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Was früher Stinkbomben waren, ist heute Pfefferspray: Immer mehr Attacken an Schulen – CDU will freien Verkauf auf den Prüfstand stellen

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HAMBURG. Die Wirkung von Pfefferspray ist übel: Atemnot, brennende Augen – die Haut juckt höllisch. Trotzdem darf das Reizgas in Deutschland praktisch frei verkauft werden, sogar an Kinder. Ergebnis: In den Schulen häufen sich die Fälle, in denen mit Pfefferspray herumgesprüht wird, dramatisch. Die Hamburger CDU will dagegen jetzt vorgehen.

Offenbar zielen manche Pfefferspray-Anbieter auf Kinder und Jugendliche. Screenshot: News4teachers

Das Angebot zielt augenscheinlich auf eine junge Kundschaft: Das „Zombie Pepper Spray“ verspricht „maximum strength“, also maximale Stärke. Käufer werden auf der grell bunten, in Comic-Anmutung gestalteten Packung aufgefordert: „Heat up their cold undead bodies!“ („Heize ihre kalten untoten Körper auf“). Der Preis für einen Schlüsselanhänger mit Reizgaspatrone: gerade mal 15,95  Euro. Gekennzeichnet ist das Produkt in der Beschreibung des Online-Händlers als „Tierabwehrspray“ – und das hat einen besonderen Grund: Wenn sich die Nutzung angeblich nicht gegen Menschen richtet, dürfen Pfeffersprays frei verkauft werden, sogar an Kinder. Dann greift nicht mal mehr die Beschränkung, dass eine Abgabe erst ab 14 Jahren zulässig ist.

Lange Rede kurzer Sinn: Es ist ein Kinderspiel für Schüler, an Reizgas zu kommen. Entsprechend häufen sich seit einigen Jahren die Meldungen, wonach in Schulen damit herumgesprüht wird. Streiche mit Stinkbomben waren gestern – heute bringen Schüler Pfefferspray zum Einsatz. Und zwar immer öfter.

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Meldungen aus den vergangenen sechs Wochen:

Die Wirkung von Pfefferspray ist übel – in den USA bekommen Soldaten im Training das Reizgas zu spüren, um zu lernen, trotzdem Handlungsfähig zu bleiben. Keine leichte Aufgabe, wie das Foto belegt. Foto: Fort A. P. Hill / flickr

Auch in Hamburg mussten im Dezember Rettungskräfte aufgrund mehrerer Reizgas-Alarme an Schulen ausrücken –  an einem Tag, dem 20. Dezember, gleich an zwei Schulen. Für die CDU in der Hansestadt der Anlass, politisch aktiv zu werden. Die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Karin Prien stellte einem Bericht des „Hamburger Abendblatts“ zufolge eine Anfrage an den rot-grünen Senat. Sie wollte wissen, wie viele Reizgasangriffe und wie viele Verletzte es in den vergangenen fünf Jahren an Hamburger Schulen und universitären Einrichtungen gegeben hat. Die Anfrage blieb jedoch ohne Erfolg: Die Behörden, so heißt es in der Senatsantwort, würden derartige Vorgänge statistisch nicht erfassen.

Für Prien, die schulpolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion, ist das dem Bericht zufolge nicht akzeptabel. „Angesichts der massiv erhöhten Verkaufszahlen und der völlig freien Verkäuflichkeit von Pfefferspray auch an unter 14-Jährige ist der laxe Umgang des Schulsenators mit diesem Thema alles andere als angemessen“, so zitiert das Abendblatt die Abgeordnete. Sie meint: „Eine Meldepflicht für solche Vorfälle und eine Pflichtinformation an die Eltern halte ich aufgrund der Vorfälle für geboten.“

Ob das ausreicht? Wohl kaum. Prien fordert deshalb, auch die Abgabe von Pfefferspray an unter 14-Jährige „auf den Prüfstand“ zu stellen. Nach dem Schulgesetz ist die Mitnahme von Pfefferspray in die Schule strikt untersagt. „Jeder Verstoß wird entsprechend geahndet“, heißt es in der Senatsantwort. Großen Eindruck scheint das auf die Schüler bislang nicht zu machen.  Agentur für Bildungsjournalismus

 

 

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