CELLE. Kurz vor acht an vielen Schulen in Deutschland: Autos schieben sich über die Straße, die Fahrer drängeln, Kinder springen heraus, laufen zwischen den stehenden Fahrzeugen herum – kurz: ein Verkehrschaos, verursacht durch die zahlreichen „Eltern-Taxis“, in denen Schüler zur Schule gebracht werden. Appelle fruchten meist wenig. Die Polizei im niedersächsischen Celle erwägt jetzt, eine „Bannmeile“ vor den Schulen einzurichten: Aus einem Bereich von 200 bis 400 Meter um Schulen herum soll der Kraftverkehr herausgehalten werden.
Das Phänomen „Eltern-Taxi“ entwickelt sich zu einem massiven Problem für die Verkehrssicherheit vor Schulen, heißt es bei der Celler Polizei. Immer mehr Eltern würden ihre Kinder mit dem Auto zur Schule, selbst wenn sie von zu Hause nur Entfernungen deutlich unter einem Kilometer zurückzulegen hätten.
„Hierdurch erhöht sich das Verkehrsaufkommen vor den Schulen. Parkende Fahrzeuge bilden Sichtbarrieren und damit zusätzliche Gefahrenquellen für Kinder, die an den kreuz und quer stehenden Fahrzeugen vorbei auf die Fahrbahn gehen müssen Darüber hinaus werden die Kinder in den Autos ihrer Eltern häufig nicht richtig gesichert“, sagt Joachim Ehlers, Verkehrssicherheitsberater der Polizeiinspektion Celle. Jedes haltende Auto vor der Schule sei eine Gefahr für die Kinder, betont der Verkehrssicherheitsberater. Es sei erwiesen, dass gerade diese Kinder unfallgefährdeter als andere seien.
Tatsächlich hat eine Studie im Auftrag des ADAC aufgezeigt, dass durch regelmäßige Hol- und Bringdienste die selbständige Mobilität von Schulkindern immer mehr verloren geht. Ein weiterer negativer Effekt der vielen „Eltern-Taxis“: Bundesweit kommen mittlerweile mehr Kinder auf dem Weg zur Schule im Auto ihrer Eltern zu Schaden als Schüler, die zu Fuß unterwegs waren. Noch dramatischer fielen die Studienergebnisse mit Blick auf die konkrete Gefährdungssituation vor Ort an den Grundschulen aus. Hier gefährdeten in vielen Fällen Eltern durch regelwidriges Anhalten oder riskante Wendemanöver die Sicherheit anderer Schulkinder und Verkehrsteilnehmer teilweise massiv.
Deshalb wird in Celle jetzt über schärfere Maßnahmen nachgedacht: „Denkbar“ wäre „eine Art Bannmeile“, aus der der Verkehr herausgehalten werde – auf freiwilliger Basis jedenfalls. Im Rahmen einer Selbstverpflichtung würde dann mit den Eltern vereinbart, nicht direkt vor die Schule zu fahren, sondern an geeigneten Stellen im Nahbereich der Schule zu halten und die Kinder dort aus dem Auto steigen zu lassen. 200 bis 400 Meter Fußweg sollten dabei zumutbar sein. Diese Stellen sollten idealerweise im Zusammenwirken mit Schule, Eltern, Stadt und Polizei vorher festgelegt und gekennzeichnet werden.
Ob eine solche Maßnahme wirkt? Besser sei es, die Eltern würden ganz aufs Bringen ihrer Kinder verzichten, meint die Polizei – denn: „Kinder können kein selbständiges Verhalten im Straßenverkehr erlernen, wenn sie ständig von den Eltern gefahren werden.“ Das sieht auch der ADAC so. Eine Sprecherin sieht die Idee einer Bannmeile skeptisch, sie sagt laut „Bild“-Zeitung: „Eine Bannmeile würde das Problem nur verlagern. Wir appellieren an die Vernunft der Eltern.“
Das hat die Polizei allerdings auch schon versucht. Gemeinsame Aktionen mit den Schulen hätten zwar zeitweilig jeweils zu einer Entspannung der Verkehrssituation geführt. „Es ist aber nicht wirklich gelungen, das Problem nachhaltig in den Griff zu bekommen“, so heißt es. Agentur für Bildungsjournalismus
Zum Bericht: ADAC warnt – „Eltern-Taxi“ zur Schule gefährdet Kinder