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Der Fall Bivsi wirft Fragen auf: Welchen Sinn macht es, ein Kind aufs Gymnasium zu führen – und dann abzuschieben?

DUISBURG. Welchen Sinn macht es, ein in Deutschland geborenes Kind aufs Gymnasium zu führen – um es dann vor Ende der Schulzeit abzuschieben? Was hat Deutschland davon, eine gut integrierte Familie, die seit langen Jahren Steuern bezahlt, aus dem Land zu werfen? Der Fall von Bivsi R. (14), die am vergangenen Montag aus dem Unterricht heraus von Beamten der Ausländerbehörde geholt und mit ihren Eltern nach Nepal abgeschoben wurde, wirft Fragen auf. Das Mädchen hat gegenüber dem WDR in einem anrührenden Video-Interview berichtet, wie es die Situation erlebte.

Unter Tränen sagte das Mädchen gegenüber der Lokalzeit Duisburg: „Ich konnte mich noch nicht mal von meinen Freunden und meiner Klasse verabschieden“. Sie sei nach Hause gefahren worden und habe mit ihrer Familie unter Zeitdruck packen müssen. Dann sei die Familie zum Flughafen gebracht und in ein Flugzeug nach Kathmandu gesteckt worden – sie habe sich dabei wie ein Schwerverbrecher gefühlt.

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„Deutschland ist meine Heimat, ich kann fließend deutsch. Nepalesisch kann ich nicht so sprechen. Deshalb wird es hier schwer“, sagte die Gymnasiastin. Kontakt halte sie zu ihren Freunden in Deutschland über WhatsApp. Wieder weinte sie, als sie sagte, wie froh und stolz sie sei, so eine Klasse zu haben. „Ich danke denen sooooo sehr!“ 15 Jahre lang hatte die Familie in Deutschland gelebt. Bivsis Vater hatte als Sushi-Meister ein Restaurant betrieben. Ein Bruder von Bivsi studiert in Osnabrück – ihm droht ebenfalls die Abschiebung.

Ist das menschenwürdig? Gymnasiastin (14, in Deutschland geboren) wird aus der Klasse geholt, um sie abzuschieben – Mitschüler traumatisiert

„Rechtlich mag das ja stimmig sein, aber auch die Art und Weise ist ein Unding. Die Mitarbeiter der Ausländerbehörde haben Bivsi regelrecht rausgerupft“, sagt der Vorsitzende der Elternpflegschaft am Steinbart-Gymnasium in Duisburg, wo Bivsi zur Schule ging, gegenüber dem Portal „Der Westen“. Ihre Mitschüler nehme die Situation stark mit. „Ich habe den Verdacht, dass die Behörden besondere Härte bei Abschiebeverfahren zeigen wollen, nachdem jahrelang vieles zu lax gelaufen ist.“ Nur treffe es hier die Falschen. Die Elternpflegschaft will sich engagieren, dass die Familie zurückkehren kann, möchte politisch Druck machen – obwohl die Aussichten auf Erfolg gering seien. Es gehe auch darum, ein Zeichen zu setzen. „Es gibt sicher noch viele andere Kinder in Duisburg, die in einer vergleichbaren Lage wie Bivsi sind“, sagt der Elternsprecher. bibo / Agentur für Bildungsjournalismus

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