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Uni-Präsident fordert Arabisch als Pflichtfach – Kraus: „Karnevalistischer Vorschlag“

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HAMBURG. Einwanderer sollen Deutsch lernen – deutsche Schüler aber im Gegenzug auch Arabisch, und zwar als Pflichtfach, so meint der Hamburger Uni-Rektor Prof. Dr. Thomas Strothotte. Ein Karnevalsscherz? Keineswegs: Integration sei keine Einbahnstraße. Während die Flüchtlingskinder aus dem Nahen Osten Deutsch lernen, sollten umgekehrt die deutschen Kinder Arabisch lernen, schreibt Strothotte in einem Gastbeitrag für die „Zeit“ Dies würde einen Zugang zur arabischen Welt ermöglichen. Der Vorschlag hat für Diskussionen gesorgt.

Manches ist auf Arabisch gar nicht so schwer zu lesen. Foto:
Kjirstin Bentson / flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

„In Kanada hat man mit den French Immersion Schools, in denen Französisch in vielen Fächern die Unterrichtssprache ist, sehr gute Erfahrungen gemacht“, so Strothotte, Präsident der privaten Kühne Logistics University in Hamburg. Der Informatik-Professor, der seit 1985 in Deutschland lebt und bis 2013 Rektor der Universität Regensburg war, ist kanadischer Staatsbürger. Er meint: Als gemeinsame Unterrichtssprache in den deutschen Schulen könne Englisch dienen. Oder – noch anspruchsvoller – Deutsch und Arabisch gleichberechtigt. „Wir würden damit anerkennen, ein Einwanderungsland und eine mehrsprachige Gesellschaft zu sein“, schreibt Strothotte.

Für Deutschland sieht der Wissenschaftler dadurch Vorteile: Nicht nur die schulische Integration von Flüchtlingen und Einwanderern könne so besser gelingen – die junge Generation Deutschlands empfehle sich durch das Erlernen der arabischen Sprache auch als wirtschaftlicher, kultureller und politischer Partner, der den tiefgreifenden Wandlungsprozess des Nahen Ostens in den kommenden Jahren begleiten könne.

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Die „FAZ“ kritisierte den Vorstoß – und sprach von „Managementproblemen, die sich aufdrängen“. „Sollte Arabisch gleichberechtigte Unterrichtssprache werden, müssten zunächst einmal mehr als 300.000 Lehrer an Gymnasien in dieser Sprache Kenntnisse erlangen, die es ihnen ermöglichten, in ihr Biologie-, Physik- oder Geschichtsstunden zu geben. Dasselbe gälte für Englisch. Aber selbst wenn es dermaleinst nur so viele Arabischlehrer geben soll, wie derzeit Deutschlehrer an Gymnasien, läge der Bedarf mit Sicherheit im fünfstelligen Bereich. Es gibt gut dreitausend Gymnasien in Deutschland, bei vierzügigen Klassenstufen und G8 – also bei sehr vorsichtigem Überschlag – machte das 32 Arabischklassen pro Schule, was auf mindestens acht bis zehn Arabischlehrer hinausliefe: also gut 30.000 für das ganze Land. Abendschulen, Gesamtschulen, Realschulen und dergleichen sind in diese Rechnung noch gar nicht einbezogen“.

Auch bei der Kultusministerkonferenz stößt der Vorschlag einem Bericht der „Welt“ zufolge auf Ablehnung. “Integration bedeutet in erster Linie, dass diejenigen, die in unser Land kommen, unsere Sprache lernen”, so Sprecher Torsten Heil. Auch der ökonomischen Argumentation von Strothotte könne Heil nichts abgewinnen. “Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist Englisch die wichtigste Sprache, danach kommt Chinesisch”, sagte er. Zudem müsse man bedenken, dass Forderungen nach neuen Schulfächern immer zulasten anderer Fächer gingen.

Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbands beschied dem Bericht zufolge knapp: „Mir scheint das ein karnevalistischer Vorschlag zu sein.“ Um dann ernster hinzuzufügen: Als vierte oder fünfte Fremdsprache sei Arabisch denkbar. Und einzelne Schulen mit einem sprachlichen Schwerpunkt könnten Arabisch natürlich jederzeit als Wahlfach anbieten. News4teachers

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