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Non scholae sed doctrinae inspicimus – Wie Heiligenstadt die Schulinspektion reformieren will

HANNOVER. Als „erste große Schritte zur Überwindung des neoliberalen Schulmodells“ lobt die GEW die Pläne des niedersächsischen Kultusministeriums die bisherige Schulinspektion durch ein neues Bewertungsverfahren zu ersetzen. Künftig soll vor allem der Unterricht in den Mittelpunkt rücken. Auch bei den Vergleichsarbeiten soll mehr Flexibilität die Schulen entlasten.

Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) will die bei Lehrern und Schulleitern unbeliebten Schulinspektionen durch ein neu konzipiertes Bewertungsverfahren ersetzen. Ab dem kommenden Jahr soll ein sogenanntes Schul-Feedback den Schulen dabei helfen, ihren Unterricht und den Lernerfolg ihrer Schüler zu verbessern, teilte das Kultusministerium mit.

Die pädagogischen und fachlichen Bedürfnisse der Schulen sollen bei der Schulinspektion künftig mehr Berücksichtigung finden? Foto: Günther Gumhold / pixelio.de

Die Schulinspektionen waren 2004 vom damaligen Kultusminister Bernd Busemann (CDU) eingeführt worden. Für die Inspektion kommen zwei vom Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung entsandte Kontrolleure und prüfen, wie der Betrieb an der Schule funktioniert. Vorher muss die Schulleitung viele Dokumente und Konzepte einreichen. Im Sommer hatte eine Online-Befragung des Kultusministeriums zur Arbeitsbelastung von Lehrern ergeben, dass viele Lehrer und Schulleiter die Inspektionen als sehr belastend empfinden und ihren Nutzen infrage stellen.

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Künftig soll nicht die Schule als Ganzes, sondern der Unterricht und seine Qualität im Mittelpunkt stehen. «Die Schulen bekommen eine für die Unterrichtsentwicklung und Unterrichtsgestaltung verwertbare Rückmeldung», sagte Heiligenstadt. Die pädagogischen und fachlichen Bedürfnisse der Schulen sollen bei der Evaluation mehr Berücksichtigung finden. So kann die Schulleitung die Beobachtungsschwerpunkte selbst auswählen. Eine Neuerung sei zudem, dass die Schulen ihrerseits den Behörden eine Rückmeldung dazu geben, ob der Feedback-Prozess für sie hilfreich war und aus ihrer Sicht gut verlaufen ist.

Auch die bundesweiten Vergleichsarbeiten (VERA) sollen künftig für die Schulen flexibler gestaltet werden. Bei den Vergleichsarbeiten handelt es sich um unbenotete Tests, die flächendeckend und jahrgangsbezogen untersuchen, welche Kompetenzen Schüler zu einem bestimmten Zeitpunkt erreicht haben. Drittklässler schreiben diese Arbeiten in den Fächern Deutsch und Mathematik, in der 8. Klasse wird das Wissen in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch geprüft.

Künftig erhalten die Schulen mehr Spielraum bei der Frage, auf welchen Termin die Vergleichsarbeit gelegt werden kann. Außerdem wird es möglich sein, in dem Fach, in dem die Vergleichsarbeit geschrieben wird, eine reguläre Klassenarbeit weniger anzusetzen. Die Testergebnisse werden vom Computer ausgewertet. Diese Neuerungen sollen den Arbeitsaufwand für die Lehrer reduzieren.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bewertet die Weiterentwicklung der Schulinspektionen positiv. «Das sind erste große Schritte zur Überwindung des neoliberalen Schulmodells», sagte der Landesvorsitzende Eberhard Brandt. Die Absicht, Schulen über Kennzahlen und Leistungsvergleiche in Konkurrenz zu setzen und zu kontrollieren, sei gescheitert. Aus Sicht der GEW können sich die neuen Feedback-Verfahren als guter Neuanfang erweisen, wenn die Schulen tatsächlich bei den Entwicklungsprozessen unterstützt werden. (dpa)

zum Bericht: Schnelle Reaktion von Ministerin Heiligenstadt – Nach Kritik von Lehrern will Niedersachsen Schulinspektion und VERA überarbeiten

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