Website-Icon News4teachers

Obwohl es in den Lehrplänen steht: Grundschüler wissen wenig über Juden und Roma

Anzeige

MÜNCHEN. Ein Großteil der Grundschüler hat laut einer neuen Studie keine Ahnung, was die Begriffe «Jude» oder «Roma» bedeuten. Viele Schüler glauben zwar zu wissen, dass Juden während des Zweiten Weltkriegs verfolgt wurden. Ganz sicher sind sie sich allerdings nicht.

Viele Kinder kommen mit Symbolen des Judentums nicht in Berührung. Foto: James MacDonald / flickr (CC BY 2.0)

Grundschüler in Deutschland wissen einer neuen Studie zufolge wenig über Juden und noch weniger über Roma. Zwar hat die Hälfte aller Sechs- bis 13-Jährigen das Wort «Jude» schonmal gehört, erklären kann es jedoch nur ein gutes Drittel, wie das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) in München herausgefunden hat. Dabei ist das Thema Teil der meisten Grundschullehrpläne. Kinder, deren Eltern einen Volks- oder Hauptschulabschluss haben, konnten den Begriff «Juden» noch seltener richtig einordnen.

Dass Juden zur Zeit des Zweiten Weltkriegs verfolgt wurden, wissen laut der Umfrage zwar die Hälfte der Acht- bis Neunjährigen und fast alle Zwölf- bis 13-Jährigen (94 Prozent), ganz sicher über diesen historischen Fakt ist sich jedoch bei den Acht- bis Neunjährigen nur knapp jeder Fünfte (18 Prozent). Bei den Zwölf- bis 13-Jährigen sind sich 58 Prozent sicher, dass Juden im Zweiten Weltkrieg verfolgt wurden. «Dies sind Hinweise darauf, dass hier dringend mehr Wissen zu den Zusammenhängen vermittelt werden sollte», teilte IZI-Leiterin Maya Götz mit.

Anzeige

Entscheidende Phase

Noch schlechter ist es der Studie zufolge um das Wissen über Roma bestellt. Den Begriff «Roma» hat die Hälfte der Sechs- bis 13-Jährigen noch nie gehört. «Während bei vielen zum Thema “Muslime” ein altersgemäßes Wissen vorhanden ist, weiß nur eine Minderheit, wer “Roma” sind.» Der Begriff «Zigeuner» sei – falls überhaupt bekannt – nur mit eindeutig abwertenden Vorurteilen belegt.

Götz hält die Ergebnisse deshalb für brisant, weil die Grundschulzeit als entscheidende Phase für die Ausprägung von Vorurteilen gelte. Je mehr Vorurteile Kinder am Ende ihrer Kindheit entwickelt hätten, desto hartnäckiger hielten sich diese. «Aus pädagogischer Sicht sind diese Zahlen besorgniserregend, da das fehlende Wissen bei gleichzeitig fehlendem Kontakt zu diesen Gruppen zur Vorurteilsbildung beitragen kann», sagte Götz.

Das Institut hatte im Rahmen des Forschungsschwerpunkts «Vorurteile, Rassismus, Extremismus» 840 repräsentativ ausgewählte Kinder zwischen sechs und 13 Jahren zu ihrem Wissen und ihren Assoziationen zu diesen Begriffen befragt. In weiteren Untersuchungen will IZI herausfinden, inwiefern gut gemachte Film- und Fernsehprodukte für Kinder bei Abbau von Vorurteilen helfen können. dpa

Wie lässt sich Schülern der Wert von Demokratie vermitteln? Ohne Allgemeinbildung geht es nicht – ein Gastbeitrag

Anzeige
Die mobile Version verlassen