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Eisenmanns Qualitätsoffensive: Neue Institute sollen Unterricht verbessern – Lehrerverbände sind skeptisch

STUTTGART. Die Leistungen der Schüler in Baden-Württemberg lassen zu wünschen übrig. Die Kultusministerin will die Grundlagen für bessere Ergebnisse legen – und greift dafür tief in die Strukturen der Schulverwaltung ein. Ob das zu besserem Unterricht führt, fragt sich mancher. Angesichts der Aufgabenfülle, die dabei auf zwei neue Institute übertragen werden soll, sieht der VBE Mammut-Einrichtungen  entstehen. Wichtig sei es jedoch, die Situation vor Ort nicht aus den Augen zu verlieren, erklärte Landeschef Gerhard Brand.

Sorgt für Empörung unter Grundschullehrkräften: Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann. Foto: Kultusministerium Baden-Württemberg
Susanne Eisenmann baut um – ob das den Unterricht verbessert? Foto: Kultusministerium Baden-Württemberg

Von einem Umbau der Schulverwaltung verspricht sich Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) eine deutlich bessere Unterrichtsqualität an Baden-Württembergs Schulen. Im Lichte des schlechten Abschneidens baden-württembergischer Schüler bei den jüngsten Bildungsstudien müsse ein wissenschaftlich basiertes Unterstützungssystem für Lehrer und Schulen errichtet werden, erläuterte Eisenmann. Im Mittelpunkt ihres Konzepts stehen zwei Einrichtungen, die Anfang 2019 ihre Arbeit aufnehmen sollen: das Institut für Bildungsanalysen und das Zentrum für Schulentwicklung und Lehrerbildung.

Optimale Hilfe für die Lehrer ist auch nach Ansicht von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) unverzichtbar. «Letztlich muss der Lehrer anders oder besser unterrichten.» Zuvor hatte das grün-schwarze Kabinett das Vorhaben Eisenmanns gebilligt.

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Kritik kam unter anderem von der GEW. «Neue Strukturen garantieren noch keine bessere Qualität», sagte Landeschefin Doro Moritz. Eisenmann will nach eigenen Worten Doppel- und Dreifachstrukturen auflösen. Zahlreiche auf Behörden, Anstalten und Stiftungen verteilte Zuständigkeiten in Beratung, Lehreraus- und -fortbildung sollen in den neuen Institutionen gebündelt werden. Ein wissenschaftlicher Beirat wird die beiden Einrichtungen beraten, deren Dienst- und Fachaufsicht beim Ministerium liegt. Gewerkschafterin Moritz monierte, der Umbau solle offenbar zum Nulltarif umgesetzt werden. Bessere Qualität sei aber nicht kostenneutral zu haben. Fortbildner müssten konsequenter qualifiziert und besser entlohnt werden.

Der VBE erkennt zwar durchaus einen “gewissen Strukturierungsbedarf” an. „Die Zeit wird  zeigen, ob ein derart grundlegender Schritt nötig war”, meinte aber Landeschef Brand.

Hohe Erwartungen an die neuen Institute

Im Zuge der Umgestaltung wird die Lehrerfortbildung von den Regierungspräsidien und Staatlichen Schulämtern auf das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung und seine Regionalstellen übertragen. Eisenmann zufolge war das Angebot bislang stark zersplittert und nach Expertenmeinung unzureichend. «Die zentralen Vorgaben des Zentrums stellen künftig sicher, dass wir landesweit Angebote in hoher und gleicher Qualität zur Verfügung stellen können.» Schulaufsicht und Unterrichtsversorgung blieben bei Regierungspräsidien und Schulämtern. «Das ist keine Schwächung», betonte Eisenmann. Die FDP-Fraktion plädierte hingegen für ein Fortbildungsbudget für alle Schulen statt einer Zentralisierung.

Das Institut für Bildungsanalysen soll die Qualitätsentwicklung auf eine wissenschaftliche Grundlage stellen, etwa durch Lernstandserhebungen. «Ohne gesicherte Ergebnisse zu Schülerleistungen und die Qualität von Unterricht wissen wir nicht, welche bildungspolitischen Vorgaben und pädagogischen Konzepte an welcher Stelle Sinn machen», sagte Eisenmann. Diese Lücke schließe sich nun.

Betroffen vom Umbau sind rund 2.000 Beamte und Arbeitnehmer, die neu eingesetzt werden. «Eine gewisse Unruhe ist sicher da», sagte Eisenmann. Es gebe aber keinen Grund für Existenzängste. Auch das eigene Haus bleibe vom Umbau nicht unberührt. Von den fünf bisherigen Abteilungen werde eine in Zukunft wegfallen, weil Zuständigkeiten an die Institute übertragen würden. “Wir fordern, dass die Maßnahmen wertschätzend und fair umgesetzt werden und mögliche Härten für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgefedert werden“, sagte VBE-Vorsitzender Brand.

Wichtig sei es auch, die Situation vor Ort nicht aus den Augen zu verlieren, so Brand. „Wir haben in Baden-Württemberg eine heterogene Bildungslandschaft und Bildung erfolgt immer noch lokal, vor Ort in der Schule“, betonte der Landeschef. „Schulämter und Regierungspräsidien sind in Bezug auf die Umsetzung vor Ort enorm wichtig. Die Staatlichen Schulämter und die Regierungspräsidien kennen ihre Schulen. Es besteht ein enger Kontakt und viel gegenseitiges Vertrauen. Dieses Vertrauen müssen sich die Regionalstellen und die angedachten „Leitstellen zur pädagogischen Unterstützung“ erst erarbeiten“, erläuterte er. Es sei besonders in diesem Bereich auch darauf zu achten, dass keine neue Parallelstruktur entstehe.

Die angedachte Übertragung der Fortbildungsaufgaben auf die Seminare für Didaktik und Lehrerbildung sieht Brand zwiespältig: „Zum einen ist an den Seminaren sehr viel fachliche Kompetenz vorhanden, fachlich sehe ich kein Problem. Zum anderen aber haben die Seminare nicht die Kapazitäten, um diese Aufgaben, die bisher die Akademien übernommen haben, auszuüben. Die Akademien haben jährlich tausende von Lehrkräften fortgebildet. Von der Ausstattung her sind die Seminare nach jetzigem Stand damit überfordert.“ News4teachers / mit Material der dpa

Qualitätskontrolle soll Lehrer nicht belasten – GEW und Schulleiter sind skeptisch

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