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Karliczek: Lernstandserhebungen sollen bundesweit in den nächsten Wochen starten

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BERLIN. Die ersten Bundesländer gehen bereits in vier Wochen in die Sommerferien. Wenig Zeit für flächendeckende Lernstandserhebungen, auch noch mit anschließenden individuellen Nachhol-Empfehlungen durch die Klassenlehrer. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek drückt aufs Tempo. Berlin will schon in den Ferien über 800 Lerngruppen anbieten.

An den deutschen Schulen soll der Lernstand der Schüler nach den Worten von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek noch vor den Sommerferien flächendeckend gesondert überprüft werden. Dies sei mit den Ländern vereinbart worden, erklärte die CDU-Politikerin im Deutschlandfunk-«Interview der Woche».

Auf rund 20 bis 25 Prozent schätzt der deutsche Lehrerverband den Anteil der Kinder mit pandemiebedingten großen Lernstandslücken. Foto: Shutterstock

Die Tests sollten in den nächsten Wochen starten, niedrigschwellig als Klassenarbeit, «aber ein bisschen standardisierter», wie Karliczek sagte. «Dafür gibt es Module, die jetzt länderübergreifend genutzt werden können.» Auf der Basis sollten die jeweiligen Klassenlehrer dann individuelle Empfehlungen aussprechen, was nachzuholen sei.

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Damit sollten Nachhilfeprogramme im neuen Schuljahr passgenauer ausgerichtet werden können. Der Bund stellt für Programme zur Schließung von coronabedingten Lücken eine Milliarde Euro bereit und für soziale Förderprogramme eine weitere Milliarde. Der Lehrerverband schätze das 20 bis 25 Prozent der Schülerinnen und Schüler substanzielle Lücken hätten, so Karliczek im Interview.

Karliczeks „Aufholprogramm“: Erst Lernstandserhebung, dann Nachhilfe (zwei bis vier Stunden pro Woche) für förderbedürftige Schüler

Viele Berliner Schüler sollen indes bereits im Sommer die Möglichkeit haben, versäumten Stoff in Ferienschulen nachzuholen. Im Rahmen eines Aktionsprogramms «Aufholen nach Corona» seien zudem Reisen und andere Maßnahmen geplant, um Kinder und Jugendliche psychosozial zu stärken, sagte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD).

Im Zuge der Ferienschulen sind demnach während der Sommerferien (24. Juni bis 6. August) allein an allgemeinbildenden Schulen rund 800 Lerngruppen mit Tausenden Schülern geplant. Die Angebote – in der Regel mehrwöchige Kurse – richten sich an die Jahrgangsstufen 1 bis 3, 7 und 8 sowie 9 bis 13. Mitarbeiter von Bildungsträgern werden bei jüngeren Kindern vor allem Lesen, Rechnen und Schreiben unterrichten. Bei älteren Schülern geht es um Unterstützung in prüfungsrelevanten Fächern wie Deutsch, Mathematik und der ersten Fremdsprache. Die Teilnahme an der Ferienschule ist freiwillig.

«Mir ist es wichtig, dass alle Schulformen und alle Schulen erreicht werden, damit die durch die Pandemie verursachten Lernrückstände aufgeholt werden können», sagte Scheeres. Hinzu kämen Ferienschulen für junge Leute an beruflichen Schulen. Berlin wolle hier in Vorleistung gehen und Mittel aus dem Bundesprogramm nutzen. Für die Angebote habe Berlin auch EU-Mittel einwerben können.

Das Aktionsprogramm sieht außerdem eine Stärkung der Kinder- und Jugendfreizeiten vor, wie Scheeres erläuterte. Dafür stünden voraussichtlich drei Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung. So sollen unter anderem sprach-, sport- und bildungsorientierte Reisen angeboten werden – vor allem für sozial benachteiligte junge Menschen.

«Nach mehr als einem Jahr, in dem Kinder und Jugendliche durch die Corona-Pandemie stark in ihren sozialen Begegnungen eingeschränkt waren, sind Angebote der Kinder- und Jugenderholung auch zur Bewältigung der Folgen der Pandemie von besonderer Bedeutung», sagte Scheeres. «Diese Angebote bieten Erholung, Entspannung und Bewegung und den Kontakt zu Gleichaltrigen.»

Bereits im vergangenen Sommer hatte die Berliner Bildungsverwaltung im Zuge der Ferienschule mehr Angebote unterbreitet als in den Jahren zuvor – auch damals nach wochenlanger Schulschließung wegen Corona. Das Interesse war sehr groß: 11 500 Schüler machten mit, hinzu kamen etliche Berufsschüler. In den Herbst- und Winterferien beteiligten sich ebenfalls Tausende Schüler. (News4teachers mit Material der dpa)

GEW mahnt: Schüler beim Aufholen von Lernstoff nicht überfordern

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