Website-Icon News4teachers

IQB-Bildungstrend: Warum es mit den Schulleistungen in Deutschland (weiter) bergab geht

BERLIN. Mit den Schülerleistungen in Deutschland geht es weiter bergab. Nach Studien über schlechtere Lese- und Rechenkompetenzen in der Grundschule und zurückgehende Deutsch-Leistungen in der Oberstufe zeigt nun eine weitere Untersuchung – der IQB-Bildungstrend – auch wachsende Defizite bei Neuntklässlern in den Fächern Mathematik und Naturwissenschaften. Die Bundesbildungsministerin schlägt Alarm. 

Abwärts. (Symbolfoto.) Foto: Shutterstock

Jeder Dritte verfehlte in Testaufgaben die Mindeststandards für den mittleren Schulabschluss (MSA) in Mathematik, wie der aktuelle IQB-Bildungstrend des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen zeigt – ein Anstieg von zehn Prozent im Vergleich zur letzten Erhebung 2018. Die Studie, die am Rande der Bildungsministerkonferenz in Berlin vorgelegt wurde, enthält weitere besorgniserregende Befunde:

Bundesbildungsministerin Karin Prien bezeichnete die schlechten Leistungen als besorgniserregend. «Es ist ein ernstzunehmendes Warnsignal, und zwar für unsere Gesellschaft insgesamt», sagte die CDU-Politikerin bei einer Pressekonferenz in Berlin. Es gebe massiven Handlungsbedarf und brauche eine nationale Kraftanstrengung, um die passende Antwort auf diese Ergebnisse und die Ergebnisse davorliegender Bildungsstudien zu finden. «Die Schulen allein werden diese großen Herausforderungen nicht mehr lösen können.»

Anzeige

«Geht nicht um irgendwelche Bildungsgipfel»

«Hier geht es nicht um irgendwelche Bildungsgipfel», sagte Prien. Es gehe um Arbeitsprozesse. Sie forderte eine konstruktive Zusammenarbeit aller Akteure von der Politik, über die Verwaltung, Verbände, Kitas, Schulen, die Kinder- und Jugendhilfe, die Familien und außerschulischen Bildungsträgern bis hin zu den für Lehrkräftebildung zuständigen Universitäten und Einrichtungen der Länder.

Sie verwies darauf, dass bereits Maßnahmen ergriffen seien, vieles wirke noch nicht. Prien nannte das Startchancenprogramm, die Einführung des Rechtsanspruchs auf Ganztag, der im nächsten Jahr greift oder Verbesserungen in der frühkindlichen Bildung etwa durch Sprachdiagnostik und Sprachförderung.

Was sind die Ursachen für diese Entwicklung? Die Daten der Studie geben keine Antworten darauf. Die Studienautoren vermuten aber, dass «Nachwirkungen der pandemiebedingten Einschränkungen des Schulbetriebs und der Sozialkontakte ein wesentlicher Faktor sein» dürften.

Entwicklung möglicherweise «stark beeinträchtigt»

Die 2024 getesteten Neuntklässer seien damals in der fünften Klasse gewesen, in den meisten Bundesländern also kurz nach dem Verlassen der Grundschule im noch neuen Alltag der Sekundarstufe eins, aus dem sie herausgerissen worden seien. Der Einschnitt «könnte ihre Entwicklung stark beeinträchtigt haben und auch noch vier Jahre später nachwirken».

Die Veränderungen im erreichten Kompetenzniveau hätten zudem etwas damit zu tun, dass sich die Zusammensetzung der Schülerschaft weiter verändert habe. Die sozioökonomische Heterogenität habe sich vergrößert und der Anteil zugewanderter Schülerinnen und Schüler sei weiter gestiegen.

Aktuelle Studien zeigten zudem, dass viele Jugendliche infolge globaler Krisen ein erhöhtes Maß an Ängsten und Unsicherheiten erleben. «Ferner wird vielfach angenommen, dass die Nutzung sozialer Medien die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen beeinträchtigen kann», heißt es weiter.

Mehr als 48.000 Schülerinnen und Schüler getestet

Für die repräsentative Studie wurden im vergangenen Jahr mehr als 48.000 Schülerinnen und Schüler der neunten Klassen aus allen 16 Bundesländern getestet. Ihnen wurden außerdem Fragebögen vorgelegt mit Fragen zur Person, zum häuslichen Umfeld zu den schulischen Lernbedingungen, zur Schulzufriedenheit und anderen Themen.

Gemessen wurde, inwieweit die Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz erfüllt werden. Sie legen fest, über welche Kompetenzen Schüler verfügen sollten, wenn sie das Ende einer bestimmten Bildungsetappe erreicht haben. Der Mindeststandard definiert laut IQB dabei «das Minimum an Kompetenzen, das zu diesem Zeitpunkt in der Bildungslaufbahn erreicht werden sollte». News4teachers / mit Material der dpa

IQB-Bildungstrend: Ranking im Überblick – So schneiden die einzelnen Bundesländer ab

Die mobile Version verlassen