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Rückkehr zur verbindlichen Schulempfehlung? Gebauers Vorstoß sorgt für Wirbel

DÜSSELDORF. In diesen Tagen bekommen deutsche Viertklässler wieder die Empfehlungen für weiterführende Schulen. In NRW sind diese für Eltern nicht verpflichtend. Aber sie könnten es wieder werden. Schulministerin Gebauer denkt laut über eine Reform nach. Widerspruch kommt allerdings von der GEW und dem VBE – den Verbänden also, die Grundschullehrkräfte vertreten.

Gymnasium oder doch Realschule? Diese Entscheidung will die FDP den Eltern abnehmen.                   Foto: Shutterstock

Die nordrhein-westfälische Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hat eine Rückkehr zur verbindlichen Empfehlung für Viertklässler beim Wechsel auf weiterführende Schulen ins Gespräch gebracht. Lehrer aller Schulformen hätten den entsprechenden Wunsch geäußert, sagte Gebauer der «Rheinischen Post». Das sei gerade für eine Liberale zwar eine schwierige Entscheidung. «Ich muss die Wünsche der Schulen gegen das hohe Gut des Elternwillens abwägen.» Wenn aber die Schulen einen solchen Wunsch äußerten, dann sollte die Landesregierung «darüber nachdenken dürfen».

Das verbindliche Grundschulgutachten war unter Rot-Grün 2011 abgeschafft worden. Zwar gibt es weiterhin förmliche Schulempfehlungen. Aber entscheidend bei der Wahl der Schulform ist seitdem der Elternwille. Seit 2011 stieg die Zahl der Schüler, die das Gymnasium zum Ende der Erprobungsstufe nach der sechsten Klasse verlassen, von knapp 2190 auf rund 2770 Abbrecher im Jahr 2016. Der Grünen-Landesvorsitzende Felix Banaszak warnte vor einer Rückkehr zu verbindlichen Schulempfehlungen: «Stress und Leistungsdruck in den dritten und vierten Klassen würden noch größer», sagte er. Das sei auch nicht im Interesse der Grundschullehrer.

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Noch keine endgültige Entscheidung getroffen

Das Schulministerium verwies darauf, dass keine Entscheidungen getroffen seien. Allerdings würden im Rahmen des sogenannten Masterplans zur Reform der Grundschulen alle Bereiche analysiert. Dazu gehörten auch die Schulempfehlungen. Der «Masterplan» soll dieses Jahr vorgelegt werden.

Im schwarz-gelben Koalitionsvertrag wird zumindest verklausuliert die Option für eine Stärkung der Position der Schulen angedeutet: «Wir wollen bei der Aufnahme der Schülerinnen und Schüler die Entscheidungsmöglichkeiten der Schulen aufgrund ihres Bildungsauftrags stärken», heißt es darin.

Bis 2006 konnten Eltern in NRW die Schulform ihrer Kinder frei entscheiden. Nach dem Amtsantritt der damaligen CDU/FDP-Regierung wurde die Verbindlichkeit des Grundschulgutachtens erhöht. Hatte das Kind beispielsweise nur eine eingeschränkte Empfehlung etwa fürs Gymnasium, gab es ein verpflichtendes Beratungsgespräch an der gewünschten Schule. Danach konnten die Eltern weiter frei entscheiden. Die Zahl der Abbrecher am Gymnasium nach der sechsten Klasse sank während der CDU/FDP-Regierungszeit von einem Höchststand von 3360 Schülern im Jahr 2007 auf knapp 2190 im Jahr 2011.

GEW und VBE zeigen sich kritisch

Die GEW erteilte den Überlegungen bereits eine Absage: «Bei vielen Kindern ist es einfach zu früh, im Alter von 9,5 Jahren über den möglichen schulischen Bildungsgang zu entscheiden», heißt es in einer Mitteilung der GEW. Gleiche Noten führten außerdem zu unterschiedlichen Schulformempfehlungen. Viele Eltern hielten sich ohnehin an die Einschätzung der Grundschule. Auch von Seiten des VBE waren kritische Töne zu hören. “Grundschullehrkräfte haben keine Glaskugel, mit der sie die Schullaufbahn eines Kindes hundertprozentig vorhersagen können”, sagte Landeschef Stefan Behlau. “Wer ein faires Schulsystem haben möchte, bezieht für die Entscheidung alle Seiten – auch Eltern – mit ein und stärkt die Durchlässigkeit. Gerne stehen wir der Politik konstruktiv zur Seite, um ein Übergangsmanagement zu erarbeiten.”

Der Verband “lehrer nrw” hingegen begrüßte Gebauers Vorstoß als Schritt in die richtige Richtung. “Die Praxis der vergangenen Jahre unter der rot-grünen Vorgänger-Regierung hat gezeigt, dass es ein Fehler war, die Entscheidung über die Schullaufbahn der Kinder allein in die Hände der Eltern zu legen. Zu oft landen Kinder nach der Grundschule auf einer Schulform, die nicht zu ihrem Leistungsvermögen oder ihren Neigungen passt. So produzieren überehrgeizige oder überfürsorgliche Eltern Stress und Frust bei allen Beteiligten – vor allem bei ihren eigenen Kindern”, so erklärte die Vorsitzende Brigitte Balbach. Sie sprach sich für ein Verfahren aus, bei dem die Empfehlungen möglichst im Einvernehmen mit den Eltern ausgesprochen würden – wo das nicht möglich sei, müsse eine neutrale Überprüfung erfolgen. News4teachers / mit Material der dpa

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