Website-Icon News4teachers

Bayern schickt fast 2.000 Lehrer über die Ferien in die Arbeitslosigkeit – und klagt im September (wetten?) wieder über Lehrermangel

MÜNCHEN. Immer wieder steigt die Zahl der arbeitslos gemeldeten Lehrer in den Sommerferien sprunghaft an – in Baden-Württemberg, worüber wir vor kurzem berichtet haben, aber auch in Bayern. Hauptgrund: befristete Verträge. Dabei hatte das Kultusministerium in München erst unlängst angekündigt, dass aufgrund der  Bewerberflaute an Grund- und Mittelschulen viele Pädagogen dort zunächst nicht mehr in Frühpension gehen dürfen. 

So sieht der Berufseinstieg für Junglehrer in Bayern aus. Foto: n0core / flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

In Bayern werden zu Beginn der Sommerferien wieder viele Lehrer vorübergehend arbeitslos. Bereits im Juni meldeten sich fast 2000 Pädagogen arbeitssuchend, wie die Regionaldirektion Bayern auf Anfrage mitteilte. Das waren rund 600 mehr als im Vormonat. In den vergangenen zwei Jahren sei die Zahl bis August nochmals etwas angestiegen, erklärte eine Sprecherin der Agentur für Arbeit.

Ursache sind auslaufende Arbeitsverträge. Die saisonal höhere Arbeitslosenquote ist laut Kultusministerium vor allem auf befristet angestellte Aushilfskräfte und Referendare zurückzuführen, die ihr zweites Staatsexamen abgeschlossen haben und eine neue Stelle suchen.

Anzeige

Trotz Lehrermangels: Baden-Württemberg schickt Tausende Lehrer über die Ferien in die Arbeitslosigkeit – GEW: “Verantwortungslos”

Die Freien Wähler kritisierten die Praxis. «Mit einer solchen Hire-and-Fire-Politik bringt der Freistaat Bayern Tausende junge Menschen in prekäre Lebenslagen», sagte Prof. Michael Piazolo, Bildungsexperte der FW-Landtagsfraktion und Vorsitzender des Landtagswissenschaftsausschusses.

Angesichts von Lehrermangel und deutlich steigender Schülerzahlen in den kommenden Jahren müsse die Staatsregierung das Befristungswesen endlich abbauen. «Es ist nun Aufgabe der CSU-Alleinregierung, die Vorbildfunktion des Staates im Bildungsbereich wiederherzustellen und jungen Pädagogen eine verlässliche Berufsperspektive zu eröffnen», sagte Piazolo. Die Sommerferien in Bayern beginnen am 29. Juli, die Verträge enden zum 31. Juli. Der Freistaat will für das kommende Schuljahr mehr als 4.000 Lehrkräfte einstellen.

Der Markt ist weitgehend leergefegt

Weil das aber schwierig werden dürfte – der Markt für Grund- und Mittelschullehrer ist weitgehend leergefegt -,  müssen Lehrer, die zum Schulhalbjahr 2018 vorzeitig in Ruhestand gehen wollten, damit bis zum Schuljahresende warten. Von der Sperre ausgenommen seien nur behinderte oder dienstunfähige Lehrer. Auch Anträge für den Auslandsschuldienst, so hieß es, und Beurlaubungen sollen abgelehnt werden.

Der Grund für die Maßnahme: Wenn an den Schulen im kommenden Februar mehrere hundert Lehrer in Pension gehen, gibt es niemanden, der übernehmen könnte. Die Wartelisten für Grund- und Mittelschullehrer sind laut der Zeitung abgeräumt. Erst im Sommer 2018 werden wieder junge Lehramtsanwärter mit der Ausbildung fertig – die aber, statt mit offenen Armen empfangen zu werden, dann wohl erst wieder in die Arbeitslosigkeit geschickt werden. Wie viele Junglehrer deshalb in andere Bundesländer abwandern, ist nicht bekannt. Agentur für Bildungsjournalismus / mit Material der dpa

Die mobile Version verlassen