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Wolf greift an: Gemeinschaftsschule wird zum Wahlkampfthema im Ländle

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STUTTGART. Das grün-rote Vorzeigeprojekt der Gemeinschaftsschule  in Baden-Württemberg hat mit der Veröffentlichung eines wissenschaftlichen Berichts aus Sicht der Opposition einen dicken Kratzer erhalten. Die dort aufgedeckten Mängel müssten zum Wohl der Kinder schleunigst behoben werden.

Zieht mit dem Thema Gemeinschaftsschule in den Wahlkamp: CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf. Foto: Ra Boe / Wikipedia (CC BY-SA 3.0 DE)
Zieht mit dem Thema Gemeinschaftsschule in den Wahlkamp: CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf. Foto: Ra Boe / Wikipedia (CC BY-SA 3.0 DE)

CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf (CDU) – Herausforderer von Ministerpräsident Winfried Kreschmann (Grüne) – hat Kultusminister Andreas Stoch (SPD) aufgefordert, noch vor der Landtagswahl im März Defizite der Gemeinschaftsschule anzupacken. «Stoch darf nicht länger mauern und die Mängel dieser Schulart unter den Teppich kehren», sagte Wolf  in Stuttgart. «Da sind doch Kinder betroffen.»

Die von Grün-Rot eingeführte Gemeinschaftsschule ist der Union ein Dorn im Auge, weil sie einen nach Leistung differenzierten Unterricht nicht zulasse. Das Kultusministerium wies die Vorwürfe zurück. Es gebe eine umfangreiche wissenschaftliche Begleitforschung, teilte Ministeriumssprecher Michael C. Hermann am Sonntag mit. Ein nach Leistung differenzierter Unterricht sei «neben kooperativen und individualisierten Lernformen selbstverständlich an Gemeinschaftsschulen möglich».

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Der CDU-Politiker Wolf rügte, dass Minister Stoch Nebenkriegsschauplätze eröffne, statt die von Wissenschaftlern in einem Bericht über den Unterricht an einer Gemeinschaftsschule in Tübingen aufgelisteten Schwachstellen aufzuarbeiten. Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (FAZ) hatte im August dieses Jahres über die Teilergebnisse berichtet. Stoch hatte sich gerichtlich gegen eine Aussage in der «FAZ» gewehrt, dass ihm der Bericht vorliege. Dem Bericht zufolge habe sich die zentrale Idee des individuellen Lernens als ineffektiv herausgestellt.

Zudem fehle den Lehrern der Überblick über den Leistungsstand der Schüler, und die Bewertungen der Schüler seien fragwürdig. Aus Sicht des Ministeriums ist der Zwischenbericht über nur 2 von 24 Gruppen an der Tübinger Vorzeigeschule nicht repräsentativ. Deshalb seien daraus noch keine generellen Schlüsse zu ziehen. Stoch will damit warten, bis der Abschlussbericht der wissenschaftlichen Begleitforschung an 10 Gemeinschaftsschulen Mitte 2016 veröffentlicht ist.

Im Schuljahr 2015/16 liegt die Zahl der Gemeinschaftsschulen im Südwesten bei 271. Ministeriumssprecher Hermann bezeichnete die Arbeit dort als «hervorragend». Im Fall eines Machtwechsel will die CDU die bestehenden «Schulen für alle» erhalten, aber keine weiteren genehmigen.

Die im Südwesten mit der SPD regierenden Grünen warfen Wolf einen «Wahlkampf mit Falschaussagen (…) auf dem Rücken der Betroffenen» vor. Die stellvertretende Fraktionschefin und bildungspolitische Sprecherin im Landtag, Sandra Boser, teilte mit, dass die Handlungsempfehlungen längst umgesetzt seien. Sie forderte eine «sachliche Debatte über die Umsetzung der Schulart, die bei Eltern und Kindern genauso gut ankommt wie etwa bei CDU-geführten Kommunen».

Im Rechtsstreit mit der «FAZ» will das Ministerium gerichtlich feststellen lassen, dass es – anders als von dem Blatt behauptet – den Teilbericht nicht vorliegen habe. Die «FAZ» hatte zwar eine Gegendarstellung abgedruckt. Sie sei aber der Aufforderung des Ministeriums nicht nachgekommen, den Sachverhalt richtigzustellen und eine Erklärung auf Unterlassung abzugeben, sagte ein Sprecher Stochs. Daraufhin hatte das Ministerium Ende November Klage auf Unterlassung beim Landgericht Frankfurt eingereicht. «Eine Entscheidung des Gerichts liegt uns bislang allerdings noch nicht vor», sagte der Sprecher. dpa

Zum Bericht: Wirbel nach «FAZ»-Bericht über Kritik an einer Modell-Gemeinschaftsschule: Individuelle Förderung – ein Märchen?

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