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Sankt Martin auf dem Rückzug: Kitas und Grundschulen feiern immer öfter „Lichterfeste“ – oder Halloween

DÜSSELDORF. Im November jeden Jahres feiern die Thailänder das Lichterfest Loy Krathong. Mit der Feier wollen sie sich von Ärger, Pech und schlechter Laune befreien. In immer mehr deutschen Grundschulen und Kitas werden im November ebenfalls Lichterfeste gefeiert – das aber sorgt zunehmend für Streit. Denn die betont säkularen Veranstaltungen verdrängen das traditionelle katholische Sankt-Martins-Fest, mit dem sich eine der wichtigsten christlichen Botschaften verbindet: die Mitmenschlichkeit. Hat das Thema ausgedient? Aktuell kocht der Ärger in Düsseldorf hoch, wie die „Rheinische Post“ berichtet.

Wie oft reitet er noch, der heilige Martin? Foto: Margrit / flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

„Die Kinder freuen sich auf unser Lichterfest”, sagt die Leiterin einer Düsseldorfer Kita in Trägerschaft des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) gegenüber dem Blatt. Lichterfest? „Ja. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, weil wir im Sinne von Integration und Einheit so viele Kinder wie möglich erreichen wollen und weil so mehr an unserem Zug teilnehmen”, so heißt es. Ein Beschluss , den das DRK offenbar allen seinen Kitas empfiehlt. „Natürlich gibt es ab und an Eltern, die fragen, warum wir nicht einfach vom Martinsfest sprechen. Aber unsere Begründung wird immer verstanden”, meint eine DRK-Bereichsleiterin. Das traditionelle Programm finde aber statt: Laternen würden gebastelt, Lieder eingeübt, Weckmänner geliefert. Auch einen Zug werde es geben – nur eben ohne den Heiligen.

Die Bezeichnung „Lichterfest“ werde gewählt, „um Integration zu erleichtern”, so begründet die Leiterin einer Düsseldorfer Grundschule die dort ebenfalls geübte Praxis, auf die Marke „Sankt Martin“ zu verzichten. Den Gedanken, dass damit das christliche Gedenken an den heiligen Martin von Tours in den Hintergrund gerückt werde, weist sie allerdings gegenüber der Zeitung von sich: „Das ist nicht unsere Absicht. Wir leben in einer christlich geprägten Gesellschaft und wollen allen unseren Schülern Aspekte der christlichen Kultur näherbringen.” Allerdings offenbar nur in kleinen Portionen.

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Auch in München ist der Streit schon hochgekocht. Auch dort gibt es immer mehr Kitas und Grundschulen, die beim herbstlichen Feiern neue Wege gehen. „Wir wechseln immer ab“, so erklärt eine Kita-Leiterin gegenüber dem Münchner „Merkur“. In diesem Jahr hätten die Kinder lieber Halloween feiern wollen – also werde es einen Halloween-Umzug geben. „Aber natürlich ist der kein Ersatz für Sankt Martin“, meint die Leiterin. Die Geschichte des Heiligen und der religiöse Hintergrund des Festes, das nicht gefeiert wird, werde den Kindern trotzdem nahegebracht.

Das Erzbistum München und Freising bedauert eine solche Entwicklung. Die Geschichte des „großartigen Heiligen Martin von Tours“ könne auch über den christlichen Glauben hinaus für alle Menschen eine Bereicherung sein, meint ein Pressesprecher des Bistums gegenüber dem „Merkur“. Sie zeige, „dass wir zur Nächstenliebe gerufen sind. Das ist eine Botschaft, die alle Menschen weiterbringen kann.“. Und die für die Christen eine ganz zentrale Botschaft sei. „Eine Lichterfeier oder sonstige Spektakel, die von diesem zentralen Kern befreit sind, kann man zu jedem anderen Zeitpunkt feiern. Jeder ist in diesem freien Land dazu berechtigt, das zu tun, wann immer er will. Man kann auch an Halloween die Leute erschrecken. Für uns ist 11. November aber ein christliches Fest eines großartigen Heiligen. Das sollte an diesem Tag auch ins Bewusstsein kommen.“

Das meint auch die hessische CDU. Gerade mit Blick auf die erstarkende Protestbewegung Pegida macht sie sich für eine stärkere Besinnung auf Traditionen und Werte stark, so berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Die Partei lehne Umbenennungen des Sankt-Martin-Festes in Lichterfest oder von Weihnachts- in Wintermärkte ab. Toleranz gegenüber anderen könne nur der üben, der sich der eigenen Überzeugungen und Standpunkte versichert habe und über seine eigene und andere Religionen Bescheid wisse, heißt es in einer Erklärung. News4teachers

Zum Bericht: Linke tritt Verbotsdebatte um Sankt Martin los – Wagenknecht: Kinderfest erhalten

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