Website-Icon News4teachers

Deutsche Kinder gehen nicht gern zur Schule – mit Ausnahme der Waldorfschüler?

FRANKFURT/MAIN/STUTTGART Bei der Betrachtung der Ergebnisse der internationalen “Children’s Worlds”-Studie zur Kinderzufriedenheit im Hinblick auf den Aspekt Schule rutschen die ohnehin nur mittelmäßig zufriedenen deutschen Kinder auf den letzten Rang von 15 untersuchten Nationen. Für Waldorfschulen gibt es andere Zahlen.

Für die Studie “Children’s Worlds” wurden weltweit 53.000 Kinder im Alter von acht bist zwölf Jahren befragt. Insgesamt erreicht Deutschland bei der Kinderzufriedenheit den 10. Platz. Am besten schätzen die Jugendlichen aus Rumänien ihre subjektives Wohlbefinden ein. Am schlechtesten geht es nach eigener Einschätzung den Kindern in Südkorea. Untersucht wurden grundlegende Lebensbereiche wie Familie, Freundschaften, Geld und Besitz, Schulleben, Wohnumgebung, Freizeit und Zeitnutzung, persönliches Wohlbefinden und Kinderrechte.

Sind Waldorfschüler die glücklicheren Schüler? 79,7 Prozent von ihnen meinten, sie „würden nur ungern auf eine andere Schule gehen“ Foto: g.pleger / flickr (CC BY-SA 2.0)

Die einfache Gleichung „materieller Wohlstand = Zufriedenheit” scheint also nicht aufzugehen. Betrachtet man den Aspekt Schule, sieht die Lage noch düsterer aus. In nahezu allen Bereichen landen die deutschen Schüler hier auf den hinteren Rängen. Zudem zeigten sich gerade beim Thema Schule besonders große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern, so die Autoren der Studie. In Deutschland bejahten beispielsweise nur 21 % der Befragten die Aussage „Ich gehe gern zur Schule“, in Äthiopien hingegen waren es 84 %.

Anzeige

Auch die Lehrer kommen schlecht weg: Nur rund 35 % der Befragten hierzulande stimmten der Aussage zu, „Mein Lehrer hört mir zu und zieht meine Meinung in Betracht“. Damit belegen die Jugendlichen aus Deutschland den letzten Platz, noch knapp hinter den befragten Kindern aus Estland. Schulkinder aus Algerien hingegen fühlten sich zu rund 73% von ihren Lehrern ernst genommen. Die Frage ob sie sich durch ihre Lehrer fair behandelt fühlten, beantworteten nur 32% der deutschen Schüler mit einem eindeutigen ja. Auch hier liegen die algerischen Kinder vorn (68%).

Sehen die Zahlen von selbst erlebten Fällen von Mobbing oder Ausgrenzung für Deutschland im internationalen Vergleich eigentlich ganz gut aus, fühlt sich dennoch nur knapp die Hläfte der deutschen Kinder in der Schule sicher (54%). Auch dies bedeutet den letzten Rang in der Studie.

Im Zusammenhang mit den Ergebnissen aus den übrigen Lebensbereichen, konstatieren die Studienautoren, die Schule sei ein Aspekt ihres Lebens, in dem deutsche Kinder (wie im Übrigen auch diejenigen aus Estland und Polen) vergleichsweise unglücklich seien. „Kinder in Deutschland sind im hohen Maße mit ihren Freundinnen und Freunden zufrieden. Mit Blick auf die Erwachsenen ist ihnen wichtig, dass sie ernst genommen und einbezogen werden“, sagte Studienleiterin Sabine Andresen von der Universität Frankfurt.

Die hohe Unzufriedenheit der Kinder und Jugendlichen in Deutschland mit ihrer Schule gelte so allerdings nicht für die Waldorfsychülerinnen und –schüler. Darauf verwies anlässlich der Veröffentlichung der Studie süffisant der Bund der Freien Waldorfschulen (BdFWS).

Nach der 2013 veröffentlichten Studie „Bildungserfahrungen an Waldorfschulen“ fühlten sich 91,7 Prozent der Waldorfschüler an ihrer Schule wohl. 83,3 Prozent stimmen der Aussage zu, dass die Lehrer den Schülern Gelegenheit gäben, ihre Meinung zu sagen. 86,9 Prozent der Befragten bezeichnen ihre Schule als „insgesamt wirklich gut“. 79,7 Prozent meinen, sie „würden nur ungern auf eine andere Schule gehen“.

Die Ergebnisse der World Children’s Studie sollten ein Anlass sein, das Bildungswesen in Deutschland generell auf den Prüfstand zu stellen, betonte Henning Kullak-Ublick vom BdFWS-Vorstand. Bildungsstandards könnten pädagogische Qualität weder erzeugen noch ersetzen. In der Praxis seien sie allerdings längst zum „heimlichen Lehrplan“ geworden. Das Bildungswesen müsse aber mehr sein als ein Prüfungs- und Berechtigungswesen. Jeder Schüler und jede Schülerin habe das Recht auf die Entfaltung seiner Persönlichkeit durch Bildung. (News4teachers)

• Studienergebnisse «Children’s Worlds» (engl.)
• Ergebniszusammenfassung «Bildungserfahrungen an Waldorfschulen»

zum Bericht: Studie: Kinder in Deutschland abgesichert, anspruchsvoll und vergleichsweise unzufrieden

Die mobile Version verlassen