BONN. Herr K., Politiklehrer in Bonn, ist aktives Mitglied der erzkonservativen „Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn“. Einige seiner Schüler haben das jetzt herausgefunden und fordern seinen Austritt aus “dem braunen Sammelbecken”. Der Konflikt wirft die Frage auf: Wie neutral muss ein (Politik-)Lehrer sein?
Burschenschaft ist nicht gleich Burschenschaft, aber die “Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn” hat in der Vergangenheit unter Beweis gestellt, warum Ihnen ein stramm rechter Ruf vorauseilt. Zwei Beispiele: 2011 hatten die„Raczeks“-Brüder ihrem Dachverband vorgeschlagen, einen „Ariernachweis“ einzuführen. Anhand von Gesichts- und Körpermerkmalen sollte festgestellt werden, ob ein Mensch zum „deutschen Stamm“ gehört oder nicht. Sie konnten sich mit diesem Vorschlag aber innerhalb des Dachverbands aber nicht durchsetzen. K. ist seit 28 Jahren Mitglied bei den Raczeks. Zu den sogenannten “alten Herren” der Raczeks gehört auch Norbert Weidner. Der bezeichnete u.a. den Widerstandskämpfer gegen den Hitlerfaschismus Dietrich Bonhoeffer öffentlich als „Landesverräter“ und den Mord an ihm im Konzentrationslager Flossenbürg als „rein juristisch gerechtfertigt“.
Anlass der aktuellen Empörung ist jetzt, dass ein Schüler des Politiklehrers K. den Pädagogen dabei gesehen hat, wie er bei der von führenden NPDlern und anderen Rechtsradikalen aufgesuchten “Buchmesse Zwischentag“ die Besucher begrüßte. K. habe dort eine Art militärische Uniform getragen.
Die Schüler des Lehrers K. finden dieses Umfeld, in dem sich K. offenbar seit Jahrzehnten bewegt, schockierend. Von Schülern mit dem Auftritt bei der Buchmesse konfrontiert, erklärte sich Lehrer K. folgendermaßen: Die „Raczeks“ seien überhaupt keine rechtsradikale Organisation. Er sei gar nicht aus politischen Gründen Mitglied der „Raczeks“ geworden, sondern wegen seines Vaters und aus„Familiengefühl“. Aus „politischen Gewissensbissen“ habe er sogar einmal erwogen, auszutreten. Das alles steht in einem offenen Brief, den die Schüler ihrem Lehrer geschrieben haben und im Internet veröffentlicht haben. Die Schüler überzeugten diese Erklärungen nicht. Sie könnten ihn als Politiklehrer nicht mehr ernst nehmen, schreiben sie.
Jetzt liegt der Ball bei den Vorgesetzten. Die Schulleiterin ist mittlerweile in das Problem eingebunden. Gegenüber “spiegel online” sagte sie, sie sehe keine Schwierigkeiten, die Verbindung sei nicht verboten, der Lehrer verhalte sich rechtmäßig. Auch die Bezirksregierung sieht keinerlei “vorwerfbares Verhalten” von K. im Unterricht, wie SZ.de schreibt. Solange K. seine politischen Überzeugungen nicht im Unterricht äußere. Die Studentenverbindung sei keine verbotene Organisation und was K. privat mache, sei seine Angelegenheit. Klärende Gespräche mit allen Beteiligten seien jetzt geplant. nin