BERLIN. Der Bundeselternrat reagiert mit großer Sorge auf die Ergebnisse des aktuellen IQB-Bildungstrends. Die neuen Daten zeigten erneut sinkende Kompetenzen von Neuntklässlerinnen und Neuntklässlern in Mathematik, Biologie, Chemie und Physik – und eine wachsende Zahl von Schülerinnen und Schülern, die nicht einmal die Mindeststandards erreichen. Für den obersten Elternvertretungsverband Deutschlands steht fest: Die Studie ist „ein Warnsignal, das gehört werden muss“.
„Es reicht nicht, den Kopf zu schütteln und zur Tagesordnung überzugehen“, heißt es in der Stellungnahme. „Diese Ergebnisse sind ein Symptom eines Systems, das seit Jahren an seinen Grenzen arbeitet – und diese Grenzen längst überschritten hat.“
IQB-Bildungstrend zeigt dramatische Defizite
Der IQB-Bildungstrend untersucht regelmäßig die Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in den Ländern der Bundesrepublik. Die aktuelle Erhebung belegt einen erneuten Leistungsrückgang in den naturwissenschaftlichen Fächern und in Mathematik. Laut der Studie verfehlt mittlerweile ein erheblicher Anteil der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler die Mindeststandards, die für den Mittleren Schulabschluss erforderlich wären (News4teachers berichtete).
Für den Bundeselternrat ist das kein überraschendes, aber ein umso alarmierenderes Ergebnis. „Das deutsche Bildungssystem steht unter Druck – und dieser Druck trifft die Kinder am stärksten“, so die stellvertretende Vorsitzende Aline Sommer-Noack.
Positives Beispiel: Sprachförderung – aber Ungleichheit bleibt
Als Beispiel für wirksame Maßnahmen nennt der Bundeselternrat die Sprachförderung. Programme wie „Sprach-Kitas“ hätten vielerorts Erfolge gezeigt – und einige Länder führten diese sogar auf eigene Kosten fort, nachdem der Bund sich aus der Finanzierung zurückgezogen hatte.
Doch genau hier sieht der Verband auch ein Grundproblem: „Der Bund stößt nützliche Initiativen an, überlässt sie jedoch dann den Ländern“, heißt es in der Erklärung. Das führe zu Ungerechtigkeit zwischen den Ländern, insbesondere dort, wo die Haushaltsmittel begrenzt seien. „Das gefährdet Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit – zentrale Werte, auf die sich alle Ebenen verpflichtet haben.“
Ursachen: Ungleichheit, Überlastung, Symbolpolitik
Die Ursachen des Leistungsabfalls sieht der Bundeselternrat in einer Mischung aus strukturellen Defiziten und gesellschaftlichen Problemen. Soziale Ungleichheit, überlastete Lehrkräfte und fachfremder Unterricht verschärften die Situation weiter. „Symbolpolitik reicht nicht“, heißt es in der Erklärung unmissverständlich.
Die Reaktionen nach jeder neuen Bildungsstudie seien stets dieselben: Arbeitsgruppen, Ankündigungen, Berichte – aber keine spürbaren Veränderungen. „Wir brauchen keine weiteren Analysen, die das Bekannte bestätigen, sondern politischen Mut, endlich zu handeln“, fordert Sommer-Noack.
Forderungen: Qualität, Fachkräfte, Gerechtigkeit
Der Bundeselternrat fordert deshalb einen Bund-Länder-Aktionsplan, der sich auf Qualität, Fachkräfte und Chancengerechtigkeit konzentriert. Zu den zentralen Punkten zählen:
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Verlässliche Rahmenbedingungen: kleinere Klassen, individuelle Förderung, Schulsozialarbeit, Lerncoaching und Schulpsychologie.
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Beteiligung & Transparenz: Eltern müssen aktiv eingebunden, Maßnahmen regelmäßig evaluiert und angepasst werden.
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Nachhaltige Finanzierung: Bildungsprogramme dürfen nicht von Haushaltszyklen abhängen – sie müssen langfristig gesichert sein.
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Psychosoziale Unterstützung: Schulen sollen gezielt Resilienz, Selbstwirksamkeit und ein positives Schulklima fördern.
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Frühförderung & Übergänge: Der Übergang von der Grundschule sowie die Berufsorientierung müssen systematisch gestärkt werden.
Das Fazit des Bundeselternrats ist deutlich: Der IQB-Bildungstrend sei ein Weckruf, der politische Konsequenzen haben müsse – auf allen Ebenen. „Bildungsgerechtigkeit darf kein Ideal bleiben – sie muss gelebte Realität werden“, heißt es abschließend. News4teachers