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Privatschulverband befremdet über Schwesig-Debatte

SCHWERIN. Der kurze Schulweg sei entscheidend dafür gewesen, dass ihr Kind ab diesem Schuljahr eine Privatschule besuche, sagt Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig. Dennoch hat sie für ihre Entscheidung heftige Kritik geerntet. Nun springt ihr der Verband Deutscher Privatschulen zur Seite. Die CDU erneuerte indes ihre Kritik an der Orientierungsstufe.

Der Verband Deutscher Privatschulen in Mecklenburg-Vorpommern hat sich kritisch zur aktuellen Debatte um die Schulwahl von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) für ihren Sohn geäußert. «Die freien Schulen und alle am Bildungserfolg unserer Kinder beteiligten Lehrerinnen und Lehrer sind befremdet darüber, dass man sich dafür rechtfertigen muss, sein Kind auf eine freie Schule zu schicken. Freie Schulen sind Produkt der wiedergewonnenen Demokratie in Mecklenburg-Vorpommern», erklärte Landesverbandschefin Barb Neumann.

Hat mit ihrer Schulwahl eine Debatte ausgelöst: Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig. Foto: Bobo 11 / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Der Besuch einer freien Schule sei im Land nichts Außergewöhnliches. «In Schwerin besucht mehr als ein Viertel aller Schüler eine Schule in freier Trägerschaft», sagte sie. Das zeige, dass freie Schulen keinesfalls für elitäre Bildung stehen oder der Schulbesuch vom Geldbeutel der Eltern abhängig ist. Im Landesdurchschnitt beträgt die Quote etwa 11 Prozent und ist damit eine der bundesweit höchsten.

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Die Wahl einer freien Schule sei nicht als Entscheidung gegen die staatliche Schule zu werten, betonte Neumann. Ihrer Meinung nach sind Schulkonzept und besondere Profilbildung dafür ausschlaggebend und weniger die Nähe der Schule zur Wohnung oder die Trägerschaft.

Regierunschefin Schwesig hatte mit der Entscheidung, ihren Sohn auf eine Privatschule zu schicken, eine Grundsatzdebatte ausgelöst. Lehrerverbände und Linksopposition werteten ihre Schulwahl als Ausdruck mangelnden Vertrauens in das staatliche Schulsystem und damit als «fatales Signal». Schwesig wies diese Deutung als unzutreffend zurück und betonte, dass beide Schularten guten Unterricht böten.

Die CDU erneuerte indes ihre Kritik an der Orientierungsstufe, die späteren Gymnasiasten einen zweimaligen Schulwechsel aufnötigt – nach Klasse vier und noch einmal nach der sechsten Klasse. «Es ist kein Geheimnis, dass die CDU nie ein Freund der Orientierungsstufe war», sagte der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Marc Reinhardt.

In Mecklenburg-Vorpommern schließt sich an die vierjährige Grundschule eine zweijährige Orientierungsstufe an einer Regionalschule an. Danach entscheidet sich an den staatlichen Schulen der weitere Schulweg. Wegen der damit verbundenen mehrfachen Schulwechsel steht das System in der Kritik.

Aus Sicht der Union wäre es besser, das Gymnasium wieder ab der fünften statt der siebenten Klasse beginnen zu lassen. Im Koalitionsvertrag von SPD und CDU ist allerdings vereinbart, an der Schulstruktur nichts zu ändern, um keine Unruhe in das System zu bringen. Gesprächen mit der SPD darüber würde sich die CDU jedoch nicht verschließen, sagte Reinhardt. (dpa)

Sohn auf die Privatschule: Schwesig verteidigt sich – mit Hinweis auf gewünschte Vielfalt im Schulsystem. GEW beklagt “Signalwirkung”

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