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Seiteneinsteiger in Sachsen: Jeder siebte quittiert den Schuldienst (oder wird hinauskomplimentiert)

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DRESDEN. Der Freistaat Sachsen hat zu wenig Lehrer (wie andere Bundesländer auch). Kultusministerin Kurth sieht Fortschritte. Kritiker aber befürchten eine weitere Verschlimmerung der Situation – und fordern Konsequenzen. Derweil wurde bekannt, dass 15 Prozent der früher eingestellten Seiteneinsteiger ihren Schuldienst wieder quittiert haben. Oder quittieren mussten.

Sieht Fortschritte: Sachsens Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU). Foto: Sandro Halank, Wikimedia Commons, CC-BY-SA 3.0

Sachsens Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU) sieht Fortschritte im Kampf gegen Lehrermangel im Freistaat. Das Ende 2016 von der Regierung beschlossene Maßnahmepaket fruchtet, wie sie der «Sächsischen Zeitung» (Mittwoch) sagte. SPD-Landtagsfraktion und Gewerkschaft indes befürchten, dass sich die Personalprobleme noch verschärfen. «Nicht weiter wie bisher», resümierte die GEW die Vorbereitung des Schuljahres 2017/2018.

Einstellungswelle zum kommenden Schuljahr bringt noch mehr Seiteneinsteiger in die Schulen – nicht nur das: „Bewerber werden schlechter“

Laut Kurth haben bisher 235 Lehrer auf den Vorruhestand verzichtet und bleiben mit einem Zuschuss länger im Dienst. «Ich freue mich, dass die Bindungszulage wirkt.» Zudem sind fast 230 Junglehrer bereit, in Mangelregionen zu gehen – für eine höhere Einstufung als sonst am Anfang üblich. Auch in Mangelfächern ausgebildete Neulinge bekommen mehr Gehalt. Zudem werden Seiteneinsteiger für den Schuldienst qualifiziert.

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1.400 Stellen offen

Derzeit sind nur 62 Prozent der Stellen an sächsischen Schulen und dabei zwei von drei Stellen an Grund- und Oberschulen besetzt. Zu Beginn des neuen Schuljahres sollen 1400 Lehrer neu eingestellt werden, darunter so viele studierte Pädagogen wie möglich, sagte Kurth. Besonders gymnasiale Bewerber seien aber wenig bereit, in einer anderen Schulart oder außerhalb der Städte zu unterrichten.

Die Bildungsexpertin der SPD-Landtagsfraktion, Sabine Friedel, kritisierte die Bemühungen als mangelhaft. «So löst man keine Probleme.» Noch immer würden Lehrkräfte weggeschickt, weil sie das falsche Fach studiert haben. Sie forderte, «jede verfügbare Person» einzustellen. Auch das wird nach Ansicht der GEW in einigen Schularten und Regionen kaum helfen. «Die Situation ist schlimmer denn je», sagte Landesvorsitzende Uschi Kruse.

Minister: „Seiteneinsteiger als Lehrer willkommen“ – VBE warnt hingegen vor “wachsender pädagogischer Deprofessionalisierung”

Sie befürchtet, dass Klassen noch größer und weitere Förderangebote abgebaut werden, noch mehr Unterricht ausfällt und Lehrkräfte stärker überlastet sind. «Es ist unerträglich, in welchem Maße derzeit die Qualität der schulischen Bildung und die Bildungsgerechtigkeit beschädigt werden.» Kruse verlangte eine längerfristige und adäquate Lösung statt «beschönigende Beschreibungen» und Versuchen, «mit vergleichsweise kleinen Maßnahmen ein großes Problem zu lösen».

Die “Sächsische Zeitung” berichtet unterdessen, dass jeder siebte (15 Prozent) der insgesamt 1.320 Seiteneinsteiger, die der Freistaat in den vergangenen beiden Jahren eingestellt hat, den Schuldienst wieder verlassen hat. Zu den Gründen vermochte das Kultusministerium gegenüber der Zeitung nichts zu sagen; dies werde statistisch nicht erfasst, hieß es. Viele Seiteneinsteiger bemängelten eine unzureichende Vorbereitung auf die Aufgabe und eine zeitlich zu knappe Betreuung an den Schulen durch die ausgebildeten Kollegen. N4t / mit Material der dpa

 

 

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