«Überflieger» sollen sich an deutschen Schulen künftig weniger langweilen und dazu frühzeitig besser gefördert und stärker gefordert werden. Das sieht im Kern eine neue «Förderstrategie für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler» vor, mit der sich die Bildungsminister der 16 Länder seit Donnerstag bei der zweitägigen Sommersitzung der Kultusministerkonferenz (KMK) in Berlin befassen.
Die amtierende KMK-Präsidentin, Sachsens Ressortchefin Brunhild Kurth (CDU), tritt schon länger für die Belange begabter Schüler ein. Sie sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Eine gute Schule fördert die benachteiligten Kinder, lässt aber auch die Talente nicht verkümmern» – auch dies sei eine Frage von Bildungsgerechtigkeit.
Das beim KMK-Treffen zur Abstimmung stehende Papier verweist auf ernüchternde Ergebnisse von Bildungsstudien: Ein Blick auf den vergleichsweise geringen Anteil von Schülerinnen und Schülern auf den beiden oberen Kompetenzstufen der Pisa-Studien sowohl im Bereich der Naturwissenschaften/Mathematik als auch in Deutsch und Englisch zeige, dass eine bessere Förderung leistungsstarker Kinder und Jugendlicher notwendig sei.
«Absolut richtig, notwendig und eigentlich schon lange überfällig» nannte der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, die KMK-Pläne. Die Bildungspolitik habe «einen einseitigen Schwerpunkt auf die Förderung Leistungsschwächerer gelegt, während die Förderung von Spitzenbegabungen systematisch vernachlässigt» worden sei.
Meidinger forderte: «Jede Schule in jedem Bundesland braucht ein am Gesamtunterrichtsvolumen orientiertes Zusatzbudget von Unterrichtsstunden für eine breite Begabtenförderung.» Das Problem sei derzeit, «dass Begabtenförderung zu oft nur nach Kassenlage ermöglicht wird.» Werner Herpell