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Internationaler Vergleich: Nirgends sonst gehen Kinder so ungern zur Schule wie in Deutschland

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YORK. Lust am Lernen oder Frust am Schulbesuch? Für eine internationale Studie fragten Forscher in 16 Staaten weltweit Kinder von acht bis zwölf Jahren, ob sie gerne in die Schule gehen. Das Ergebnis fällt für uns erschreckend aus: In keinem anderen der untersuchten Länder – darunter Krisenstaaten wie Äthiopien oder Algerien – gehen Kinder so ungern zur Schule.

Kinder in Deutschland gehen vergleichsweise ungern zur Schule. Foto: Greg Westfall / Flickr (CC BY 2.0)

 

Mehr Leistungsdruck, weniger Spaß: Einer Studie zufolge sind deutsche Kinder und Jugendliche in einem weltweiten Vergleich besonders schlecht auf die Schule zu sprechen. «Die Belastung für die Schüler steigt», sagt der Berliner Schulpsychologe Klaus Seifried. Er warnt jedoch davor, das Umfrageergebnis zu verallgemeinern. «Es gibt auch viele Kinder, die jeden Tag mit einem Leuchten in den Augen in die Schule gehen.» Entscheidend sei das soziale Klima.

Für die «The Children’s Worlds»-Studie der britischen York Universität und der Schweizer Jacobs Stiftung wurden insgesamt 56.000 Kinder in 16 Ländern verschiedener Kontinente befragt. «Es gibt Länder, wo die Belastung deutlich höher ist als in Deutschland», sagt Seifried. Zum Beispiel in Südkorea oder Japan, aber auch in Frankreich. In der Studie gaben die Schüler aus Südkorea ebenfalls an, ungern die Schule zu besuchen. Letzter allerdings: Deutschland. Hier sagen das von sich im Schnitt nur 36 Prozent der Kinder „voll und ganz“ – tendenziell mehr Mädchen als Jungen. Kinder und Jugendliche aus Algerien und Äthiopien mögen hingegen den Schulbesuch am liebsten.
Für Deutschland gilt:

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Leistungsdruck und Mobbing könnten Gründe für den deutschen Verdruss sein, sagt Schulpsychologe Seifried. Die Qualifikationsanforderungen der Gesellschaft seien höher geworden. Heute bräuchten Jugendliche einen Realschulabschluss, um beispielsweise Kfz-Mechaniker zu werden – früher sei das auch mit einem Abschluss der Hauptschule möglich gewesen. Auch die Zulassungsvoraussetzungen für viele Studiengänge seien deutlich gestiegen.

Über Erfahrung mit Gewalt in der Schule berichten deutsche Schüler neben denen aus Estland und England in der Studie am häufigsten. In kaum einem anderen Land ist die Zahl der Kinder, die ausdrücklich „unglücklich“ mit ihren Klassenkameraden sind (20 Prozent) höher als in Deutschland. Die Dunkelziffer sei bei Mobbing-Fällen aber immer noch sehr hoch, sagt Psychologe Seifried. «Es werden nur etwa 30 Prozent der Fälle bekannt.» Die Belastung der Kinder kann dann psychosomatische Folgen haben. «Sie flüchten sich in Krankheiten wie Bauch- und Kopfschmerzen», sagt Seifried. Das kann bewusst oder teilbewusst passieren.

Die länderübergreifende Studie erforscht über mehrere Jahre hinweg das Wohlbefinden von Kindern von acht bis zwölf Jahren. Neben der Schule wurden sie unter anderem zu Themen wie Freundschaft, Familie und Kinderrechten befragt. Die Forscher fragten auch nach materieller Zufriedenheit. In dem Punkt geht es deutschen Kindern und Jugendlichen neben denen aus Südkorea besonders gut: Weniger als zehn Prozent machen sich Sorgen um Geld. News4teachers / mit Material der dpa

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