BREMEN. Niedersachsen will die bei Lehrern und Schulleitern ungeliebte Schulinspektion grundlegend umstellen – von einer Kontrollinstanz zu einem reinen Beratungsinstrument.
“Da muss etwas passieren”, sagte Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) dem Bremer “Weser-Kurier”. “Wenn ein Instrument, das eigentlich positiv wirken soll, nur als belastend empfunden wird, muss man sich fragen, was man verbessern kann.” Nach den Herbstferien werde das Ministerium mit den Schul- und Lehrerverbänden konkrete Reformvorschläge erarbeiten. Eine vollständige Abschaffung des Schul-TÜVs, der 2005 vom damaligen Kultusminister und heutigen Landtagspräsidenten Bernd Busemann (CDU) eingeführt worden war, schloss Heiligenstadt allerdings aus.
Die Ressortchefin kündigte außerdem an, das System der umstrittenen bundesweiten Vergleichsarbeiten in den dritten und achten Klassen (Vera) vereinfachen zu wollen: “Vera muss angepasst werden.” In einer Online-Befragung der Universität Lüneburg hatten die meisten Lehrer die Tests, die nicht in die Zeugnisnoten einfließen, als unsinnig kritisiert. Für Änderungen ist jedoch die Kultusministerkonferenz zuständig, in vielen Ländern gelten die Klausuren als geeignetes Mittel zur Überprüfung der Bildungsstandards. Auch Bremens Schulsenatorin Claudia Bogedan (SPD) wolle an den Vergleichen festhalten, erklärte eine Sprecherin.
Erfreulich schnell hat damit Niedersachsens SPD-Kultusministerin Frauke Heiligenstadt auf die geballte Kritik der Lehrer in der Befragung durch die Lüneburger Universität reagiert und grundlegende Reformen an der ungeliebten und gefürchteten Schulinspektion in die Wege geleitet. Das und auch die angekündigte Entschlackung bei den als bürokratisch empfundenen Vergleichsarbeiten in den Klassen drei und acht sind natürlich dem aufkommenden Landtagswahlkampf geschuldet. Natürlich sind die Pläne ein Versuch der unter Dauerbeschuss der Opposition und einiger Lehrerverbände stehenden Ressortchefin, wieder in die Offensive zu kommen. Aber das macht sie nicht falsch. Im Gegenteil: Es ist absolut richtig, die Lehrkräfte von unsinnigen oder zumindest unsinnig empfundenen Aufgaben zu entlasten. Die intensiven Vorbereitungen auf den angekündigten Besuch des Schul-TÜVs gehören ebenso dazu wie die zweifelhaften Zwangs-Tests, mit denen sich die Schulen in ein imaginäres Ranking einreihen sollen. Die Arbeitskraft, die dafür draufgeht, ist im Unterricht und in der Betreuung der Kinder besser aufgehoben – gerade in Zeiten des akuten Lehrermangels. Gastbeitrag von Peter Mlodoch/Weser Kurier