EXETER. Eine aktuelle Studie zeigt, dass der Zugang zu Gärten und Citizen-Science-Projekten in der Schule dazu beitragen kann, ein umweltfreundliches Verhalten bei Schülern zu fördern.
Der Globale Rahmen für die biologische Vielfalt (Global Biodiversity Framework, GBF) sieht vor bis 2030 30 % der Fläche unseres Planeten für die Natur zu schützen. Beinahe selbstverständlich ist dabei auch der Biologieunterricht in den Blick geraten, der dazu beitragen könne, Menschen für das GBF zu begeistern und ein umweltfreundliches Verhalten zu fördern.
Welche Art von Ansätzen in der schulischen Biologieausbildung hierbei Wirkung entfalten können, haben nun Bethan Stagg von der Universität Exeter und Justin Dillon vom University College London untersucht. Dazu werteten sie zweiundzwanzig experimentelle Studien über Pflanzenökologie und Bildung aus, die zwischen 1998 und 2022 in wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen sind.
Demnach würde besonders der Zugang zu Gärten und die Beteiligung an Bürgerforschungsprojekten dazu beitragen ein ökologisches Bewusstsein bei Schülerinnen und Schülern schärfen. Wenn man Kindern die Möglichkeit gibt, an authentischen wissenschaftlichen ökologischen Projekten und Gartenarbeiten teilzunehmen, werde ihr Interesse an Pflanzen gefördert. Dies fördere eine positive Einstellung zum Umweltschutz und könne zu Verhaltensänderungen führen, etwa dazu, mehr Zeit mit Gartenarbeit zu verbringen. Überdies könne es die Schülerinnen und Schüler anregen eine ökologieorientierte Karriere in Erwägung zu ziehen.
„Ökologische Gärten bieten die Möglichkeit, ökologische Interaktionen eingehend zu beobachten, Empathie mit lebenden Organismen zu entwickeln und das Interesse an der natürlichen Umwelt und den Auswirkungen unseres Handelns auf sie zu steigern“, formuliert Bethan Stagg. Aktive Interaktionen mit Pflanzen durch gärtnerische Aktivitäten seien besonders effektiv, um das Bewusstsein für die Bedeutung von Pflanzen und ihre Gefährdung zu fördern.
In der Studie fordern Stagg und Dillon nicht zuletzt, dass mehr pädagogische Gartenpraktiken in die Lehrereinnen- und Lehrerausbildung aufgenommen werden. Dies würde dazu beitragen, ein Haupthindernis für das Gärtnern in der Schule zu beseitigen, nämlich die geringen gärtnerischen Kenntnisse der Lehrkräfte und ihr mangelndes Vertrauen in die Entwicklung von lehrplanrelevanten gartenbasierten Aktivitäten, verbunden mit einem Mangel an Zeit für die Fortbildung des Personals in der Schule.
Im Hinblick auf die Beteiligung an Citizen Science-Projekten zeigten die Untersuchung Stagg und Dillon zufolge, dass die Schüler insbesondere die Möglichkeit haben müssen, die Ergebnisse mit Gleichaltrigen zu diskutieren und zu bewerten, die Ergebnisse mit anderen zu teilen und die Bedeutung der Ergebnisse für die Klasse, die lokale Gemeinschaft oder die Gesellschaft zu verstehen. „Es ist wichtig, dass LehrerInnen und ErzieherInnen sich für ein Citizen Science Projekt entscheiden, an dem ihre SchülerInnen ein persönliches Interesse haben und die Selbstwirksamkeit, sich zu beteiligen, um die Wahrscheinlichkeit eines dauerhaften Engagements mit dem Projekt zu erhöhen.“, so Bethan Stagg.
Die Einbeziehung der Bürgerwissenschaft in den Unterricht und auch im Hinblick auf die Bewertung der Leistungen der Schülerinnen und Schüler sei eine wertvolle Strategie, um das Engagement und die Sorgfalt der Schüler bei der Datenerfassung sicherzustellen. Daneben weisen Stagg und Dillon darauf hin, dass die Mitgliedschaft von Lehrkräften in ökologischen Fachverbänden dazu beitragen könnte, ihr Vertrauen in den Ökologieunterricht zu stärken und Unterstützung und Kontakte zu finden. Hierzu wären etwa Mentorenprogramme und Partnerschaften zum Wissensaustausch zwischen Lehrern und Universitätswissenschaftlern denkbar. (zab, pm)
- Die Originalstudie ist im Journal of Biological Education erschienen:
Bethan C Stagg, Justin Dillon. Plants and the Kunming-Montreal global biodiversity framework: educational approaches to support pro-conservation behaviours.
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