DÜSSELDORF. Viele Lehrkräfte in Deutschland fühlen sich offenbar dazu gedrängt, fehlende Schulmaterialien für ihre Schüler vom eigenen Gehalt zu bezahlen. Das hat ein Schreibwarengroßhändler in einer Umfrage unter 500 Lehrkräften herausgefunden. Danach gaben 44 Prozent der Befragten an, zumindest hin und wieder Geld auszugeben, damit die Kinder sich am Unterricht beteiligen können.
Zur Repräsentativität der Umfrage macht der Initiator, Staples, keine Angaben; die Übertragbarkeit der Prozentzahlen auf die gesamte Lehrerschaft in Deutschland ist also mit Vorsicht zu betrachten. Trotzdem sind Trends erkennbar – und die sind bedenklich: 73 Prozent der Lehrkräfte in der Umfrage geben an, dass sie Schüler unterrichten, die stets ohne eigene Materialien zur Schule kommen. Nicht ganz überaschend dabei: Je jünger die Kinder sind, desto häufiger kommt das vor. “Grundschullehrkräfte fühlen sich am meisten dazu verpflichtet, Materialien aus eigener Tasche zu bezahlen. Lehrerinnen und Lehrer, die Sieben- und Achtjährige unterrichten, spüren den Druck ganz besonders (67 Prozent)”, so heißt es.
Und die Ausgaben sind nicht gering – immerhin rund ein Viertel derjenigen, die Schülermaterialien kaufen, geben an, innerhalb von vier Monaten zwischen 40 und 100 Euro dafür auszugeben, was im Schuljahr bis zu 300 Euro wären. Etwa ein Achtel dieser Gruppe gibt sogar mehr als 120 Euro innerhalb von vier Monaten für Schreibutensilien, Hefte und anderes Schülermaterial aus. Warum so viele Lehrkräfte sich dazu verpflichtet fühlen? Die Befragung gibt einen Hinweis: Zwei Drittel der Befragen meinen, dass es negative Auswirkungen auf das Leistungsniveau eines Schülers habe, wenn ihm über längere Zeit immer wieder Lernmaterial fehle – es ist also Fürsorge.
Von Eltern erwarten die Lehrerinnen und Lehrer hingegen nicht allzu viel. Wie würden Sie das Verhalten der Eltern beschreiben, wenn es sich um die Besorgung der richtigen Lernutensilien und anderen Equipments für das neue Schuljahr ihrer Kinder handelt? Nur rund ein Viertel der Lehrkräfte meint, sie seien mehrheitlich aktiv daran interessiert, ihre Kinder richtig auszustatten – ein Drittel hingegen beschreibt die Eltern überwiegend als passiv, aber immerhin noch einigermaßen pflichtbewusst. Genauso viele allerdings beschreiben die Eltern als mehrheitlich desinteressiert, gestresst und sogar verärgert darüber, dass sie Materialien für ihre Kinder besorgen sollen.
Dass der Unwillen vieler Eltern am Geld liegt, glauben allerdings offenbar nur die wenigsten Lehrkräfte – nur ein Viertel der Befragten meint, dass sich die Situation bessern würde, wenn den Familien mehr Einkommen zur Verfügung stünde. Fast doppelt so viele schlugen als Gegenmaßnahme vor: “Die Eltern dazu ermutigen, sich mehr für die Schulausbildung ihrer Kinder zu interessieren”. Agentur für Bildungsjournalismus