An Thüringer Schulen haben sich die Fälle von Rauschgiftkriminalität innerhalb von vier Jahren verdoppelt. Wie das Landeskriminalamt mitteilte, sind im vergangenen Jahr insgesamt 80 solcher Straftaten bekannt geworden. 2011 waren es noch 40. Laut der Kriminalstatistik der Polizei gab es seither jedes Jahr einen Anstieg. Am stärksten fiel er im Bereich der Polizeiinspektion Nordhausen aus. Dort gab es im vergangenen Jahr 27 Fälle. 2011 nahmen die Ermittler noch 3 auf. Bei den Inspektionen in Erfurt und Gotha sind es 2015 jeweils elf solcher Delikte gewesen.
Nach Angaben einer LKA-Sprecherin handelt sich dabei vor allem um den Besitz oder Erwerb von Cannabisprodukten. In den meisten Fällen sind die betroffenen Schüler mit der verbotenen Droge jedoch aufgeflogen: Im Vorjahr sind demnach 92,5 Prozent der Vorfälle aufgeklärt worden. 2011 betrug die Aufklärungsquote noch 97,5 Prozent. Mit fünf Fällen hatten die Schulen in Südthüringen kaum mit Rauschgiftkriminalität zu kämpfen. Experten rechnen allerdings mit einer hohen Dunkelziffer.
Bildungsministerin Birgit Klaubert nannte die Zahlen bedenklich. Sie wolle sich deshalb mit Gesundheitsministerin Heike Werner (beide Linke) austauschen, sagte ihr Sprecher. Außerdem solle die Problematik Thema bei einer Tagung von Schulamtsleitern werden. Dort solle darüber beraten werden, ob die bereits bestehenden Präventionsmaßnahmen ausreichten, erklärte er.
Nach seinen Angaben sind bei Verstößen in erster Linie die Beratungslehrer erste Ansprechpartner für Schüler und deren Eltern. Bei Bedarf könnten außerdem Schulpsychologen aus dem Schulamt hinzugezogen werden. Diese Experten sollen nach den Worten eines Sprechers Hilfe zur Selbsthilfe geben. So sollen etwa Eltern Tipps geben, «wie sie mit ihren Kindern über deren Sorgen und Probleme ins Gespräch kommen, um sich wiederum für Hilfs- und Unterstützungsangebote zu öffnen».
Laut Ministerium sind alle Schulen gesetzlich dazu verpflichtet, ein Konzept für gesunde Lebensweisen zu erstellen. «Ein Schwerpunkt muss dabei die Prävention des Konsums von illegalen Drogen ein», erklärte der Sprecher. Wie sie genau die Jugendliche über die Gefahren durch Drogenkonsum aufklären, sei den einzelnen Schulen selbst überlassen. Es gebe eigens ein Budget für Fortbildungen. Außerdem könnten die Schulen Fördermittel beantragen, um Projekte zur Suchtprävention während oder außerhalb des Unterrichts umzusetzen.
Nach Angaben der Thüringer Fachstelle für Suchtprävention hat mehr als die Hälfte der 15- bis 16-Jährigen im Freistaat bereits Erfahrungen mit dem Konsum von Tabak und 18 Prozent mit illegalen Drogen gemacht. Sie beruft sich auf Umfragen aus den vergangenen Jahren. Experten warnen seit Jahren, dass Drogen die Gesundheit schädigen und abhängig machen können. dpa