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„Die Rekruten“: Dürfen die das? Bundeswehr wirbt mit täglicher Doku-Soap für Ausbildung

DÜSSELDORF. Es ist ein äußerst umstrittenes Projekt: Seit dem 1. November läuft auf youtube.de täglich eine Folge von „die Rekruten“ – die Serie der Bundeswehr über die Grundausbildung.

Die Produktion “die Rekruten” wurde schon vor Start seitens der Politik heftig kritisiert, unter anderem, weil die Kosten von 1,7 Millionen Euro an anderer Stelle in der Bundeswehr besser ausgegeben seien. Mehrere Vertreter der großen Parteien stellten in Frage, ob die Bundeswehr das Geld nicht besser in ihre Ausrüstung stecken sollte. Unbestritten ist die mangelhafte Ausbildung der Bundeswehr ein kritikwürdiges Thema. Allerdings an anderer Stelle. In der dreimonatigen Grundausbildung werden die Rekruten ja kaum damit in Berührung kommen. Ähnliches gilt auch für die Kritik, “Die Rekruten”-Serie würde vor allem positive Aspekte wie Sport, Abenteuer, Kameradschaft und Technik betonen, nicht das Kämpfen und Töten. Dazu sagte Jens Flosdorff, der Sprecher von Ministerin Ursula von der Leyen, gegenüber dem Medienmagazin kress.de: “Wir zeigen die Grundausbildung, wie sie ist.” Es werde Folgen geben, in denen die Rekruten über Tod und Verwundung diskutieren. “Wir wollen die Realität abbilden. Wir machen keinen Wochenendausflug in den Auslandseinsatz, um Kritikern entgegenzukommen.”

Seit dem 1. November läuft die Werbe-Serie der Bundeswehr auf youtube.de.

Peter Ritter von der Linken hatte im Bundestag zudem ethische Bedenken: „Werbefilmchen fürs Sterben im Ausland braucht niemand.“ Diese Fundamentalkritik mag teilen wer will, sie führt in diesem Fall allerdings in die Irre. Denn wenn man sich als Land für eine Berufsarmee entscheidet, muss man sich nicht darüber wundern, wenn deren Verantwortliche auch versuchen, Nachwuchs zu werben. Und damit lief es in letzter Zeit nicht so gut bei der Bundeswehr.

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Die zunächst auf 90 Folgen angelegte Dokusoap wird außerdem wegen der trivialen Inhalte und stark beschönigenden – daher unfreiwillig komischen Darstellung – des Soldatenseins mit Spott bedacht. Tatsächlich wirkt der Alltag der „Rekruten“ in den bisher veröffentlichten Folgen alltäglich normal. Kampagnenmacher Dirk Feldhaus aus dem Bundesverteidigungsministerium sagt dazu gegenüber kress.de: „Wir zeigen auf Augenhöhe mit den jungen Menschen und räumen gleichzeitig mit den alten Klischees über die Bundeswehr auf.“ Das ist sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung, denn auch eine Berufsarmee sollte möglichst breit in der Bevölkerung  verankert sein und sich darum bemühen, nicht nur Rekruten aus den immer gleichen Kreisen anzuwerben – eben diejenigen die sowieso der Ansicht sind, dass schießen und Uniformen großartig sind. Wenn es gut läuft, kann die Serie dazu einen Beitrag leisten, dass auch andere Jugendlichen sich für die Armee interessieren.

Die Darsteller der Rekruten würden darüber hinaus freiwillig mitmachen, erklärt Feldhaus. ” Alle wurden genau unterrichtet, was wir vorhaben. Wenn es Sorgen und Probleme gibt, sprechen wir darüber mit ihnen. Wenn sie scheitern, würden wir das zeigen wollen, aber nichts geschieht gegen ihren Willen. Wir sind keine Casting-Show.”

Die Klickzahlen geben den Kampagnenmachern recht: Einige der Folgen kratzen an der Eine-Millionen-Views-Marke. Nach Aussagen der Bundeswehr erfüllt die Serie ihren Zweck und hat die Zugriffe auf der Bewerbungsseite nach oben getrieben. nin

 

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