ESSEN. „Wenn wir könnten, wie wir wollten…“ – unter diesem Motto hat die Diözesan-Arbeitsgemeinschaft der Katholischen Tageseinrichtungen für Kinder im Bistum Essen ihr erstes Fachpolitisches Forum veranstaltet. Die Botschaft: Der Personalnotstand gefährde das gesetzlich verankerte Recht der Kinder auf Bildung und Teilhabe.
„Die von der Landesregierung auf den Weg gebrachten Ad-hoc-Maßnahmen zum Umgang mit dem akuten Fachkräftemangel in der Kindertagesbetreuung können lediglich als eine kurzfristige Lösung betrachtet werden“, erklärte Anke Lang, Referentin für frühkindliche Bildung beim Diözesancaritasverband Essen.
Der Einsatz von nicht-pädagogischem Personal, Quereinsteigern oder jungen Menschen, die ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) absolvieren, dürfe nicht langfristig zu Lasten der pädagogischen Qualität gehen, so Lang. „Sonst kann das gesetzlich verankerte Recht auf Bildung und Teilhabe nicht für alle Kinder gewinnbringend umgesetzt werden.“ Es komme auch darauf an, dass das Arbeitsfeld „Kindertageseinrichtung“ attraktiv bleibe: „Das drückt sich nicht allein im Gehalt aus“, so die Überzeugung der Caritas-Referentin, „sondern insbesondere auch in einem besseren Personalschlüssel im Verhältnis von Kindern zu Fachkräften.“
Das Anfang Februar vorgestellte „Sofortprogramm Kita des Landes NRW“ lege den Fokus darauf, „unter allen Umständen die Betreuungszeiten der Kinder aufrechtzuerhalten“, kritisiert auch der Kita-Zweckverband im Bistum Essen. Die Bildungsarbeit rücke dadurch zwangsläufig in den Hintergrund. Gerade für Kinder, die in Folge der Corona-Pandemie entwicklungsverzögert sind und erhöhten Sprachförderbedarf hätten, sei das der falsche Weg.
Berechnungen des Ländermonitors Frühkindliche Bildungssysteme 2022 zeigen, dass in NRW gemessen am Betreuungsbedarf der Eltern im Jahr 2023 bis zu 101.600 Kita-Plätze fehlen. Um diese Lücke zu schließen, müssten 24.400 Fachkräfte eingestellt werden, wie die Zahlen belegen. „Der Kita-Platz wird zu einer Frage der Bildungschancengerechtigkeit!“, kritisierte Caritas-Referentin Lang.
Zu begrüßen sei deshalb der Vorschlag von SPD-Chefin Saskia Esken, ein Sondervermögen Bildung in Höhe von 100 Milliarden einzurichten. Aber das allein reiche nicht aus, so Lang. Notwendig sei eine kontinuierlich bessere Finanzierung der frühkindlichen Bildung, um auch in Zukunft die pädagogische Qualität in Bildung und Erziehung sicherzustellen: „Für die Kleinsten sollte uns kein Aufwand zu hoch sein!“ News4teachers
Personalnot: Bundesweit 10.000 Kitas können Aufsichtspflicht nicht wie vorgeschrieben erfüllen
