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Hirn-Scan zeigt Lese-Rechtschreibschwäche bei Kindern vor Schulbeginn

LEIPZIG. Die Förderung von Kindern mit Lese-Rechtschreibschwäche stellt für Schulen auch heute noch eine Herausforderung dar. Oftmals bleibt die Störung auch über längere Zeit unerkannt. Die möglichen Ursachen einer Lese-Rechtschreibschwäche sind vielfältig. Neben neurobiologischen Aspekten – zu denen beispielsweise Wahrnehmungsprobleme zählen – und sozialen Ursachen spielen auch genetische Aspekte eine Rolle. Mit einem Hirn-Scan im Vorschulalter konnten nun Forscher vom Max-Planck-Institut mit einer Trefferquote von 75 Prozent zeigen, ob ein Kind am Ende der ersten Klasse an einer Lese-Rechtschreibschwäche leidet. Sie empfehlen diese Ergebnisse zu einer schon vor der Schule einsetzenden Förderung zu nutzen.

Ein Hirn-Scan im Vorschulalter kann mit einer Trefferquote von 75 Prozent zeigen, ob ein Kind am Ende der ersten Klasse an einer Lese-Rechtschreibschwäche leidet. Das haben Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften herausgefunden. Die Autoren empfehlen, diese Ergebnisse zur Früherkennung einer Legasthenie bei Kindern im Vorschulalter zu nutzen.

Eine Lese-Rechtschreibschwäche schon vor dem Beginn des Lesenlernens zu erkennen, kann wichtige Vorteile bei der Förderung bringen. Foto. info-graz / flickr (CC BY 2.0)

Rund jedes 20. Kind hat eine Lese-Rechtschreibschwäche: Das entspricht etwa einem Kind pro Schulklasse. Trotz normaler Intelligenz fällt es Kindern mit einer sogenannten Legasthenie deutlich schwerer als ihren Klassenkameraden, Wörter richtig zu lesen und zu schreiben. „Zwar spielen Umweltfaktoren wie der Bildungsstatus der Eltern eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Lese- und Schreibfähigkeiten eines Kindes“, erklärt Dr. Michael Skeide vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften. „Mehrere Studien haben aber gezeigt, dass die Ursache für Legasthenie auch in den Genen liegt.“

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Bei 141 Kindern untersuchten Skeide und sein Team mithilfe eines MRT-Scans die Ausprägung dieser Gene in bestimmten Hirnregionen, die beim Lesen- und Schreiben lernen eine wichtige Rolle spielen. Dafür machten sie MRT-Aufnahmen von Kindern in der Altersgruppe Klasse 4 bis 8 sowie Kindergarten bis Klasse 1.

Bei den Scans entdeckten sie, dass Kinder mit einer bestimmten Variante des Gens NRSN1, dass für die Entwicklung der Nervenzellen wichtig ist, strukturelle Unterschiede in einer Hirnregion aufweisen, die Experten als Visual Word Form Area bezeichnen. Sie ist für das Erkennen von Buchstaben und Wörtern zuständig. Schon im Kindergarten, bevor Kinder das Lesen überhaupt lernen, heben sich hier Kindern mit und ohne spätere Legasthenie voneinander ab.

„Je früher eine Legasthenie erkannt wird und die betroffenen Kinder eine entsprechende Förderung erhalten, desto größer ist die Chance, dass die Ausprägung der Störung deutlich abgeschwächt werden kann“, sagt Skeide, der am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften forscht. Screening-Verfahren kämen jedoch meist erst am Ende der zweiten Klasse zum Einsatz, wenn die Schwächen beim Lesen und Schreiben bereits offensichtlich sind. Für die Kinder bedeutet das Frust: Ihr Selbstbewusstsein und die Motivation, zu lernen, leiden. „Im Vorschulalter ist das Gehirn noch sehr plastisch“, sagt Skeide. „Hier können wir mit der richtigen Förderung entscheidende Weichen stellen.“(zab)

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