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Thüringen plant Schuljahresstart ohne Maskenpflicht im Unterricht – GEW ist skeptisch

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ERFURT. Am Freitag endet das von der Corona-Pandemie geprägte Schuljahr in Thüringen. Aber auch das folgende im Anschluss an die Sommerferien wird nach Einschätzung der Bildungsgewerkschaft GEW schwierig.

Zum Schulstart in Thüringen sollen die Schülerinnen und Schüler bislang ohne Maske im Unterricht sitzen dürfen. Foto: Shutterstock

Der wissenschaftliche Corona-Beirat der thüringischen Landesregierung hat nach Angaben der Staatskanzlei empfohlen, das Testkonzept an Schulen an das Infektionsgeschehen zu koppeln. Es gebe dazu eine Kontroverse, heißt es in einer Mitteilung der Staatskanzlei. Zuvor hatten unter anderem die Landtagsfraktionen von SPD und Grünen immer wieder gefordert, die Testpflicht an Schulen beizubehalten. Auch die Linke-Fraktion hatte Bildungsminister Helmut Holter (Linke) dazu angeregt, die Abschaffung zu überdenken – ohne Erfolg (news4teachers berichtete).

Holter schaffte die Testpflicht ab – behielt sich aber ausdrücklich offen, sie je nach Infektionsgeschehen wieder einzuführen. Nach Ansicht des Beirates der Landesregierung befindet sich Thüringen bereits in einer vierten Infektionswelle. Allerdings habe sich vor allem Dank der Impfungen die Risikobewertung geändert. Wichtige Ziele des Pandemiemanagements könnten künftig auch mit weniger einschneidenden Schutzmaßnahmen erreicht werden, erklärt die Vorsitzende des Beirates, Petra Dickmann. Dazu gehörten etwa der Schutz derjenigen, die bei einer Infektion ein Risiko haben, schwer zu erkranken oder zu versterben, sowie die Verhinderung der Überlastung des Gesundheitswesens. „Mit der zunehmenden Verfügbarkeit der Impfungen und einer steigenden Impfquote ist eine neue Situation entstanden“, so Dickmann.

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GEW erwartet Wechselunterricht im Herbst

Währenddessen geht die Bildungsgewerkschaft GEW davon aus, dass sich die Schülerinnen und Schüler, Eltern sowie Lehrkräfte in Thüringen wieder auf Wechselunterricht im Herbst einstellen müssen. Wegen der Pandemie werde es wahrscheinlich zumindest phasenweise an manchen Schulen zu einer Abkehr vom Präsenzunterricht kommen, prognostiziert die GEW-Landesvorsitzende Kathrin Vitzthum. Die Schulen bräuchten Konzepte, welche Klassenstufen zuerst in den Wechselunterricht geschickt werden sollten, „damit eine Schule, wenn es so weit ist, auch in dieses Modell umsteigen kann“.

Wechselunterricht werde dann notwendig, wenn in einer Region der Inzidenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner innerhalb von sieben Tagen überschritten sei, so die GEW. Damit halte sich die Gewerkschaft an entsprechende Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI). Von einer politischen Debatte, ob dieser Grenzwerte weiterhin gelten solle, hält die Gewerkschaft laut Vitzthum nichts: „Da vertrauen wir auf die Empfehlung des RKI.“

Forderung nach Test- und Maskenpflicht zum Schuljahresstart

Gleichzeitig erneuert die GEW-Landesvorsitzende die Forderung, in den ersten zwei Wochen des neuen Schuljahres eine Testpflicht für alle Schulkinder und Lehrpersonen sowie eine umfassende Maskenpflicht – auch im Unterricht – gelten zu lassen. Nach den Sommerferien sei die Gefahr groß, dass Menschen aus ihrem Urlaub das Coronavirus mitbringen und Schulen damit ohne Test- und Maskenpflicht zu Infektionsherden werden.

Aus dem Bildungsministerium heißt es dagegen, dass derzeit für das neue Schuljahr keine generelle Maskenpflicht im Unterricht geplant sei. „Bislang vorgesehen ist, dass an den Grundzügen des vorbeugenden Infektionsschutzes in der Phase Grün nichts Wesentliches geändert wird“, so ein Sprecher. Diese bedeutet eine Maskenpflicht im Schulgebäude und im Schülerverkehr. Die Maskenpflicht im Unterricht könnte nach diesem Plänen in Fällen aufgetretener Infektionen an Schulen durch die Schulleitung angeordnet werden.

Mit Blick auf das zurückliegende Schuljahr zieht Vitzthum eine bittere Bilanz: „Gut, dass dieses Schuljahr zu Ende geht, eine Pause haben wirklich alle nötig.“ Zwar sei es kein verlorenes Schuljahr, aber die Belastungen für die Schülerinnen und Schüler, Eltern und alle, die an der Schule arbeiteten, seien enorm gewesen. Unter anderem hätten die Lehrkräfte darunter gelitten, dass viele Corona-Regeln nur sehr kurzfristig vom Bildungsministerium kommuniziert worden seien.

Kritik an der Digitalisierung der Schulen

Im Vergleich zum Sommer 2020 laufe bei den Vorbereitungen für das neue Schuljahr, das Anfang September beginnt, manches besser, so die Gewerkschafterin. Es bewähre sich etwa, dass es zu Bildungsfragen in der Pandemie seit Januar einen Runden Tisch gebe. Allerdings gebe es nach wie vor zahlreiche Defizite, die den absehbaren Wechsel in den Wechsel- oder gar Distanzunterricht an manchen Schulen auch nach etwa eineinhalb Jahren Corona erschwerten.

So funktioniere bei der Digitalisierung zum Beispiel die Anschaffung von Tablets oder Notebooks für die Schulen, doch noch immer seien zu wenige Schulen an das Breitbandnetz angeschlossen, sagt Vitzthum. Infolgedessen sei es in der Regel unmöglich, den Unterricht aus einem Klassenzimmer während einer Phase des Wechselunterrichts zu Schülerinnen und Schülern nach Hause zu streamen. dpa

Mecklenburg-Vorpommern: mit Test- und Maskenpflicht ins neue Schuljahr

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