Website-Icon News4teachers

Interview mit VBE-Chef Beckmann: Lügner Trump ist Präsident. Wie erklär’ ich’s meinen Schülern?

Bedürfen die Leitlinien für die politische Bildung im Zeitalter des Populismus einer Neuausrichtung? Donald Trum im US-Wahlkampf. (Foto: Wikimedia/CC BY-SA 4.0 Michael Vadon)

BERLIN. Die Wahlkampf-Aussagen des designierten US-Präsidenten Donald Trump, erhitzen die Gemüter. In Debatten hat er nachweislich gelogen – trotzdem gaben die Wahlberechtigten ihm ihre Stimme. Wie man es schafft,  Schülerinnen und Schülern das zu erklären, erklärt Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung VBE, im Interview.

N4T: Donald Trump wird neuer US-Präsident und stellt viele Eltern und Lehrkräfte vor ein Problem: Wenn jemand der lügt, US-Präsident werden kann, wie vermittle ich Kindern dann, dass Lügen falsch ist?

Beckmann: Trump ist nicht Präsident geworden, weil er gelogen hat. Eine direkte Korrelation zwischen dem Lügen und dem Wahlergebnis zu ziehen, ist unzulässig.

Anzeige
PhoneLocker, verschließbare Smartphone-Tasche

Richtig ist: Er wurde zum Präsidenten gewählt, weil viele Menschen für ihn gestimmt haben. Bei einer Wahlbeteiligung von nur 55 Prozent ist es viel wichtiger, Kindern zu vermitteln, wie wichtig das Wählengehen in einer Demokratie ist.

N4T: Die “bad guys” gewinnen im wahren Leben öfter als die “good guys”- ist das ein Erkläransatz?

Beckmann: Diese Einschätzung kann ich nicht teilen. Es gibt viele Menschen, die mit rücksichtsvollem Verhalten, Ehrlichkeit und Engagement ihre Ziele erreichen. Über die wird halt nicht so oft in den Medien berichtet. Hier können die Medien einen wichtigen Erziehungsbeitrag leisten.

Umso wichtiger ist es, als Eltern seinen Kindern und als Lehrkraft den Schülerinnen und Schülern ein Vorbild zu sein. Toleranz gegenüber anderen, gewaltfreie Kommunikation und die Anerkennung der Demokratie sind wichtige Bausteine unserer Gesellschaft.

Donald Trump Signs The Pledge 01.jpg
Donald Trump ist am 8. November als Präsident der Vereinigten Staaten gewählt worden. Foto: (By Michael VadonOwn work, CC BY-SA 4.0, Link)

N4T: Der neue US-Präsident steht für viele Dinge, die man seinen Kindern eigentlich nicht mitgeben will fürs Leben. Was sollten Eltern jetzt beachten, wenn die Kinder Fragen stellen?

Beckmann: Nicht jede Person, die in der Öffentlichkeit steht, vertritt Werte, die einem selbst nahe sind. Bei der Diskussion sollte darauf geachtet werden, keine Zeichen von Resignation auszustrahlen. Die Demokratie ist und bleibt eine schützens- und lebenswerte Institution. Umso wichtiger ist es, dass jeder an ihr teilhaben und teilnehmen kann – und sein Wahlrecht auch aktiv ausübt.

N4T: Trump hat unter anderem durch seine herabwürdigende Haltung gegenüber Frauen für Aufsehen gesorgt. Machen Sie sich Sorgen um junge Mädchen?

Beckmann: Der designierte Präsident wird zeigen müssen, ob er außerhalb des Wahlkampfes ebenso verachtenswerte Aussagen tätigt. Die Gleichberechtigung von Frau und Mann ist nicht verhandelbar, auch nicht von einem amerikanischen Präsidenten.

N4T: Kann jemand wie Donald Trump ein Vorbild sein?

Beckmann: Das ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht einschätzbar. Das Amt des Präsidenten bringt Anerkennung mit sich, allein wegen der machtvollen Position innerhalb des Staates. Ob er Vorbild sein kann, wird sich an seinen Taten messen lassen müssen, insbesondere an seiner Aussage, dass er das amerikanische Volk einen will. Die Fragen stellte Anne Roewer

Die mobile Version verlassen