SCHWERIN. Kein Kind darf aufgrund einer Behinderung vom gemeinsamen Schulbesuch ausgeschlossen werden. Das sieht die UN-Behindertenrechtskonvention vor. Um sie zu erfüllen, sollen in Mecklenburg-Vorpommern Förderschulen geschlossen und mehr Lehrer eingestellt werden.
Die Strategie sieht unter anderem vor, die mehr als 40 Förderschulen für Kinder mit Lernschwierigkeiten aufzulösen und die Mädchen und Jungen an rund 20 Regional- und Gesamtschulen in eigenen Klassen zu unterrichten. Aus diesen sollen sie bei gutem Erfolg in Regelklassen wechseln können, sagte Brodkorb. Das Land werde für die Inklusion 237 Stellen zusätzlich bereitstellen.
Körperbehinderte Kinder sollen – wenn die Eltern dies wünschen – eine von landesweit 28 Schulen besuchen können, die baulich dafür fitgemacht werden. Die Mehrkosten für Umbauten werde das Land tragen, sagte Brodkorb. In diesen Schulen soll dann auch entsprechend geschultes Personal arbeiten. Die bestehenden Förderzentren, wie die Schulen für Sehbehinderte in Neukloster und Hörbehinderte in Güstrow, blieben aber erhalten, betonte Brodkorb.
Verhaltensauffällige Kinder, die beim ersten Anlauf zur Inklusion im Land vor einigen Jahren in die Regelklassen integriert wurden, sollen hingegen zumindest zeitweise wieder separat in eigenen Klassen unterrichtet werden. Angestrebt sind dem Minister zufolge keine extra Förderschulen für sie, sondern eigene Strukturen in Regelschulen. Nach Angaben der bildungspolitischen Sprecherin der Linksfraktion, Simone Oldenburg, die bei der Pressekonferenz neben dem Minister saß, war die massive Aufnahme verhaltensauffälliger Kinder in Regelklassen der größte Hemmschuh für eine breite Akzeptanz der Inklusion. Viele Lehrer fühlten sich überfordert, sagte sie.
Die Strategie soll beim 4. Inklusionskongress des Landes am 12. März in Wismar diskutiert werden. Dazu werden bis zu 400 Teilnehmer, hauptsächlich Lehrer, erwartet. Später soll das Papier dem Landtag zugeleitet werden. Brodkorb und Oldenburg rechnen damit, dass das Parlament noch vor der Sommerpause zustimmt. Einen Zeitplan für die Umsetzung gibt es aber dem Minister zufolge bislang nicht.
Wie Brodkorb weiter sagte, geht ein Rechtsgutachten davon aus, dass Mecklenburg-Vorpommern mit den vorgeschlagenen Maßnahmen die UN-Behindertenrechtskonvention erfüllt. Bisher hat der Nordosten gerade bei Kindern mit Lern-Beeinträchtigungen noch eine zu niedrige Inklusionsquote. Auch Körperbehinderte haben bislang große Schwierigkeiten, eine herkömmliche Schule in der Nähe ihres Wohnorts besuchen zu können.
dpa
