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Möglichst Gymnasium, möglichst Abitur, möglichst Studium – Wie Wanka den “Akademisierungswahn” stoppen will

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BERLIN. Um die hochgelobte duale Ausbildung steht es in Deutschland nicht zum Besten. Auch der «Berufsbildungsbericht 2016» enthält einige besorgniserregende Trends. Die zuständige Ministerin Wanka wirbt daher intensiv für die klassische betriebliche Lehre.

Wirbt für das Duale System: Bundesbildungsministerin Johanna Wanka. Foto: Andreas Hiekel / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)

Angesichts der Probleme auf dem Lehrstellenmarkt will Bildungsministerin Johanna Wanka die Attraktivität der kombinierten Ausbildung in Betrieb und Berufsschule stärken. «Dafür ist es zentral, junge Menschen bereits in der 7. und 8. Klasse zu erreichen und sie über die Vorteile einer dualen Ausbildung aufzuklären», sagte die CDU-Politikerin auf Anfrage in Berlin. Zudem wolle sie «die Durchlässigkeit zwischen dualer und akademischer Ausbildung in beide Richtungen stärken».

Wanka sagte, viele Eltern hätten «Angst, dass ihre Kinder in eine Sackgasse geraten – daher möglichst Gymnasium, möglichst Abitur, möglichst höchster Abschluss. Wenn aber klar ist, dass man auch über eine duale Ausbildung in ein Studium gelangen kann, können Eltern gelassener beobachten, wofür sich ihre Kinder wirklich interessieren, wo ihre Fähigkeiten liegen.»

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Studienabbrecher sollten sich öfter für Lehrstellen interessieren, sie müssten «auch nicht wieder bei Null anfangen in einer dualen Ausbildung», erklärte Wanka. Dabei unterstütze der Bund diese jungen Menschen gemeinsam mit Hochschulen und Kammern. Ferner verwies die Ministerin auf das neue Meister-Bafög: «Angehende Handwerksmeister finden ab August vergleichbare Bedingungen vor wie ein Student. Bisher mussten sie immer viel Geld mitbringen, um ihre Meisterprüfung abzulegen – jetzt werden sie dabei von uns massiv unterstützt.»

An diesem Mittwoch kommt der Berufsbildungsbericht 2016, der uns vorab vorlag, ins Kabinett. Demnach sank die Zahl der neuen Lehrverträge (Stichtag 30. September) gegenüber 2014 erneut leicht auf gut 522.000 (minus 0,2 Prozent). Bei der Bundesagentur für Arbeit waren rund 520.000 Ausbildungsplätze gemeldet, 1,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Es blieben aber viele Lehrstellen unbesetzt – mit rund 41.000 wurde der höchste Stand seit 1996 verzeichnet. Die Zahl der unversorgten Bewerber ging leicht zurück auf rund 20.700. Nur jede fünfte Firma in Deutschland bildet noch aus.

Die Grünen-Sprecherin für Jugendpolitik und Ausbildung im Bundestag, Beate Walter-Rosenheimer, bemängelte, fast 271.000 junge Menschen seien «statt an der Werk- oder Schulbank in einer der unzähligen Maßnahmen des Übergangsdschungels gelandet. Fast keine dieser Warteschleifen bietet den Jugendlichen die Chance auf einen Abschluss, ein Großteil bleibt zudem ohne Anrechnung und ohne Anschluss.» Es reiche nicht aus, wenn eine Bundesbildungsbildungsministerin nur an Modellprojekten schraube und die Statistik kreativ in ihrem Sinne deute. dpa

Zum Bericht: Duale Ausbildung: Hochgelobt – und schwer angeschlagen. Wirtschaft hofft jetzt auf junge Flüchtlinge

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