FRANKFURT/MAIN. Durch den Willen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erhöhen, wurde der Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Kindertageseinrichtung mehrmals ausgeweitet. Um diesen aber vollständig zu erfüllen, stehen in Deutschland nach wie vor zu wenige Kita–Plätze zur Verfügung – trotz des Ausbaus des Angebots in den vergangenen Jahren. Daran wird sich absehbar wohl nichts ändern.
Kinderbetreuung zählt zu den dynamischsten kommunalen Aufgabenbereichen in Deutschland. So haben die Städte, Kreise und Gemeinden in den vergangenen Jahren die Zahl der Betreuungsplätze erheblich ausgebaut. Nachdem die kommunalen Investitionsausgaben für Kitas bis zum Jahr 2020 stetig gestiegen waren, sind sie seit zwei Jahren wieder rückläufig. Für das laufende Jahr 2022 liegen sie bei 3,2 Milliarden Euro (Vorjahr: 3,4 Milliarden Euro) und machen damit rund 8 Prozent der kommunalen Gesamtinvestitionen aus.
Wie eine neue Sonderauswertung von KfW Research auf Basis des bundesweit repräsentativen KfW-Kommunalpanels zeigt, dürften die geplanten Neuinvestitionen weiter nicht ausreichen, um die steigenden Bedarfe zu decken. Der von den Kämmereien gemeldete kommunale Investitionsrückstand bei Kitas liegt zuletzt bei deutschlandweit 10,5 Milliarden Euro im Jahr 2021.
„Die Kommunen stehen beim Kita-Ausbau vor der Herausforderung, trotz Krisenumfeld und unsicherer finanzieller Lage ein angemessenes Angebot an Daseinsvorsorge bereitzustellen“
Hinter der Gesamtsumme verstecken sich große Unterschiede zwischen den Kommunen. So bewerten 12 Prozent der Kommunen den Investitionsrückstand bei Kitas als gravierend und weitere 36 Prozent als noch erheblich. 52 Prozent der Städte, Kreise und Gemeinden haben hingegen keinen oder nur einen geringen Investitionsrückstand. Auch mit Blick auf die Zukunft gehen die Erwartungen auseinander, denn fast jede zweite Kommune (47 Prozent) rechnet zwar mit einem Rückgang des Investitionsrückstands für Kinderbetreuung, ein Viertel (23 Prozent) hingegen mit einem weiteren Anstieg.
Gründe für diese Differenzen liegen laut KfW Research zum Beispiel in unterschiedlichen Haushaltslagen von finanzstarken und -schwachen Kommunen oder in divergierenden demografischen Entwicklungen zwischen wachsenden und schrumpfenden Regionen. Denn die Nachfrage nach Kita-Plätzen wird stark durch die Zahl der Geburten und Weg- bzw. Zuzüge junger Familien bestimmt.
Erschwert wird der Kita-Ausbau durch stark gestiegene Baupreise und Planungsunsicherheiten infolge der aktuellen Krisen. So hat die Corona-Pandemie zu einer Veränderung der investiven Prioritäten geführt und auch der Ukraine-Krieg kann zusätzliche belastende Auswirkungen haben, wenn beispielsweise vermehrt geflüchtete Kinder betreut werden müssen.
„Die Kommunen stehen beim Kita-Ausbau vor der Herausforderung, trotz Krisenumfeld und unsicherer finanzieller Lage ein angemessenes Angebot an Daseinsvorsorge bereitzustellen“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Das erfordert stabile Investitionen und setzt eine auskömmliche und verlässliche Ausstattung der Kommunen mit eigenen Finanzquellen wie Steuereinnahmen oder Zuweisungen im Finanzausgleich voraus. Kredite oder Fördermittel können Finanzlücken nur teilweise auffangen.“ News4teachers
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