KOBLENZ. Was sollte auf eine “Negativliste für Lehrer”? Welche Arbeiten, die immer öfter zum Alltag gehören, gehören eigentlich nicht zum Berufsbild, sollten Lehrkräfte also nicht mehr machen müssen? Wir haben Leser gefragt – und viele Antworten erhalten.
Eine Leserin von News4teachers, eine Kunstlehrerin, wollte die Hilfe des Schulhausmeisters in Anspruch nehmen, um die Flure mit Bildern zu verschönern. Daraufhin erklärte ihr die Schulleitung, dass solche Aufgaben auf der “Negativliste” für Hausmeister stehen – er dürfe also diese Tätigkeiten nicht durchführen. Eine solche Schwarzliste, so meinte die Kollegin, müsste es doch auch für Lehrkräfte geben. Also haben wir auf Facebook gefragt: Welche Tätigkeiten erbringen Sie, die nicht Inhalt des Arbeitsvertrages oder der Stellenbeschreibung sind – und die Sie nicht mehgr machen mögen. Wir denken, die Liste könnte hilfreich sein, um die Kultusministerien und die Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren, was heutzutage alles von den Pädagogen verlangt wird.
Welche Tätigkeiten wir nicht mehr machen wollen – die Leser-Antworten:
- Anna: Sozialarbeiter für ganze Familien sein.
- Martha: Psychologen, Therapeuten, Ersatzmütter, Krankenschwester, Trostspender, Entertainer.
- Daniela: Der Kauf von Heften, Stiften u.ä. für ganze Klassen, weil die SuS keine oder nur unzureichend Arbeitsmaterialien mitbringen (Kommentar Nicole: Oh ja… kenne ich 😣)
- Morten: Die Anschaffung von Materialien, die zur Unterrichtsgestaltung notwendig sind (Lehrbücher)
- Heinzi: In der eigenen Freizeit unbezahlte Nachhilfe erteilen, um selbstverschuldete Defizite auszugleichen.
- Marion: Rund-um-die-Uhr Telefonbereitschaft für Eltern. (“Ich hab Sie gestern nicht erreicht!”), Kommentar von Detlef dazu: Am Telefon grundsätzlich KEINE Auskünfte erteilen! Könnte jeder anrufen – ich erkenne doch nicht alle Eltern an der Stimme! Marion zurück: Na, so können sich viele kleine Fragen schon klären, bevor es sich hochschaukelt. Abgesehen davon, will ich die nicht morgens vor der Klassentür stehen haben. Jan dazu: Ihr macht es euch aber auch schwer. Bei mir gibt es weder Telefonnummer, noch “Zwischendurchgespräche”. Wer etwas möchte, schreibt ins HA-Heft des Kindes oder kommt in die Sprechstunde.
- Antonella: Sprechstunde über individuelle Probleme zu jederzeit an jedem Ort. Beim Restaurantbesuch, beim Spazieren gehen mit der eigenen Familie, oder auch beim Bäcker.
- Christian: 90 bis 60 Tage Korrekturen, unterrichtsfremde Tätigkeiten sowie Überstundenausgleich für eine normale Arbeitswoche mit bis zu 50 Wochenstunden und mehr (sozialpädagogische Betreuung verhaltensauffälliger Schüler, Konferenzen uvm.)
- Barbara: Rumdum-Dienst auf Klassenfahrten.
- Su: Das private Handy immer dabei haben zu müssen. (Anweisung der Schulleitung), Tobias meint dazu: Ist bei uns auch so. Habe aber kein Problem damit. Su zurück: Habe meines ja sowieso immer dabei. Aber das einfach zu verlangen, finde ich schon heftig. Jan: definitiv rechtswidrig. Nata: Würde ich einfach nicht machen. Es soll ja Menschen geben, die gar kein Handy besitzen.
- Lisa: Mit dem privaten PC, Laptop, Drucker, … den Unterricht vorbereiten. Tobias dazu: Kann man bei der Steuer angeben! Lisa zurück: Ja. Aber es wird mir nicht vorfinanziert und bei Reparaturen etc. muss ich es auch selbst finanzieren.
- Uta: Den Schulranzen nach den Sommerferien (!!!) ausmisten und aufräumen
- Monika: Möbel tragen!
- Melanie: Basare ausstatten und durchführen.
- Kathrin: Computeruraltmodelle am Laufen halten. Kommentar von Thomas dazu: Kannst ja von deinem Gehalt neue kaufen. Sascha: Toller Vorschlag.
- Ines: Klassenraum putzen, Internet mit privatem Tablet ermöglichen, Kinder mit Frühstück versorgen
- Julia: Pädagogischer IT-Koordinator, Brandschutzbeauftragter, Verantwortlicher für Katastrophenschutz, Sicherheit- und Ersthilfe-Verantwortlicher … Diese “Verantwortlichkeiten” werden uns Lehrern zuhauf und ungefragt übergestülpt… Kommentar von Birgit dazu: Das gilt übrigens auch für Erzieher/innen in den Kitas.
