Damit folgt Gauland einer Linie, die der AfD-Rechtsaußen Björn Höcke vorgegeben hat – und die die Schulen in Deutschland mit ihrer Erinnerungskultur und ihrem Geschichtsunterricht direkt betreffen. „Anstatt die nachwachsende Generation mit den großen Wohltätern, den bekannten, weltbewegenden Philosophen, den Musikern, den genialen Entdeckern und Erfindern in Berührung zu bringen, von denen wir ja so viele haben, …vielleicht mehr als jedes andere Volk auf dieser Welt…, und anstatt unsere Schüler in den Schulen mit dieser Geschichte in Berührung zu bringen, wird die Geschichte, die deutsche Geschichte, mies und lächerlich gemacht“, sagte Höcke, Vorsitzender der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag und selbst Geschichtslehrer von Beruf, unmittelbar vor dem Holocaust-Gedenktag am 27. Januar auf einer Veranstaltung in Dresden. Mit Blick auf das Holocaust-Mahnmal in Berlin meinte Höcke: „Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.“ Bis jetzt sei der deutsche Gemütszustand der „eines brutal besiegten Volkes“.
Kurz darauf legte Höcke, der für sein Landtagsmandat vom Schuldienst freigestellt ist, nach. Er störe sich nicht nur am Umgang mit dem Leid, das die deutsche Bevölkerung und die Kriegsgefangenen erfahren hätten, so erklärte er gegenüber dem US-amerikanischen „Wall Street Journal“, sondern auch am Umgang mit Adolf Hitler selbst: „Das große Problem ist, dass Hitler als absolut böse dargestellt wird. Aber wir alle wissen natürlich, dass es in der Geschichte kein Schwarz und kein Weiß gibt.“ Auch für die Frage der Kriegsschuld hat Höcke eine eigenwillige Interpretation der Geschichte parat: Der AfD-Politiker glaubt laut „Wall Street Journal“, dass der Zweite Weltkrieg als lokaler Konflikt begann, in dem Hitler verständlicherweise versucht habe, die nach dem Ersten Weltkrieg verlorenen Gebiete zurückzuerobern.
60 bis 70 Millionen Kriegsopfer
Jetzt, auf einem „Kyffhäuser-Treffen“ der AfD Thüringen, äußerte sich Gauland (der Höcke unlängst als „Teil der Seele der Partei“ bezeichnet hat) zum Thema Erinnerungskultur: „Wenn die Franzosen zu Recht stolz auf ihren Kaiser sind und die Briten auf Nelson und Churchill, haben wir das Recht, stolz zu sein auf die Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen.“ Stolz? Der Zweite Weltkrieg hatte am 1. September 1939 mit dem Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen begonnen und endete in Europa am 8. Mai 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht. Historiker schätzen de Zahl der Kriegsopfer auf weltweit 60 bis 70 Millionen. Die Wehrmacht wird für zahlreiche Kriegsverbrechen verantwortlich gemacht – auch für eine Beteiligung am Judenmord.
Am Kyffhäuser-Denkmal hatten sich laut „Welt“ am 2. September die Anhänger der völkisch-nationalen AfD-Strömung „Flügel“ zum bereits dritten Mal getroffen. Am diesjährigen Treffen nahmen dem Bericht zufolge neben Höcke und Gauland auch Parteichef Jörg Meuthen sowie AfD-Bundesvorstandsmitglied André Poggenburg aus Sachsen-Anhalt teil. Ebenfalls anwesend sei Andreas Kalbitz, Landesvorsitzender der AfD in Brandenburg, gewesen. Kalbitz sagte laut „Welt“ in seiner Rede beim Kyffhäuser-Treffen über die Mitglieder der 68er-Bewegung: „Wir werden auf ihren Gräbern tanzen.“ Weiter sagte er: „Die AfD ist die letzte evolutionäre Chance für dieses Land. Danach kommt nur noch ‚Helm auf’. Und das möchte ich nicht.“ Heißt wohl: Wenn die AfD nicht in absehbarer Zeit die Regierung übernimmt, gibt es Krieg. News4teachers
AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland hat gefordert, „stolz zu sein auf die Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen“. Was das bedeutet, machen zwei Zitate von damaligen Befehlshabern anschaulich:
„Wehrmacht und Nationalsozialismus sind desselben geistigen Stammes. Sie werden weiter Großes für die Nation leisten, wenn sie dem Vorbild und der Lehre des Führers folgen, der in seiner Person den echten Soldaten und Nationalsozialisten verkörpert.“ (Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber des Heeres Walther von Brauchitsch in seinem Erlass des Jahres 1938 über die Erziehung des Offizierskorps)
„Der Soldat ist im Ostraum nicht nur ein Kämpfer nach den Regeln der Kriegskunst, sondern auch ein Träger einer unerbittlichen, völkischen Idee und der Rächer für alle Bestialitäten, die deutschem und artverwandtem Volkstum zugefügt wurden. Deshalb muss der Soldat für die Notwendigkeit der harten aber gerechten Sühne am jüdischen Untermenschentum volles Verständnis haben. Sie hat den weiteren Zweck, Erhebungen im Rücken der Wehrmacht, die erfahrungsgemäß stets von Juden angezettelt wurden, im Keime zu ersticken. […] Immer noch werden heimtückische, grausame Partisanen und entartete Weiber zu Kriegsgefangenen gemacht […] und wie anständige Soldaten behandelt und in die Gefangenenlager abgeführt. […] Ein solches Verhalten der Truppe ist nur noch durch völlige Gedankenlosigkeit zu erklären.“ (Befehl des Generalfeldmarschalls Walther von Reichenau vom 10. Oktober 1941)
Die Zitate sind der Seite „Zukunft braucht Erinnerung“ entnommen, die systematische Verbrechen der Wehrmacht dokumentiert.