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Cybermobbing: Lena Meyer-Landrut erhebt ihre Stimme gegen Hass im Netz

ANSBACH. Das Beziehungs-Aus mit ihrem Freund Max veröffentlichte sie ebenso auf Instagram wie ein aufsehenerregendes Selfie zum Thema Mobbing: Dabei zeigte sich Lena Meyer-Landrut hinter einer Glaswand mit einer Auswahl der fiesesten gegen sie gerichteten Beschimpfungen in Posts und Kommentaren. Die 28 Jahre alte Sängerin nutzt und liebt nach eigenen Worten die sozialen Medien – und sieht sich dort zugleich heftigen Beschimpfungen und Häme ausgesetzt.

Meyer-Landrut folgen auf Instagram 2,9 Millionen Menschen, auf Twitter hat sie zurzeit 740.000 Follower, auf Facebook eine knappe Million. «Ich freue mich, dass das Thema Cyber-Mobbing nun so viel Aufmerksamkeit bekommt und ich meine Stimme dagegen einsetzen kann», sagt sie, als sie am Dienstagabend mit dem Bildungspreis der Hochschule Ansbach für ihr Engagement für Toleranz und Respekt im Netz ausgezeichnet wird.

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Als 19-jährige Abiturientin gewann die Hannoveranerin 2010 den Eurovision Song Contest (ESC) und versetzte Deutschland in einen kollektiven Lena-Rausch. In den darauffolgenden Jahren veröffentlicht sie einige Alben, arbeitet als Model und als Jurorin in der TV-Show «The Voice Kids». Über die Sat.1-Sendung sagt sie: «Es ist kein Fleischwolf. Hier wird keiner schlechtgemacht, keiner vorgeführt. Wir achten auf Stimme und Talent, ansonsten würden wir nicht hier sitzen.»

Immer wieder berichtet Lena selbst über jahrelange Anfeindungen im Netz, die sie auch auf ihrem neuen Album «Only Love, L» verarbeitet. Wegen einer «kreativen Krise» bei der Produktion der Songs war die jetzt gestartete Konzertreise mit den neuen Stücken mehrmals verschoben worden.

Das Problem liegt allermeistens nicht beim Opfer – sondern beim Mobber selbst

Das Dissen und Hassen im Netz sei nicht weniger geworden seit ihrem Anti-Mobbing-Post von November, aber der Umgang damit sei inzwischen ein anderer, sagt die Musikerin. «Ich merke schon, dass es nicht einfach geschluckt wird, sondern dass sich gewehrt werden darf und man auch sagen darf: “he das ist nicht in Ordnung, mir geht’s schlecht damit”.»

Sie versuche Hater im Netz immer zu fragen: «Woher kommt Deine Wut, was gibt Dir so viel Trauer oder so viel negative Energie, dass Du mir das entgegenschlägst?» In 99 Prozent der Fälle liege das Problem gar nicht beim Opfer – sondern beim Mobber selbst, bei dem, «der die Negativität in die Welt raus sendet».

Aber Meyer-Landrut scheut in extremen Fällen auch nicht vor rechtlichen Mitteln zurück. «Ich gehe gegen vieles vor, was über mich geschrieben wird, was nicht stimmt oder rufschädigend sein kann.» Soziale Medien böten ihr die Möglichkeit, ein gesteuertes Statement zu versenden. «Weil ich kein Interesse habe, aus meinem Privatleben noch mehr boulevardeskes Material zu machen, als es eh schon passiert.»

Aber eigentlich glaube sie, dass Mobbing nicht mit noch mehr Feuer bekämpft werden könne, «sondern wahrscheinlich nur mit Verständnis, mit Liebe und einem offener Ohr.» Von Herbert Mackert, dpa

Hintergrund

Cyberbullying – das Mobbing über das Internet – nimmt unter Jugendlichen zu. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, das Neuntklässler aus Niedersachen befragt hat (News4teachers berichtete).

„Hintergrund hierfür dürfte im Wesentlichen sein, dass die Jugendlichen mittlerweile noch mehr Zeit im Internet verbringen. Im Zeitverlauf zeigt sich, dass die Jugendlichen im Jahr2017 mit einer Steigerung um 20 Minuten signifikant mehr Zeit für sonstige Aktivitäten im Internet aufbringen als noch im Jahr 2015. Auffällig ist, dass Jungen signifikant länger sonstigen Internetaktivitäten wie z.B. Filme/Videos schauen, Shoppen oder Downloaden nachgehen als Mädchen, während Letztere sich länger in sozialen Netzwerken aufhalten und chatten“, so heißt es in der Studie.

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