Website-Icon News4teachers

Großer Gewerkschaftstag in Freiburg: GEW-Chefin Tepe fordert “A13 für alle” – und die Sanierung maroder Schulgebäude

FREIBURG IM BREISGAU. Im Vorfeld des Gewerkschaftstages der GEW in Freiburg im Breisgau hat sich die Vorsitzende Marlies Tepe erneut für die finanzielle Gleichstellung von Grund- und Hauptschullehrkräften stark gemacht. „Der Grundstein für gute Bildung wird bei den Kleinsten gelegt“, sagte Tepe – und kritisierte insbesondere die Landesregierung von Baden-Württemberg (wo der Gewerkschaftstag stattfindet). Tepe rief zudem Bund, Länder und Kommunen zum Kampf gegen marode Schulen auf.

Fordert “A13 für alle”: GEW-Bundesvorsitzende Marlies Tepe. Foto: GEW

Wörtlich sagte sie mit Blick auf Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), der zur Eröffnung des Gewerkschaftstags sprechen wird: Die Landesregierung erkenne “die wertvolle Arbeit der Grundschullehrerinnen immer noch nicht ausreichend an und bezahlt sie schlechter als ihre Kolleginnen und Kollegen in den weiterführenden Schulen”. Die GEW erwarte von der Landesregierung außerdem einen Stufenplan für den Aufstieg aller Hauptschul- und Werkrealschullehrkräfte von der Besoldungsgruppe A12 in A13. “Baden-Württemberg bleibt nicht konkurrenzfähig, wenn sie Lehrkräfte in der Besoldungsgruppe A12 lässt“, sagte Tepe. Erst vergangene Woche habe der Berliner Senat in Stuttgart mit dem Hinweis auf bessere Arbeitsbedingungen um junge Lehrerkräfte aus Baden-Württemberg geworben.

Mit Blick auf den Lehrkräftemangel, auf den Deutschland sehenden Auges zusteuert, sagte Tepe: „Wir brauchen eine Offensive, um viel mehr junge Menschen für den Beruf des Lehrers, der Lehrerin zu gewinnen.“ Die GEW-Vorsitzende betonte, dass der Lehrkräftemangel bereits jetzt in vielen Bundesländern ein großes Problem sei. Als Beispiele nannte sie Berlin, Sachsen und Sachsen-Anhalt. „Einige Länder können den Bedarf an Lehrerinnen und Lehrern nur noch decken, in dem sie Menschen ohne abgeschlossenes Lehramtsstudium einstellen“, sagte Tepe.

Anzeige

GEW-Chefin Tepe im N4t-Interview: „Hoffe, dass bis 2020 alle Grundschullehrkräfte A13 haben”

In Berlin sei bereits im vergangenen Schuljahr mehr als ein Drittel der neu eingestellten Lehrkräfte ohne pädagogische Ausbildung in den Beruf gestartet. Nur 18 Prozent der an Grundschulen eingestellten Lehrkräfte habe das entsprechende Lehramt studiert. „In Sachsen werden jährlich rund 1.400 neue Lehrkräfte benötigt, allein um die in den Ruhestand gehenden zu ersetzen. In den nächsten 15 Jahren verließen über 10.000 Lehrkräfte die Schulen in Sachsen-Anhalt. Die Ausbildungszahlen im Land zugrunde gelegt ließen sich diese Abgänge bei weitem nicht ausgleichen. Die GEW geht davon aus, dass auch hier künftig nur noch jede zweite Stelle mit einer voll ausgebildeten Lehrkraft besetzt werden könne. „Deshalb müssen bundesweit die Ausbildungskapazitäten dem Bedarf entsprechend ausgeweitet und in allen Ländern die Gelder für die Einstellung zusätzlicher Lehrkräfte bereitgestellt werden“, sagte die GEW-Vorsitzende.

Geld aus Berlin für Schulbausanierung

Auch der bauliche Zustand vieler Schulen ist für die GEW ein Thema. Zusammen mit der baden-württembergischen GEW-Landesvorsitzenden Doro Moritz macht sich Tepe für ein Sanierungsprogramm stark – und eine Aufhebung des Kooperationsverbots im Bildungsbereich, wodurch der Bund stärker in die Verantwortung für die Schulen käme. „Die Schülerinnen und Schüler in unseren Klassenzimmern sowie die Eltern und Lehrkräfte verstehen nicht, warum Ministerpräsident Winfried Kretschmann und seine grün-schwarze Landesregierung eisern am Kooperationsver­bot festhalten, anstatt Geld aus Berlin zur Sanierung und zur besseren Ausstattung der Schulen zu nutzen und durch diese Entlastung mehr Geld für neue Lehrkräfte und guten Unterricht zu haben”, sagte sie mit Blick auf ein Angebot von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, drei Milliarden Euro für die Sanierung von Schulgebäuden bereitzustellen. “An vielen Schulen im Land fehlt Geld für notwendige Sanierungsarbeiten. Auch für gute Lernbe­din­gungen und die seriöse Finanzierung von Reformprojekten wie die Inklusion fehlen die Mittel und die grün-schwarze Landesregierung will weiter Lehrerstellen streichen“, sagte Moritz.

Bundesweit wird mit einem Investitionsbedarf von 34 Milliarden Euro allein für Schulen gerechnet. Tepe schlägt ein auf zehn Jahre angelegtes Programm vor. Dieses erfordere einen jährlichen Investitionsbedarf von 3,5 Milliarden Euro für die Schulen und einer Milliarde Euro für die Hochschulen. „Der Bund kann mit einem Sanierungs- und Modernisierungsprogramm unmit­telbar dazu beitragen, die Lehr- und Lernqualität zu verbessern. Im Gegenzug müssen sich die Länder verpflichten, mehr Personal einzustellen und die Bezahlung der Pädagoginnen und Pädagogen strukturell zu verbessern“, unterstrich Tepe. Sie machte deutlich, dass die GEW die beabsichtigte Lockerung des Kooperationsverbots für den Bildungsbereich begrüße, betonte jedoch: „Das Kooperationsverbot muss endlich komplett fallen. Dann kann der Bund die Länder und alle Kommunen direkt bei der Finanzierung der Bildungsaufgaben unterstützen.“

Am morgigen 6. Mai beginnt in Freiburg der alle vier Jahre stattfindende bundesweite Gewerkschaftstag der GEW, der bis zum 10. Mai angesetzt ist. Marlis Tepe kandidiert dort für eine weitere Amtszeit als GEW-Vorsitzende. 432 Delegierte wählen die GEW-Spitze und beraten gut 100 Anträge. Nach Kretschmann hat sich Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) als KMK-Präsidentin für den 8. Mai angekündigt. Als weitere Redner werden unter anderem DGB-Vorsitzender Reiner Hoffmann, Thomas Strobl (stellvertretender CDU-Vorsitzender), Ralf Stegner (stellvertretender SPD-Vorsitzender) Bettina Jarasch (Bundesvorstandsmitglied der Grünen) und Bernd Riexinger (Vorsitzender der Linken) erwartet. Nach Freiburg kommen auch Gäste aus Bildungsgewerkschaften aus der ganzen Welt. Unter dem Motto „Bildung. Weiter denken!“ macht sich die GEW für mehr Geld für den Bildungsbereich stark. Kretschmann wird GEW-Landeschefin Moritz am morgigen Samstag den Verdienstorden des Landes verleihen. N4t

GEW fordert am Tag der Arbeit: „Mehr Anstrengung für Bildung“ – heißt: Mehr Geld für Kitas, Schulen und Hochschulen

Die mobile Version verlassen