STUTTGART. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg fordert angesichts sich häufender Erziehungsdefizite, eine Klassenlehrer-Verfügungsstunde für alle Schularten einzuführen. Damit ließen sich Probleme einzelner oder aller Schüler in der Klassengemeinschaft losgelöst von Stundentafel, Bildungsplan und Zeitdruck ansprechen und angehen – solange diese noch kleiner sind und noch nicht zu einem Kurzschluss geführt haben.
Ein solches Zeitkontingent zur freien Verfügung insbesondere für Klassenlehrer wird nach Auffassung des VBE als zusätzliches wichtiges Angebot außerhalb von Stundentafel und Bildungsplänen von Jahr zu Jahr notwendiger, damit wenigstens einmal in der Woche frei von Stoff- und Zeitdruck der regulären Unterrichtsfächer in der Klassen Dinge angesprochen werden können, die Schüler beschäftigen – und vom Lernen abhalten.
Von A bis Z, von „Ausländerhass“ bis „Zigarettenabhängigkeit“ müssten Pädagogen gesellschaftliche Problemfelder im Unterricht aufbereiten. Ob es sich um Ernährungsprobleme handele, um Reizüberflutung, Medienmissbrauch, um Bewegungsmangel, Gewaltattacken, Rechtsradikalismus oder Integrationsschwierigkeiten – stets solle die Schule umgehend reagieren. „Schule muss sich den gesellschaftlichen Veränderungen stellen, kann aber die Probleme der Gegenwart im Unterricht nicht nur ‚so nebenher‘ aufarbeiten“, stellt VBE-Landeschef Gerhard Brand fest.
Die Politik habe bisher die Umsetzung mit Blick auf die dafür notwendigen zusätzlichen Lehrerstunden, die Geld kosten, verweigert. „Wer eine gute Schule will, muss auch gutes Geld dafür investieren“, sagt der VBE-Vorsitzende, der die politisch Verantwortlichen auffordert, im Interesse aller jetzt rasch eine „Klassenlehrer-Verfügungsstunde“ zu ermöglichen. Schulpsychologen seien hervorragende Experten und würden dringend in ausreichender Zahl benötigt. Mindestens genauso wichtig sei es, den Schülern schon dann im Kleinen Unterstützung zukommen zu lassen, solange ihnen die Probleme noch nicht über den Kopf gewachsen sind, damit sie sich erst gar nicht zu einer Verzweiflungstat hinreißen lassen, so Brand. News4teachers