- Gabriele: Erziehung der Social Skills! Kommentar Jana dazu: Ist ganz klar unsere Aufgabe! Erziehungsauftrag!
- Petra: Elternnachricht nachdem Schüler sich auf dem Pausenhof mit Beeren beworfen haben: “… die Flecken aus Paulinchens Hose gehen nicht mehr raus. Die Hose hat 50€ gekostet. Das will ich von Fritzchen ersetzt haben. Kümmern Sie sich darum!” Nein, das gehört nicht zu meinen Aufgaben …
- Ursula: Das dreckige Waschbecken in der Klasse reinigen, Frühstück für Kinder mitbringen, die mal wieder kein Essen dabei haben, Hefte, Stifte und Mappen für Schüler spendieren, damit sie arbeiten können, noch brauchbare Kleidung, Turnschuhe oder Schulranzen…
- Sissi: Wie wäre es mit Klassenfahrten streichen?? Sind die Pflicht?? Kommentar Andreas: Auf keinen Fall streichen. Du musst ja nicht mitfahren, bist nicht verpflichtet
- Jana: Das gesamte schuleigene (!) Material aus den Regalen und Schränken in selbst beschaffte (!) Umzugskisten räumen damit in den Ferien die Grundreinigung erfolgen oder gestrichen werden kann. Natürlich nach der Unterrichtszeit und ohne zeitlichen Ausgleich durch ausgefallene Konferenz. Frage von Andrea dazu: Wird bei euch noch grundgereinigt? Bei uns werden nur noch die Fenster geputzt. Antwort Jana: Einmal im Jahr und das auch mehr schlecht als recht.
- Mira: Das Privatauto zu nutzen, um auch in ländlichen Gebieten in der großen Pause schnell genug
- Claudia: Klassenraum zusammen mit den Eltern streichen. Macht unser Hausmeister nämlich auch nicht!
- Sarah: Klassenräume streichen, Gardinenschienen reparieren, Zwangsfortbildungen durch den Schulträger selbst bezahlen, Geld für Material vorstrecken
- Jennifer: Mit dem privaten Pkw Schüler über ein Jahr lang an ihrem Praktikumsplätzen besuchen und dafür 30 Cent pro Kilometer bekommen. Aber nur die kürzeste Strecke von Daheim oder der Schule aus. Frage von Sahibra: Ihr bekommt dafür Geld?
- Nina: Regale lackieren… Regale aufbauen… Regale für meinen Raum kaufen (von meinem Geld)… Regale putzen… Regale schleppen… diese Regale aber auch…
- Gundula: WhatsApp Gruppen für Eltern der eigenen Klasse mit Hausaufgabenservice, Vertretungsplaninfo und Vergessene-Sachen-Hotline… um sich dann anzuhören: Warum haben Sie 21.30 Uhr nicht mehr geantwortet! Kommentar Sahibra: Mit Eltern eine Whatsappgruppe? Ohjee
- Andrea: Hausaufgaben hochladen, damit die Eltern wissen, was ihre kinderlein zu tun haben. ..
- Nina: Förderpläne erstellen, ohne es gelernt zu haben. Anschaffungen aus der eigenen Tasche. Alle Instanzen der Sozialarbeit kennen und pflegen, um alle Schüler richtig vermitteln zu können.
- Mira: Die Krankenschwester für Schüler spielen, die krank zur Schule kommen und leider nicht abgeholt werden können, weil Mama leider keine Zeit / kein Auto / keine Lust hat – inkl. Tee kochen, Spuckschüssel leeren usw…
- Werner: Gelder für die Schülerzusatzversicherungen einziehen und weiterleiten (BW)
- Chantal: Ich “musste” mein Klassenzimmer selber streichen in den Ferien.
- Soufien: Ein PC mit Drucker für 30 Kollegen. Abschlussfeier organisieren. Räume streichen (natürlich in der Freizeit
- Simone: Ohne Internet…
- Egon: Geld von den Schülern eintreiben, um davon eine Kopierkarte zu kaufen, weil das Land zu geizig ist die Lehrer mit einer auszustatten.
- Heike: Ich hätte gerne eine sonderpädagogische Ausbildung und die entsprechende Bezahlung, da ich nun im 4. Jahr ohne all das Inklusion unterrichte.
- Nina: Differenzieren für I-Kinder ohne Material, Ausbildung und extra Kopieren
- Pia: Fenster putzen.
- Nina: Kotze wegwischen.
Die Liste ist weiter offen. Ergänzungen sind im untenstehenden Forum ausdrücklich erwünscht! Die Redaktion von News4teachers

