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„Aufruf zum Mord an jüdischen Kindern“ – Linksjugend-Post sorgt für Empörung

FRANKFURT/MAIN. Ein antisemitischer Social-Media-Beitrag der Frankfurter Linksjugend sorgt bundesweit für Entsetzen – und wirft ein Schlaglicht auf die zunehmende Radikalisierung der Nahost-Debatte in Deutschland. Bildungsinstitutionen und Politiker sprechen von einem Tabubruch.

 

“Entschlossen gegen jeden Antisemitismus”: Linksjugend-Aktivisten. Foto: Gregor Wünsch, CC BY-SA 2.0 via Wikimedia Commons

Auslöser der Empörung ist ein Post auf dem offiziellen X-Account (ehemals Twitter) der Frankfurter Linksjugend solid. Dort hieß es am vergangenen Donnerstag: „Wir müssen leider enttäuschen: Der Rauswurf fand nicht statt während das Flugzeug in der Luft war.“

Bezogen war der Satz auf eine Meldung der Jüdischen Allgemeinen über eine Schülergruppe aus Frankreich, die im Juli von Bord eines spanischen Flugzeugs verwiesen worden war. Der hämische Kommentar ließ keinen Zweifel: Bedauert wurde, dass die jüdischen Jugendlichen – im Alter von höchstens 15 Jahren – nicht aus tausenden Metern Höhe aus dem Flugzeug gestoßen wurden. Die Hessenschau spricht von einem „weiteren Tiefpunkt“ in der aufgeheizten Debatte über den Israel-Palästina-Konflikt.

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Bildungsstätte Anne Frank: „Letzte Hemmungen fallen“

Besonders scharf reagierte nun die Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt. Ihr Direktor Meron Mendel erklärte auf Anfrage des Hessischen Rundfunks: „In den vergangenen Wochen hat sich die menschenverachtende Rhetorik im Kontext des Israel-Palästina-Konflikts immer weiter zugespitzt – die Social-Media-Äußerungen der Linksjugend Frankfurt sind ein drastisches Beispiel dafür, wie auch die letzten Hemmungen fallen.“

Die Situation im Gazastreifen werde instrumentalisiert, um Antisemitismus „freien Lauf“ zu lassen. Den Post selbst wertete Mendel als „Aufruf zum Mord an jüdischen Kindern und Jugendlichen“.

Konsequenzen in Frankfurt – Distanzierungen auf Landes- und Bundesebene

Die Frankfurter Linksjugend solid distanzierte sich nach massiver Kritik umgehend von dem Beitrag. Er sei von einer Einzelperson ohne Abstimmung mit der Basisgruppe veröffentlicht worden. Diese Person sei mittlerweile suspendiert und nicht länger Mitglied der Frankfurter Gruppe.

Die Organisation bat öffentlich um Entschuldigung: „In diesem Sinne möchten wir uns bei allen herzlich entschuldigen, die von den Posts auf diesem Account verletzt waren und sind.“ Parteimitglied der Linken sei die Verfasserin nie gewesen. „Als linksjugend [‘solid] treten wir fest entschlossen gegen jeden Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens ein“, so heißt es auf X.

Auf Bundesebene reagierte die Linke nervös. Der Bundestagsabgeordnete Dietmar Bartsch, langjähriger Fraktionschef, nannte den Beitrag „absolut inakzeptabel und in höchstem Maße menschenverachtend“. Gegen solche Äußerungen müsse „mit allen möglichen Mitteln“ vorgegangen werden – so wie in Frankfurt geschehen. Die Parteispitze in Berlin verwies indes auf die lokale Verantwortung.

Hintergrund: Eskalation in Valencia

Der Anlass für den Post war ein Vorfall am Flughafen von Valencia im Juli. Dort wurde eine rund 50-köpfige Gruppe jüdischer Schüler aus Frankreich von Bord einer Maschine der Fluglinie Vueling verwiesen. Während die Jugendlichen angaben, nur ein Lied auf Hebräisch gesungen zu haben, warf die Airline der Gruppe vor, die Sicherheitseinweisung des Personals massiv gestört zu haben. Eine Betreuerin wurde von Sicherheitskräften sogar in Handschellen abgeführt.

Die Linksjugend solid hat bundesweit nach eigenen Angaben rund 13.000 aktive Mitglieder. Sie versteht sich als unabhängig, ist aber der Partei „Die Linke“ eng verbunden und gilt als deren anerkannte Jugendorganisation. Immer wieder wird sie für innerparteiliche Debatten genutzt – auch für radikale Positionen. News4teachers / mit Material der dpa

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