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Corona-Lockdowns: Vor fünf Jahren wurden die Schulen das erste Mal geschlossen

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DÜSSELDORF. Vor fast genau fünf Jahren begann mit der Entscheidung zu ersten Schulschließungen eine der größten Herausforderungen im Bildungsbereich der letzten Jahrzehnte. Zum Jahrestag des ersten Corona-Lockdowns ziehen eine Elternvertretung und eine Bildungsinitiative aus Nordrhein-Westfalen gemeinsam Bilanz.

Mit den Schulschließungen – wie hier im März 2020 in Nürnberg – rückten die Pandemie und ihre harten Konsequenzen ins Bewusstsein der Bevölkerung. Foto: Shutterstock

Die plötzliche Schließung der Schulen traf Lehrende, Lernende und Eltern gleichermaßen unvorbereitet. Viele Schulen standen vor der Herausforderung, den Unterricht digital fortzusetzen – ein Ziel, das sich in vielen Fällen als schwierig und unzureichend umsetzbar herausstellte.

Meint jedenfalls Harald A. Amelang, Vorsitzender der Landeselternschaft der integrierten Schulen (LEiS) in NRW. „Die Schulschließungen haben in aller Deutlichkeit die Defizite im Bildungssektor aufgezeigt. Vor allem die ungleiche Ausstattung von Schulen und Schüler:innen in Bezug auf digitale Endgeräte und Internetzugang war ein zentrales Problem“, meint er. „Zudem mussten sowohl Lehrkräfte als auch Schüler:innen und Eltern schnell neue Formen des Lernens und der Kommunikation entwickeln, was nicht immer erfolgreich gelang.“

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Doch es gab ihm zufolge auch positive Entwicklungen: „Viele Lehrer:innen entwickelten innovative digitale Unterrichts- und Prüfungsformate, die sich auch nach der Pandemie als wertvolle Ergänzung zum klassischen Unterricht etablierten. Das digitale Lernen, das zunächst als Notlösung begann, hat somit in vielen Bereichen nachhaltige Veränderungen angestoßen.“

„Die Auswirkungen der Schulschließungen sind nach wie vor nicht vollständig aufgeholt“, so Sandra Noa von der Initiative „Bildungswende jetzt!“. „Vor allem die Ungleichheit im Zugang zu digitalen Lernressourcen und die sozialen Benachteiligungen, die während der Pandemie noch weiter verschärft wurden, erfordern eine konsequente und nachhaltige Auseinandersetzung. Viele Schülerinnen haben einen erheblichen Bildungsrückstand erlitten, der auch in den letzten Jahren nicht aufgeholt werden konnte.“

Zudem bleiben Familien, die Schwierigkeiten hatten, den veränderten Alltag zu bewältigen, weitgehend allein gelassen. Sozialpädagogische Unterstützung und aufsuchende Begleitung fehlten fast gänzlich. Für Kinder und Familien mit erhöhtem Infektionsschutzbedarf gebe es bis heute kaum Konzepte, wie sie in ihrem sozialen Klassenverbund als auch an Bildungsinhalte angebunden werden können. Es bedürfe einer breiten und systematischen Aufarbeitung der Pandemiefolgen. Ein zentraler Aspekt sei die Förderung von Chancengleichheit – auch bei der Digitalisierung der Bildung.

„Wir haben während der Pandemie erlebt, wie wichtig es ist, flexibel und innovativ zu sein. Diese Fähigkeit zur Anpassung müssen wir auch in die Zukunft tragen“

Fünf Jahre nach dem ersten Lockdown sei das digitale Lernen zwar ein zentraler Bestandteil des schulischen Alltags, werde jedoch nur teilweise flächendeckend umgesetzt. „Auch wenn in vielen Schulen Fortschritte erzielt wurden, zeigt sich weiterhin, dass digitale Infrastruktur und die digitale Kompetenz von Lehrkräften sowie Schüler:innen nicht überall auf einem gleich hohen Niveau sind. Hier muss kontinuierlich investiert und ausgebaut werden“, so fordern die Organisationen. Bedarfsgerechte hybride Unterrichtsformate sollten als Chance gesehen werden für alle, die aus gesundheitlichen Gründen nicht vor Ort in der Schule sein können.

„Wir haben während der Pandemie erlebt, wie wichtig es ist, flexibel und innovativ zu sein. Diese Fähigkeit zur Anpassung müssen wir auch in die Zukunft tragen“, so Amelang. „Die Pandemie hat gezeigt, dass das Bildungssystem nicht starr, sondern dynamisch auf Veränderungen reagieren muss. Dabei darf der Fokus nie ausschließlich auf der Digitalisierung liegen, sondern es muss grundsätzlich die soziale Dimension von Bildung berücksichtigt werden.“

Zu den Aufgaben für die Politik gehören demnach: „eine konsequente Förderung der digitalen Bildung, die Überwindung sozialer Ungleichheiten, die Verbesserung des Gesundheitsschutzes in Bildungseinrichtungen sowie die Stärkung der Lehrer:innenbildung und die Erhöhung des Personalschlüssels, um den Anforderungen der modernen Bildung gerecht zu werden“. News4teachers

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