HAMBURG. In Hamburg warben Vertreter von Privatschulen für Schulvielfalt, eine bessere Refinanzierung und die Erlaubnis, sich über Bundeslandsgrenzen hinweg zu öffnen.
Rund 2000 Schüler haben beim Tag der Freien Schulen den Hamburger Rathausmarkt in ein riesiges Freiluftklassenzimmer verwandelt. Gemeinsam mit NDR-Moderatorin Birgit Hasselbusch gestalteten sie eine 90-minütige Schulstunde. Statt auf der Schulbank saßen die Kinder auf mitgebrachten Papphockern und machten La-Ola-Wellen. Auf dem Stundenplan standen Musik, Sport und Mathematik. Die bundesweite Aktion sollte die Vielfalt und Größe des freien Schulsystems in Deutschland sichtbar machen. In Hamburg besuchen mehr als 20.000 Schüler eine Privatschule.
Veranstaltet wurde das Event von der Arbeitsgemeinschaft Freier Schulen Hamburg (AGFS). «Schulvielfalt ist ein essenzieller Bestandteil einer Demokratischen Bürgergesellschaft», sagte Volker Reitstätter von der Arbeitsgemeinschaft Freier Schulen Hamburg. Deshalb forderte er auch höhere finanzielle Mittel für die Alternativen zur öffentlichen Schulen. Laut dem Hamburgischen Gesetz für Schulen in freier Trägerschaft übernimmt der Staat 85 Prozent der Kosten, die ein Schüler an einer öffentlichen Schule verursacht. Den Rest müssten die Privatschulen durch Gebühren decken.
Gebäudekosten seien jedoch von der Regelung ausgenommen. «Hier werden stattdessen nur 56 und 75 Prozent der Kosten refinanziert», erklärte Reitstätter. Dies würde zu erheblichen Finanzierungslücken führen. «Wir sehen darin eine Benachteiligung der freien Schulen.» Eine Anpassung der staatlichen Refinanzierung sei dringend nötig.
Denn nur so könne sich auch jeder in Zukunft das Schulgeld leisten. Außerdem forderte die Veranstalter eine Stärkung der Bildungsmobilität. Der Zugang zur freien Schule aus den Nachbarbundesländern müsse erleichtert werden. «Es ist Paradox: für Olympia wollen wir die ganze Welt nach Hamburg holen, aber für Schüler sind die Stadtmauern fast unüberwindbar», sagte Andreas Haase vom Verband Deutscher Privatschulen.
Nach Angaben des Verbandes deutscher Privatschulverbände gibt es in Deutschland rund 5.700 Privatschulen, die den staatlichen Schulbegriff erfüllen. Rund jeder Elfte deutsche Schüler habe im Schuljahr 2013/2014 eine Privatschule besucht. Im OECD-Durchschnitt besuchten etwa 14 Prozent aller Schüler eine private allgemeinbildende Schule. (dpa)
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