch-Sorbische Volkstheater Schüler ermutigen, sich in die Situation von Flüchtlingsfamilien hineinzuversetzen. Geplant ist auch, Schüler in ihrem Klassenzimmer zu überraschen – unter theaterpädagogischer Begleitung.
Gerade noch sind die Schüler über knifflige Mathe-Aufgaben gebeugt, da knallt es plötzlich. Mitten im Unterricht springt die Tür auf und die Mädchen und Jungen befinden sich plötzlich im Chaos. So beschreibt Gabriele Suschke vom Deutsch-Sorbischen Volkstheater die Wirkung, die das neue Stück «Krieg – Stell dir vor, er wäre hier» erzielen will. Gespielt wird im Klassenzimmer, unangekündigt und überraschend. Damit sollen die Schüler auch ein Stück weit herausgefordert werden. Denn die neue Produktion, die am 12. März in der Gedenkstätte Bautzen Premiere feiert, will vor allem die aktuelle politische Situation beleuchten.
«In der Lausitz wird in übervollen Gemeindeversammlungen zur Front gegen die Migranten aufgerufen, heftig sind die Diskussionen um jede notwendige Unterkunft», hieß es. Seit Monaten wird im Landkreis Bautzen darüber diskutiert, wie mit der steigenden Zahl von Asylbewerbern umzugehen ist. Das Theaterstück soll Schüler nun ermutigen, sich in die Situation von Flüchtlingsfamilien hineinzuversetzen.
Basierend auf einem Text von Janne Teller ist in dem Stück verkehrte Welt angesagt: Mitten in Europa bricht ein Krieg aus. Eine deutsche Familie flieht in das nächstliegende, friedliche Land – Ägypten. Dort kommt die Familie in ein Sammellager. Kein Ausgang, keine Arbeit, keine Schule. Nach Jahren erhält die Familie eine befristete Aufenthaltserlaubnis. Doch nun muss die Familie mit Vorurteilen, Fremdenfeindlichkeit und Konflikten mit der arabisch-islamischen Kultur kämpfen.
Autorin Teller setzt auf Empathie «als ersten Schritt, um sich mit den Schicksalen unserer neuen Mitbewohner auseinanderzusetzen.» Für die Premiere des Gemeinschaftsprojekts in der Gedenkstätte wird noch ein Klassenzimmer nachgestellt, aber später sollen Schüler dann in ihren eigenen Klassenzimmern überrascht werden. Damit niemand verstört zurückbleibt, werden anschließend Theaterpädagogen mit den Jungen und Mädchen über das Gesehene diskutieren. (dpa)
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