WASHINGTON. Seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus im Januar 2025 verfolgt US-Präsident Donald Trump eine radikale Umgestaltung des amerikanischen Bildungssystems: Er will das Bildungsministerium abschaffen, Schulen ideologisch säubern und droht Universitäten mit Geldentzug. Damit steht kaum ein Politikfeld so exemplarisch für den Kulturkampf, den der wiedergewählte Präsident entfacht hat.

Ein Schulleiter aus den USA spricht in einem Interview mit Spiegel Online von einer „Angstepidemie unter Kindern“. Ständig würden von der Trump-Regierung neue Beschlüsse gefasst und in vielen Fällen verursachten diese unnötige Sorgen. Gerade das Thema Abschiebung sorge für erhebliche Ängste unter den Schülerinnen und Schülern. Doch auch das Kollegium sei stark verunsichert. „Es scheint, als ob sich alles in Amerika von einem Tag auf den anderen umdreht. Plötzlich scheint es, als mache man sich schuldig, wenn man für Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion eintritt. Das sind doch Menschenrechte, die besonders in Schulen gewahrt werden müssen“, wird der Schulleiter in dem Bericht zitiert.
Viele Schulen geraten in den USA derzeit unter Druck. Sie werden angehalten, bestimmte Themen aus dem Unterricht zu entfernen. Rassismus, Genderidentität oder die Geschichte systemischer Diskriminierung gelten in Trumps Welt als „linke Indoktrination“. Seine Regierung droht Schulen, die diese Inhalte lehren, mit dem Entzug von Bundesmitteln.
Zerschlagung des Bildungsministeriums?
Bereits im Wahlkampf hatte Trump zudem angekündigt, das US-Bildungsministerium abzuschaffen. Im März ließ er dann Taten folgen und unterzeichnete ein entsprechendes Dekret. Das Ministerium teilte daraufhin mit, dass etwa die Hälfte der Mitarbeitenden entlassen werde. „Wir wollen unsere Schüler wieder in die Hände der Staaten geben, wo Bildung hingehört“, sagte Trump bei der Unterzeichnung – und bediente damit ein Argument, das im konservativen Lager seit Jahrzehnten populär ist.
So einfach ist die Auflösung des Ministeriums jedoch nicht. Trump bräuchte dafür die Unterstützung des Kongresses. Laut einem Bericht der „Deutschen Welle” müsste im Senat sogar eine sogenannte „super majority“ für die Abschaffung stimmen, also mindestens 60 Senator*innen – die Republikaner haben allerdings nur eine Mehrheit von 53 Sitzen. Trotzdem machen sich viele Bildungsexpert*innen Sorgen, denn das Bildungsministerium stellt unter anderem Gelder für bundesweite Programme zu Verfügung – von Förderprogrammen für benachteiligte Schüler*innen und Schulmahlzeiten, über Sprachförderung bis hin zu Maßnahmen der Inklusion. Auch die Finanzierung von Lehrerfortbildungen sowie Schulpsychologieprogrammen fällt in den Aufgabenbereich des Ministeriums. All dies sehen sie durch Trump gefährdet.
Autonomie unter Beschuss
Doch ob mit oder ohne Bildungsministerium, Trump krempelt die Bildungspolitik in den USA gerade radikal um. Wie US-Medien berichten, hat die Trump-Regierung eine neue Richtlinie erlassen, die Bildungseinrichtungen in den USA verpflichtet, Programme zu Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion (DIE) zu beenden, wenn sie weiterhin Bundesmittel erhalten möchten. Alle öffentlichen Schulen und Universitäten müssen eine entsprechende Erklärung unterzeichnen. „Ich bin definitiv besorgt darüber, dass wir jemanden ins höchste Amt im Land gewählt haben, der die Absicht hat, Lehrpläne so zu beeinflussen“, sagt Karen Svoboda, eine der Gründerinnen und die Direktorin von „Defense of Democracy“, einer progressiven Elterninitiative in den USA, gegenüber der Deutschen Welle. „Jedes Kind, das nicht weiß, christlich und heterosexuell ist, wird im Regen stehen gelassen.“
Besonders eingeschossen hat sich Präsident Trump auf Elite-Universitäten wie Harvard oder Columbia, die er als Brutstätten „linker Gehirnwäsche“ bezeichnet. Der Konflikt hat diese Woche eine neue Eskalationsstufe erreicht, als sich die Harvard-Universität weigerte, Trumps Forderungen nachzugeben. „Keine Regierung – unabhängig davon, welche Partei an der Macht ist – sollte vorschreiben, was private Universitäten lehren dürfen, wen sie aufnehmen und einstellen dürfen und welche Studien- und Forschungsbereiche sie verfolgen dürfen“, schreibt der Harvard Präsident Alan-Garber in einem offenen Brief.
Daraufhin hat die Regierung zunächst Bundesmittel in Milliardenhöhe eingefroren. Zudem drohte Trump, die Elite-Universität als „politische Organisation“ einstufen zu wollen, was weitere finanzielle Konsequenzen hätte, da die Hochschule dann ihre Steuerbefreiung verlieren würde. Der ehemalige Präsident Barack Obama, der selbst in Harvard studiert hat, lobte den Widerstand der Universität ausdrücklich und sprach laut Tagesschau von einem „entscheidenden Moment für die amerikanische Demokratie“. Wie viele andere Expert*innen befürchtet auch er einen „Brain Drain“, also die Abwanderung von Talenten aus dem Land – aus Angst vor dem Druck der Trump-Regierung. News4teachers
Trump will Bildungsministerium abschaffen – Hälfte der Mitarbeiter wird entlassen
