Der Berliner Politologe Herfried Münkler hat anonyme Rassismus- und Sexismus-Vorwürfe gegen sich zurückgewiesen. Er fühle sich dadurch nicht charakterisiert und arbeite in seiner Vorlesung lediglich den Kanon politischer Ideengeschichte ab, sagte Münkler der Wochenzeitung «Die Zeit». Seit mehreren Wochen kritisieren Studenten auf dem Blog «Münkler-Watch» die Vorlesungen des Wissenschaftlers der Humboldt-Universität (HU) .
Münkler warf seinen Kritikern antisemitische Muster vor. Der «Ressentimentdiskurs», den sie pflegten, erinnere an hochschulpolitische Vorgänge von 1933: «Der hat viel Geld, wir sind arm. Der hat Einfluss, wir nicht», sagte er der Zeitung.
Auf dem Blog protokollieren und kommentieren die Studenten jede Woche Teile von Münklers Vorlesungen. Sie beklagen etwa die Auswahl lediglich westlicher Theoretiker als Lehrstoff, «Wessi-Chauvinismus» und ein «Sendungsbewusstsein des liberalen pro-europäischen Bildungsbürger_Innentums», das von kolonial-rassistischen Auffassungen nicht weit entfernt sei. Für verwerflich halten die Studenten zudem Münklers Doppelrolle als Wissenschaftler und als Berater, etwa von Bundeswehr und Politikern.
Mehrere Journalisten besuchten zuletzt Münklers Vorlesungen. In der «Zeit» sagte Münkler, er fürchte inzwischen, dass seine Aussagen falsch interpretiert werden könnten. Das führe zu einer «Selbstblockierung». Der Humboldt-Universität warf er mangelnde Empathie vor.
Ein Uni-Sprecher verwies am Donnerstag auf eine Erklärung, die online publiziert wurde. Darin stellt sich die HU-Leitung hinter Münkler und fordert die Blogger auf, ihre Anonymität aufzugeben.
In einem weiteren Fall vor wenigen Monaten hatte der HU-Historiker Jörg Baberowski die Kritik von Studenten zu spüren bekommen: Eine linke Gruppe warf ihm faschistische Standpunkte vor. Im Dezember 2014 veröffentlichte die Uni-Leitung einen Aufruf zu «respektvollem Umgang», doch Baberowski hat die HU nun in der «FAS» wegen mangelndem Rückhalt und Feigheit kritisiert. Das wies Uni-Präsident Jan-Hendrik Olbertz im «Tagesspiegel» zurück. dpa
Tagesspiegel-Beitrag über Blogger
Baberowski-Kritik an der HU / FAZ-Online
