DRESDEN. Sachsen will die Lehrpläne von Ballast befreien. «Die Kunst muss für uns nun darin bestehen, an der anerkannt hohen Qualität der schulischen Bildung festzuhalten und gleichzeitig die Belastung der Schüler zu senken», erklärte Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU) in Dresden. Neben inhaltlichen Änderungen ist auch eine Reduzierung der Stundenzahl im Gespräch. Parteiübergreifend wurde das begrüßt. Über die Pläne hatte zuerst die «Leipziger Volkszeitung» berichtet. Kurth hatte eingeräumt, dass auch Wissen vermittelt werde, welches «den Schülern späterhin kaum etwas bringt.» dpa
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Ballast und Gerümpel – das ist eine der Standardformulierung der Verallgemeiner in der Bildungspolitik. Aber was konkret soll denn nun solch unnützer Ballast sein?
Grundsätzlich begrüße ich das sehr. Es sollte mehr Zeit bleiben, um Grundlegendes zu lehren bzw. zu lernen (Lesekompetenz, Rechtschreibkompetenz, Grundrechenarten u. dgl.). Spannend ist deshalb für mich auch, was denn gestrichen wird.
Dieser Gedankengang ist sehr allgemein. Hängt es nicht sehr von Klassenstufe und Bildungsgang ab?
Das meiste Wissen, abgesehen von Lesen, Schreiben, Rechnen, Englisch, Computerbedienung, das den Schülern vermittelt wird, bringt ihnen in der Zukunft nichts. Dafür besuchen sie ja auch eine allgemeinbildende Schule.
Während ihrer Schulzeit sollen die Schüler in möglichst viele Fachbereiche hineinschnuppern, um zu sehen, was sie später (oder auch nicht) machen wollen. Bei dem einen ist das Literatur (Mathematik, Naturwissenschaften weitgehend überflüssig), beim anderen ein Handwerk (Literatur, die meisten Geisteswissenschaften weitgehend überflüssig), beim dritten das Ingenieurwesen (alles außer Mathematik, Naturwissenschaften und Englisch weitgehend überflüssig).
Das wissen aber weder die Lehrpläne, noch die Lehrer, noch die Eltern noch die Schüler selbst bei Eintritt in die Grundschule und bei Eintritt in die weiterführende Schule. Bei Eintritt in die Sek II wissen es die Schüler bedingt und wählen ihre Kurse danach.
„Rechnen“ wird wohl für jede allgemeinbildende Schule gebraucht. Speziell am Gymnasium ist aber auch Mathematik unverzichtbar, was keineswegs gleich mit Rechnen ist, sondern wesentlich das Erkennen und Aussprechen von Zusammenhängen, Beweisen von Vermutungen, Herausfinden von Lösungsstrategien umfasst. Hier gibt es unter den Lehrern (nicht aber unter den Bildungstheoretikern) einen breiten Konsens, was gelehrt werden soll und in welcher Reihenfolge. Alles was man hierbei als „Ballast“ ansehen könnte, ist seit zwei Jahrzehnten ausgemerzt. Wer aus diesem Begriffenetz noch mehr wegstreichen möchte, erhält ein löchriges Netz, mit dem sich keine Ideen mehr fangen lassen.
sie sind kein mathelehrer, kein gymnasiallehrer und / oder kein Elter eines Kindes am Gymnasium. Andernfalls wüssten Sie, dass Beweise, Strukturen und Grundzusammenhänge von den Politikern als zu schwer erachtet und daher weitgehend aus den Lehrplänen verbannt wurden.
Wer redet von Lehrplänen? Lehrpläne enthalten schon seit Jahren wenig konkretes. Ich schrieb vom Konsens unter den Mathematiklehrern.
Unterschied ist der zwischen Kriminalität und organisierter Kriminalität. Letzteres beruht auch auf einem Konsens.
Ah, ein Mathehasser. Ich finde Konsense nicht grundsätzlich kriminell.
die inhaltlichen vorgaben für zap, zentrale klausur und zentralabitur sind relativ konkret, wenn man den kompetenzteil ignoriert. das wort beweis fehlt und ist für gute noten auch nicht erforderlich.
Vorhin erzählte mir eine Kollegin, in Sachsen-Anhalt habe man die Trigonometrie aus dem Lehrplan gestrichen. Nein, nicht nachgeprüft. War das typischer Ballast?
Achtung, schnelle Prüfung deutet mir darauf hin, dass die Aussage falsch war. Also weiter im Konjunktiv: wäre Trigonometrie Ballast, den außer künftigen Ingenieuren keiner braucht ?
In NRW sind die trigonometrischen _Funktionen_ sowie der Logarithmus weitestgehend verbannt worden. Sinus als Gegenkathete durch Hypothenuse ist (für die Physiker) drin geblieben.